Jestetten 100 Jahre, auf den Tag genau, nach der Eröffnung der Jestetter Radrennbahn am 24. Mai 1925 fand eine Jubiläumsrundfahrt Hallau – Jestetten – Hallau statt. Etwa 60 Teilnehmer auf, größtenteils historischen Fahrrädern, begleitet von einem Tross musealer Automobile machten sich bei wunderbarem Frühlingswetter auf den Weg und erreichten pünktlich das Jestetter Velodrom, wo zahlreiche Radbegeisterte, darunter Bürgermeister Dominic Böhler, bereits warteten.

Edgar Maier berichtete über die kurze aber sehr erfolgreiche Geschichte der Radrennbahn. Selbst erlebt hat der 87-jährige diese Ära aber nicht mehr, denn bereits 1934 fand, einem Bericht des Alb-Boten zufolge, das letzte Rennen statt, der Nationalsozialismus hatte dem gut-nachbarlichen Verhältnis zwischen Deutschen und Schweizern einen Riegel vorgeschoben. Von 1925 bis Anfang der 30er Jahre war die Jestetter Radrennbahn allerdings eine Sportstätte auf der sich die Weltelite regelmäßig ein Stelldichein gab.

Mehr als 2 000 Zuschauer kamen seinerzeit in die Jestetter Au, um den Lokalmatadoren Ludwig Merlo und Karl Altenburger aber auch Max Bulla aus Wien, den ersten Sieger der Tour de Suisse oder dem Schweizer Straßen- und Stehermeister Heiri Suter dabei zuzusehen, wie sie auf der 200 Meter langen Bahn ihre Runden drehten. Quellen zufolge setzen die SBB sogar Sonderzüge ein, um die sportbegeisterten Menschen nach Jestetten zu bringen. Eine Tribüne am Hang bot Sitzgelegenheiten für mehr als 1000 Menschen.

Nach dem Krieg war geplant, die Bahn wieder in Betrieb zu nehmen, doch leider zerschlugen sich diese Pläne und die Bahn verfiel zusehends. Komplett zugewachsen, bewaldet und weitgehend vergessen stieß der Waldkindergarten im Jahre 2009 auf die Bahn. In den Folgejahren wurde der Bewuchs entfernt und das Velodrom, seit 1999 im Eigentum der Gemeinde Jestetten, zum Kulturdenkmal erklärt. Eine Fotodokumentation am alten Oval gab einen guten Einblick in die damalige Zeit. Demnach waren die Radrennen nicht nur ein sportlicher Anlass, sondern darüber hinaus ein regelrechtes Volksfest mit Musikverein und Festwirtschaft. An Radrennen ist zwar im Augenblick nicht zu denken, doch ein Team älterer Radfahrer um Kuno Bühler und Edgar Maier sorgen dafür, dass die Bahn nicht wieder zuwächst. Und es besteht noch immer die Hoffnung, dass sich ein Sponsor findet, der der Bahn einen neuen Betonbelag spendet, um sie langfristig zu sichern.

Die Teilnehmer der Rundfahrt machten sich dann wieder auf den Weg zurück nach Hallau. Für sie gab es nicht nur eine handbemalte Startnummer als Andenken sondern auch das limitierte Jubiläumsplakat.