Nach einem Jahr Projekt „Pfarrhof Erzingen“ ist bei den Initiatoren Ernüchterung und Enttäuschung eingekehrt. Aber Aufgeben ist dennoch keine Option für die Pfarrhof-Gruppe, zu deren Kernmannschaft mittlerweile mehr als 30 Frauen und Männer zählen.

Das Ziel der Initiative, unter dem Dach einer Genossenschaft das Areal in Erzingen mit der historischen Pfarrschür, dem Pfarrhaus und dem dazugehörenden Gelände zu erwerben und einen sozio-kulturellen Treffpunkt für Jung und Alt zu schaffen, ist nicht entscheidend weitergekommen. Grund dafür sei, dass die Entscheidung der Erzdiözese Freiburg zum Verkauf des Areals noch nicht gefallen ist, obwohl Pfarrgemeinderat und Stiftungsrat der katholischen Pfarrgemeinde sowie die politische Gemeinde dem Projekt deutlich ihre Unterstützung zugesagt haben.

Hinzu komme noch, dass Anschreiben und Einladungen, sowohl an hiesige kirchliche Entscheidungsträger nicht beantwortet beziehungsweise nicht wahrgenommen würden. „Es findet keinerlei Kommunikation statt, von Transparenz der Kirche kann keine Rede sein“, sagt Nicole Netzhammer, die maßgeblich am Projekt beteiligt ist.
Auf Nachfrage dieser Zeitung erklärte der zuständige Stiftungsrat Heinz Giesen: „Der Stiftungsrat und unsere Pfarrer pflegen mit der Initiative ‚Pfarrhof Erzingen‘ einen engen Kontakt. Eine Genossenschaft als Basis für die Initiative ist sicherlich eine gute Lösung, um gemeinsame Ziele zu erreichen.“

Man sei sich absolut einig, dass ein solcher sozio-kultureller Treffpunkt für die Gemeinde Klettgau und darüber hinaus von außerordentlichem Wert wäre. Die endgültige Genehmigung zum Verkauf des Pfarrhauses, der Pfarrscheuer und des gesamten Geländes sei zurzeit noch bei der Erzdiözese Freiburg offen. Solange keine Entscheidung vorliege, seien Stiftungsrat und Pfarrer nicht handlungsfähig.
Frust
Frustriert erklärt Lucia Indlekofer, die Finanzexpertin der Initiative: „Wir wissen langsam nicht mehr, wohin wir uns wenden sollen, alle Versuche, weiterzukommen, laufen bei der Kirche ins Leere.“ Das Gespräch mit dem zuständigen Stiftungsrat der Pfarrgemeinde sei zwar positiv verlaufen, aber mehr habe man nicht in der Hand. Dabei hat die Projektgruppe ihre Hausaufgaben in dem von der Seelsorgeeinheit eingeräumten Jahr, ihr Vorhaben weiterzuentwickeln, vorbildlich gemacht: Sie hat Förderanträge gestellt, Angebote zur Sanierung der maroden Pfarrschür eingeholt, einen kostspieligen 3D-Scan erstellt sowie eine bauhistorische Untersuchung eingeholt, deren ausführliche Ergebnisse auf der Internetseite nachzulesen sind. Hinzu kommt, dass die Schür entrümpelt und der „Dämmerschoppen goes Pfarrhof“ mit seinen zahlreichen Besuchern veranstaltet wurde.
Die Antwort der Erzdiözese
Eine Anfrage dieser Zeitung hat Katharina Schwab als Vertreterin der Erzdiözese Freiburg wie folgt beantwortet: „Das Pfarrhaus in Erzingen wurde nach vorausgegangener Veräußerungsanfrage der Kirchengemeinde Klettgau-Wutöschingen im Dezember 2020 seitens Kurie/Hauptabteilung 9 des Erzbischöflichen Ordinariats aus pastoraler Sicht zur Vermarktung freigegeben. Auf dieser Basis prüft die Kirchengemeinde derzeit eine Transferierung dortiger von Pastoral und Verwaltung genutzter Räume. Eine Entscheidung in gebäudekonzeptioneller Hinsicht kann aus Sicht der örtlichen Gremien frühestens im März 2022 getroffen werden. Daher wurde vor diesem Hintergrund bislang noch kein Auftrag hinsichtlich der Vermarktung des Pfarrhofs in Erzingen erteilt.“
Die Pläne
Jetzt aber steckt das Projekt fest, denn die Entscheidung zum Verkauf, inklusive der Angabe eines Verkaufspreises, steht noch aus. Nur abwarten wolle man nicht und schon gar nicht die Pfarrschür weiter verfallen lassen. „Wir wünschen uns, in einen engeren Dialog mit den kirchlichen Vertretern sowie mit der Kommune und den Akteuren vor Ort (Vereine) zu kommen. Die Idee ist, die Finanzierung des Projekts durch eine Bürgergenossenschaft anzustoßen, deshalb ist nun ein Förderverein in Gründung“, erklärt Joachim Netzhammer. In den nächsten Wochen wird es deshalb eine Unterschriftenaktion geben, in der alle Bürger mit ihrer Unterschrift unverbindlich die Idee des Pfarrhofprojekts unterstützen können.