Vor den Kreistagswahlen hat eine Debatte begonnen über die angemessene Zahl an Patientenbetten im zukünftigen Zentralklinikum Hochrhein in Albbruck. 352 Betten sind dort geplant. Viele halten das für zu wenig und verweisen auf die 685 Betten, über die der Neubau des Zentralklinikums Lörrach ab 2025 verfügen wird. Es gibt aber auch Stimmen, die warnen, 352 Betten in Albbruck seien zu viel. Denn derzeit verfüge das Klinikum Hochrhein in Waldshut de facto über nur 250 Betten. Wir haben den Landkreis gebeten zu erläutern, wie die Kapazität ermittelt wurde.
Woraus genau ergibt sich die Zahl von 352 Patientenbetten?
Grundlage ist laut Landkreis die 2018/2019 für das Jahr 2035 erarbeitete Medizinstrategie für das Klinikum Hochrhein. Dort eingeflossen seien medizinische Leistungsdaten, also das Angebot an Behandlungen, diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen in den Krankenhäusern sowie die Anzahl der tatsächlich benötigten Leistungen.

Berücksichtigt worden seien auch die demografische Entwicklung, die zukünftig erwartete Zunahme ambulanter und der Rückgang stationärer Behandlungen sowie die Entwicklung der medizinischen Versorgung im Landkreis, also die Schließung der Krankenhausstandorte Stühlingen und Sankt Blasien.
Welche Bedeutung spielt der Krankenhausplan des Landes bei der Ermittlung der Bettenkapazität?
Krankenhausplanung sei grundsätzlich eine Aufgabe des Landes, das Sozialministerium gebe die Anzahl der vom Land geförderten Betten für ein Krankenhaus vor, erklärt der Landkreis. Dessen Planung ergebe sich aus dem medizinischen Angebot der Kliniken im jeweiligen Landkreis und der Region. Das Ministerium binde in den Planungsprozess den jeweiligen Landkreis und die Kliniken dort ein. Auf Grundlage dieses Prozesses seien im Landeskrankenhausplan 352 Betten für das Zentralklinikum Albbruck bestätigt worden und damit förderfähig. Jedes weitere Bett wäre nicht genehmigt und damit auch nicht förderfähig.

Ist eine künftige Vergrößerung des Zentralkrankenhauses möglich?
Der Fall sei mitgedacht worden, dass die derzeit geplante Anzahl der Betten in Zukunft nicht ausreichen könnte, erklärt der Landkreis. Dann sehe direkt im Anschluss an das Klinikum eine Erweiterungsfläche zur Verfügung. Es bestehe also jederzeit die Möglichkeit, die stationären Strukturen bedarfsgerecht weiterzuentwickeln.
Auf welche medizinischen Stationen verteilen sich die 352 Betten und welche Abteilungen gibt es?
Die Betten verteilen sich auf die vier Allgemeinpflegestationen (233 Betten), die Notaufnahme (12 Betten), die Intensivstation (15 Betten), Intermediate Care (15 Betten), die Geburtsstation (17 Betten), die Palliativstation (8 Betten), die Geriatriestation (24 Betten) und die Komfortstation (28 Betten), erläutert das Landratsamt.
Das Zentralklinikum gliedere sich in folgende acht medizinische Abteilungen: die Klinik für Chirurgie (Allgemein-, Viszeral-, Thoraxchirurgie), das Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Wirbelsäulenchirurgie, das Zentrum Innere Medizin mit Kardiologie, Gastroenterologie, Pneumologie, Geriatrie und Allgemeine Innere Medizin, die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, die Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin, die Radiologie, die Palliativmedizin, die Zentrale Notaufnahme.

Wie hoch ist derzeit die durchschnittliche Auslastung des Klinikums Hochrhein im Augenblick?
Dem Klinikum Waldshut sind heute formal 303 Planbetten zugeordnet, so der Landkreis. Allerdings würden nur etwa 250 dieser Betten genutzt. Grund dafür sei die derzeitige Personalsituation. Bezogen auf die 303 Planbetten liegt die Auslastung bei rund 65 Prozent, bezogen auf die 250 tatsächlich genutzten Planbetten liegt die Auslastung bei rund 78 Prozent.

Welche durchschnittliche Auslastung hält der Landkreis beim Betrieb des eines Klinikums für erstrebenswert beziehungsweise sinnvoll?
Damit das neue Krankenhaus wirtschaftlich betrieben werden kann, wird eine geplante Auslastung von 75 bis 80 Prozent angestrebt. Die übrigen Betten stehen für Notfallsituationen beziehungsweise ungeplante Krankenhausaufenthalte zur Verfügung, so das Landratsamt.
Wie viele Soll-Stellen sind derzeit im Klinikum Hochrhein bei Ärzten und beim Pflegepersonal nicht besetzt?
Im Klinikum sind laut Landkreis aktuell neun Arztstellen nicht besetzt. Diese werden jedoch durch Ärzte in Arbeitnehmerüberlassung überbrückt. Beim Pflegepersonal sind rund 25 Stellen nicht besetzt. Diese können zum Teil mit Arbeitnehmerüberlassung überbrückt werden.
Wie soll genügend Personal für ein vergrößertes Zentralklinikum gefunden werden?
Der Landkreis sieht mehrere Gründe, weshalb es künftig einfacher sein wird, genügend Fachkräfte zu finden. Ein neues Klinikum mit moderner Medizintechnik und optimal aufeinander abgestimmten Prozessen biete attraktive Arbeitsplätze und werde deshalb Fachpersonal stärker ansprechen. Auch im Gesundheitspark würden sich Möglichkeiten für medizinisches Fachpersonal ergeben. Die Mischung aus stationärer Behandlung in enger Kooperation mit ambulant angesiedelten Fachärzten steigere die Attraktivität des gesamten Standorts. Klinik und Gesundheitspark seien durch Zug- und Busanbindung sowie ein großes Parkhaus gut erreichbar. In der Gemeinde Albbruck entstehe neuer Wohnraum, was ebenfalls attraktiv für die Beschäftigten sei.