Der Vorführeffekt hätte nicht besser sein können. Die verkehrspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Daniela Ludwig, sollte sich auf Einladung ihres Kollegen Felix Schreiner vor Ort ein Bild von den verkehrspolitischen Sorgen und Nöten der Region machen. Dazu fuhr sie gemeinsam mit dem Lauchringer Abgeordneten, einem Vertreter von DB-Regio und Medienvertretern in der Regionalbahn von Wehr-Brennet nach Laufenburg. Der Zug fuhr pünktlich auf Gleis 1 in Waldshut ein. Doch dann die Durchsage: Die Weiterfahrt nach Lauchringen verzögert sich um zehn Minuten, weil es zu einer ungeplanten Zugkreuzung gekommen ist und der Interregio-Express Vorfahrt hat.

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Aber schon vor dem unfreiwilligen Stopp im Waldshuter Bahnhof hatte Daniela Ludwig klar gemacht, dass im äußersten Südwesten der Republik Handlungsbedarf bestehe und der Druck auf die Bahn, Verbesserungen herbeizuführen, erhöht werden müsse. Auch, so die CSU-Abgeordnete aus Rosenheim, gehe es mit der geplanten Elektrifizierung der Hochrhein-Strecke zu langsam voran. Beide Punkte wolle sie mit nach Berlin nehmen und dort an den entsprechenden Schrauben drehen.

Viele Pendler kritisieren Zustand

Ein Grund, weshalb Felix Schreiner seine Fraktionskollegin eingeladen habe, sei die nach wie vor hohe Anzahl von „schlechten Rückmeldungen von Pendlern„. Schreiner: „Wir müssen uns dringend Gedanken machen, wie wir es besser machen können.“ Dabei soll eben Dagmar Ludwig helfen, auch wegen ihrer „Nähe zum Bundesverkehrsminister“. Beide gehören der CSU an. Der Lauchringer CDU-Bundestagsabgeordnete gegenüber unserer Zeitung: „Ich hoffe, dass uns Daniela Ludwig mit ihrer politischen Power helfen kann.“

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Ihr selbst, so Ludwig, helfe es erst einmal, „wenn ich mir vor Ort ein Bild machen kann“: „Echten Handlungsdruck erkennt man erst, wenn man vor Ort gewesen ist.“ Der Landkreis Waldshut sei eine starke Grenzregion, die in Zukunft aber nur dann so stark bleiben könne, wenn die Infrastruktur stimme. Deshalb versprach sie, dass die Verkehrspolitik in Berlin „nicht nur durch die Ballungsbrille“ gesehen werden dürfe.

Bahn spielt eine wichtige Rolle

Die Bahn spiele gerade im ländlichen Raum eine wesentliche Rolle, wenn es einem mit dem Klimaschutz ernst sei. Gut sei, so Ludwig, dass die Menschen hier am Hochrhein „umsteigewillig“ seien. Also gerne von Auto auf Zug wechseln würden. Dazu müsse die Bahn aber funktionieren, vor allem pünktlich sein. „Deshalb“, so die Abgeordnete des Wahlkreises Rosenheim, „müssen wir Druck auf die Bahn machen, dass sie liefert“. Und weiter: „Wir geben der Bahn soviel Geld wie noch nie.“

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„Druck“, so erklärt Daniela Ludwig während die Silhouetten der Gemeinden am Fenster vorbeihuschen, „müssen wir auch bei der Elektrifizierung der Hochrheinbahn machen“. Denn: „Wo die Wirtschaft funktioniert, muss auch die Mobilität funktionieren.“ Und dabei spiele die Schiene eine ganz große Rolle. Dass es mindestens noch sieben Jahre dauern wird, bis die erste E-Lok zwischen Erzingen und Basel fährt, stört die Abgeordnete.

Verkehrsminister soll Druck auf die Bahn erhöhen

Deshalb wolle sie alsbald bei Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer vorstellig werden und zwar mit dem Ziel, den Druck auf die Bahn zu erhöhen. „Ziel muss eine Verbesserung in Sachen Qualität und Leistung sein.“ Und zwar „ohne dass der Bund immer wieder Geld nachschießt“. Positiv wertet Felix Schreiner in diesem Zusammenhang, dass sich die Schweiz an der Finanzierung der Elektrifizierung beteilige. „Die Zusage aus der Schweiz hilft natürlich.“

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Das sagt ein Vertreter der DB-Regio

Bei dem rollenden Pressegespräch in der Regionalbahn zwischen Wehr-Brennet und Lauchringen kommt es wegen einer Zugkreuzung (die Regionalbahn muss warten, damit der Interregio-Express vorbeifahren kann) zu einer zehnminütigen Verspätung. Mit an Bord ist auch Markus Kaupper, Verkehrsvertragsmanager bei der DB-Regio.

  • Erste Verbesserungen: Seit dem Schienengipfel im Februar dieses Jahres habe sich bereits einiges getan, versichert Bahn-Manager Markus Kaupper am Rande des Pressegesprächs im Zug. So sei das seinerzeit anvisierte Ersatzfahrzeug bereits am Hochrhein und die 41 Neigetechnikzüge der Baureihe VT 612 seien nochmals „technisch stabilisiert“ worden.
  • Bestehende Defizite: Der Verkehrsvertragsmanager räumt allerdings ein: „Wir stellen fest, dass es nicht ausreichend ist.“ Das System sei zu anfällig. Darunter versteht Markus Kaupper den Fahrplan, das Zugmaterial und vor allem auch die vorhandene Infrastruktur. Kaupper: „Es fehlen Möglichkeiten zum Gleiswechselbetrieb.“ Oder anders ausgedrückt: Es fehlen Weichen.
  • Künftige Verbesserungen: Eine Erhöhung der Stabilität auf der Hochrhein-Strecke sei möglich. Diese ginge, so Markus Kaupper, jedoch zu Lasten des Fahrplans. Das heißt übersetzt: Weniger Züge könnten für eine bessere Pünktlichkeit sorgen. Weitere Verbesserungen könnten eventuell Alternativen zu den aktuell eingesetzten Neigetechnikzügen bringen. Kaupper: „Wir können noch vor der Elektrifizierung einen Sprung nach vorne machen.“
  • Verständnis für Kunden: Dass die Bahnkunden am Hochrhein von Zugausfällen und Verspätungen genervt sind, könne er nachvollziehen, sagt Verkehrsvertragsmanager Markus Kaupper während der zehnminütigen Zwangspause im Waldshuter Bahnhof.