Die Stadtverwaltung bereitet sich schon auf die Elektrifizierung der Hochrheinstrecke vor, die im kommenden Jahrzehnt Realität werden soll. Laut einer Machbarkeitsstudie, die im Auftrag des Kreistags erstellt wurde, sind nämlich an allen Bahnhöfen umfassende Umbauarbeiten erforderlich, wenn ab 2027 elektrische Züge auf der Strecke rollen sollen. Am Bahnhalt in Brennet müssen laut Untersuchung die Bahnsteige komplett neu gesetzt werden, weil die alten nicht einfach erhöht werden können. Allein diese Maßnahme kostet nach einer aktuellen Schätzung rund 1,5 Millionen Euro. Die Stadt hofft, dass diese Kosten vom Landkreis getragen werden.
Als weitere Maßnahme ist die Verbesserung der Zugänge zu den Gleisen. Dem Gemeinderat werden nun drei Varianten vorgeschlagen, wie der Brenneter Bahnhalt fit für die Zukunft gemacht werden soll. Auch ein barrierefreier Zugang auf alle Gleise ist dabei im Gespräch, auch wenn dies laut Deutscher Bahn erst ab 1000 Reisenden pro Tag zwingend erforderlich ist. Derzeit nutzen durchschnittlich 670 Reisende täglich den Bahnhalt. Problematisch am aktuellen Zustand ist, dass zwar jedes einzelne Gleis barrierefrei von einer Seite des Bahnhofs erreichbar ist, eine barrierefreie Verbindung zwischen den Gleisen besteht allerdings nicht.
- Variante 1 sieht einen neuen Zugang mit einer Personenüberführung vor, die mit Hilfe von Aufzügen barrierefrei werden soll. Die Kosten werden mit rund 1,8 Millionen Euro beziffert.
- Variante 2 ist die günstigste Variante: Sie verzichtet auf einen barrierefreien Zugang, lediglich die Zuwegung soll erneuert werden. Kosten: 74 000 Euro.
- Variante 3 ist die teuerste: Für geschätzte 2,23 Millionen Euro sollen völlig neue Treppen und behindertengerechte Rampen gebaut werden. Noch nicht eingerechnet ist ein behindertgerechter Zugang von der nördlichen Seite der Bundesstraße.
Welche Variante letztlich umgesetzt wird, ist freilich nicht alleinige Sache des Wehrer Gemeinderats. Mit einer Stellungnahme will die Stadt aber schon jetzt Einfluss darauf nehmen, welche Baumaßnahmen an 2025 realisiert werden. „Die Stadt Wehr wünscht als drittgrößte Kommune im Landkreis Waldshut den künftigen IRE-Halt am Bahnhof Wehr-Brennet und will diesen in naher Zukunft zu einer attraktiven Schnittstelle zwischen öffentlichen und individuellen Verkehrsmitteln ausbauen“, heißt es in der Gemeinderatsvorlage. Die Verwaltung empfiehlt deshalb die finanzielle Beteiligung der Stadt Wehr an den Kosten zum Ausbau des Bahnhofes nach Variante 3 in Höhe von 20 Prozent. Dies entspricht einem Eigenanteil von etwa 450 000 Euro, die voraussichtlich ab 2025 fällig werden.
Außerdem wünscht sich die Stadt, dass auch ein barrierefreier Zugang von der nördlichen Seite der Bundesstraße in die Prüfung der Bahn miteinbezogen wird.
Der Gemeinderat wird sich am Dienstag, 25. Juli, mit dem Thema befassen. Beginn ist um 19 Uhr im Bürgersaal des Alten Schlosses.
Zeitplan
Bis zur Elektrifizierung der Hochrheinbahn ist es noch ein langer Weg: Aktuell werden die Planfeststellungsunterlagen erstellt, Ende des Jahres 2020 soll das Planrechtsverfahren beginnen, das voraussichtlich 30 Monate dauert. Gleichzeitig muss die Finanzierung abgesichert werden. Ausschreibung und Vergabe der Arbeiten ist ab Ende 2023 vorgesehen. Als Baubeginn wird der Oktober 2025 genannt. Fertigstellung und Inbetriebnahme der elektrifizierten Hochrheinbahn wäre dann ab Ende 2027 möglich.