Fabienne HUber

„Urban Gardening“ nennt sich das, was in den Stadtoasen am Rheinufer betrieben wird. Das ist ein Trend, der zur Zeit in vieler Munde ist. Darunter versteht man – vereinfach gesagt – die gärtnerische Nutzung von Flächen in städtischen Gebieten. Gerade in größeren Siedlungen findet „Urban Gardening“ deshalb viel Zuspruch. Aber wie Bad Säckingen seit fast zwei Jahren mit dem Verein Stadtoasen beweist, stößt der Trend auch in Kleinstädten auf Beliebtheit. „Wir haben uns der guten Ernährung verschrieben“, erklärt Conny Kammerlander, Schriftführerin des Vereins „Stadtoasen“. In den Gärten des Vereins werden nur essbare Lebensmittel angepflanzt. Natürlich werde dabei auch Wert darauf gelegt, keine Chemie oder Pestizide zu verwenden. Und nicht nur das: Es gibt auch eine Strohlehmhütte, einen selbstgebauten Lehmofen und sogar eine umweltfreundliche Toilette. Zudem sind solche Gärten „für die Artenvielfalt von Insekten eine Hoffnung“, gibt Kammerlander zu bedenken. Kurzum: Die Stadtoase steht für ein nachhaltiges und umweltfreundliches Gärtnern.

In den Bad Säckinger Stadtoasen gedeihen prächtige Kürbisse.
In den Bad Säckinger Stadtoasen gedeihen prächtige Kürbisse. | Bild: Fabienne Huber

Vorstellen kann man sich das Ganze als ein umzäuntes 3000 Quadratmeter großes Grundstück mit einzelnen Gärten und Beeten, dem Ofen, der Toilette, sogar ein Bienenstock ist vorhanden. Und auch Steine für Wiesel, Igel und Schlangen gibt es.

Beim selbstgebauten Lehmofen liegen geerntete Zucchinis und Kartoffeln.
Beim selbstgebauten Lehmofen liegen geerntete Zucchinis und Kartoffeln. | Bild: Fabienne Huber

Die Hitze dieses Sommers ist dem Verein laut Conny Kammerlander noch nicht zum Verhängis geworden. Es gebe einen Gießdienst, der sich immer für eine Woche einträgt. Das Wasser wird aus einer auf dem Grundstück vorhandenen Schwengelpumpe gewonnen. „Einer pumpt, einer gießt“, sagt sie.

Der Anfang: So ein Prinzip, wie es jetzt in der Stadtoase vorhanden ist, stand schon vor zwei Jahren im Schlosspark in Planung, wurde aber vom Gemeinderat abgelehnt. Alternativ wurde den Mitgliedern der Stadtoasen dann die Wiese am Rheinufer angeboten. Die Idee, solche Gärten zu schaffen, ging vorwiegend von dem ersten Vorsitzenden Stefan Meier aus, erzählt Conny Kammerlander. „Karsten Sielemann und ich beratschlagten uns dann, wie es funktionieren soll.“ 2017 ging’s dann los“, berichtet sie wieter, in diesem Jahr seien unter anderem Ofen und Toilette entstanden.

Tomaten klettern die Stangen hinauf. Die Erntezeit hat bereits begonnen.
Tomaten klettern die Stangen hinauf. Die Erntezeit hat bereits begonnen. | Bild: Fabienne Huber

Die Finanzierung: Aus gut 70 Mitgliedern besteht der Verein, wovon laut Conny Kammerlander 15 bis 20 aktiv in den Oasen mitarbeiten. „Die Mitglieder reichen von klein bis groß“, erzählt sie. Organisiert wird der Verein durch Mitgliedsbeiträge und auf Spendenbasis. Es besteht eine Kooperation mit der Volksbank Wehra, bei der Begeisterte etwas für die Stadtoasen spenden können und die Bank ab einem Spendenbetrag von zehn Euro fünf Euro dazu zahlt. Von dem Geld werden beispielsweise Pflanzen gekauft. Oder das Material, das man für ein Projekt benötigt. Auch die Grundstückskosten werden damit beglichen.

Kopfsalat sprießt im Garten des Vereins Stadtoasen
Kopfsalat sprießt im Garten des Vereins Stadtoasen | Bild: Fabienne Huber

Vandalismus: Aber nicht immer ist alles so schön, weiß man beim Stadtoasen-Verein. Anfangs gab es Probleme mit Vandalismus. „Der Zaun wurde eingetreten“, klagt Conny Kammerlander. Dinge wie Holz, Pflanzen und noch nicht reife Melonen verschwinden immer wieder. Der Grund sei wohl, dass manche an der nahe gelegene Feuerstelle übermäßig dem Alkohol zusprechen und sich anschließend betrunken in den Gärten bedienen.

Projekt „Fairteiler“: Im Schlosspark steht der „Fairteiler“, der von den Stadtoasen organisiert wird. Dabei handelt es sich um einen Kühlschrank, in den Bürger Lebensmittel legen können, die sie selbst nicht gebrauchen. Jeder darf nehmen und geben, wie es ihm behagt. Mit ein paar Ausnahmen: „Fleisch und Alkohol dürfen nicht abgegeben werden“, stellt Kammerlander klar. Lebensmittel, die noch genießbar sind, aber sonst aussortiert würden, spendet der Alnatura-Laden in Bad Säckingen für das Projekt. Auch der Lebensmittelmarkt Mutter aus Görwihl steuert aussortierte Waren einmal die Woche bei. Um diese holen zu können, stellt das Stadtmobil Südbaden „My-e-car“ ein Elektroauto kostenlos zur Verfügung. Die Produkte werden anschließend an den „Fairteiler“ im Schlosspark gebracht. Kammerlander macht klar, dass es bei diesem Projekt nicht vorwiegend darum geht, Bedürftigen zu helfen, sondern das unnötige Wegwerfen von Lebensmitteln zu stoppen.

Schulen und Kindergärten: Abgesehen davon hat der Verein Projekte mit Schulen und Kindergärten. So hat ein Kindergarten in den Gärten ein eigenes Beet. Es ist das niedrigste aller Hochbeete, damit die Kinder auch gut drankommen. Jeden Freitag kommen sie zur Pflege des Beetes in die Stadtoasen. Dieses Projekt soll dazu dienen, dass Bildungsprogramm zu intensivieren. „Woher kommen die Lebensmittel?“, fragt Kammerlander. Das ist eine Frage, die die Kinder später mal selbst beantworten sollen. Aber nicht nur Kinder sind willkommen. Jeder, der Interesse hat, kann sich an den Stadtoasen beteiligen. Auch Flüchtlinge, die Freude am Gärtnern haben, seien eingeladen. Und der Verein findet auch eine Menge Interessenten. Gerade im Sommer würden sich viele Spaziergänger darüber informieren, freut sich die Schriftführerin.

Vereinsleben: Oft veranstaltet der Verein auch ein gemeinsames Grillen. Eingeladen sind dann alle Mitglieder, manche bringen auch Freunde mit. So war es auch kürzlich der Fall. Es wurde Pizza im Ofen gebacken, gegessen, getratscht und gelacht.