Es ist fast sieben Mal so viel, wie die Sanierung des Tiengener Freibads kosten soll: Rund 42 500 000 Euro werden pro Jahr im Landkreis Waldshut in Spielhallen und Gaststätten verspielt. Die Summe ergibt sich aus der Höhe der in den Gemeinden erhobenen Vergnügungssteuer und den dabei entstandenen Einnahmen.
In 15 Gemeinden gibt es keine Einnahmen durch die Vergnügungssteuer, entweder, weil sie die nicht zwingend vorgeschriebenen Steuern nicht erheben oder weil dort keine Spielautomaten stehen. Die übrigen 17 Kommunen beziehen teilweise siebenstellige Beträge für ihre Haushaltskasse. Spitzenreiter ist die große Kreisstadt Waldshut-Tiengen. Laut Clemens Isele von der Stadtkämmerei wurden hier im vergangenen Jahr rund zweieinhalb Millionen Euro durch Vergnügungssteuereinnahmen eingenommen. Ausgehend von dem 17-prozentigen Steuersatz ergibt sich daraus eine verspielte Summe von fast 15 Millionen Euro. Auf die Einwohner gesehen sei die Gerätedichte hier fast doppelt so hoch wie in Freiburg, so Isele.
Mit an der Spitze steht die Gemeinde Lottstetten. Für Glücksspielautomaten in Spielhallen gilt dort ein Steuersatz von 15 Prozent, für Geräte in Gaststätten zehn Prozent. 1,2 Millionen Euro nimmt die Gemeinde hierdurch im Jahr ein. Nicht bekannt ist, welcher Anteil auf Spielhallen und welcher Anteil auf Gaststätten entfällt. Wird mit dem Wert von 15 Prozent gerechnet, ergibt sich für Lottstetten eine verspielte Summe von mindestens acht Millionen Euro pro Jahr.
In der Stadt Stühlingen gilt nach der Erhöhung der Vergnügungssteuer in der Nachbargemeinde Wutöschingen mit 4,5 Prozent der mittlerweile geringste Satz im Landkreis. Hier wurden im vergangenen Jahr 96 000 Euro von der Kommune eingenommen.
Allgemein verzeichnen Gemeinden, die an die Schweiz angrenzen, größere Umsätze durch Spielautomaten als weiter entfernte. Grund dafür sind die Besucher aus dem Nachbarland. Michael Mühleck, Geschäftsführer der Firma Harlekin aus Waldbrunn, zu der auch ein Casino in Lottstetten gehört: "Es gibt in der Schweiz eben nur noch reine Spielcasinos, bei denen Einsatz- und Gewinnmöglichkeiten unvergleichbar höher angesetzt sind, während unsere Betriebe ein Spiel mit kleinem Budget erlauben." Weiter sagt er: "Primär kommen diese Gäste häufig aber zum Einkaufen, um die günstigen Wechselkurse auszunutzen, und bei der Gelegenheit besuchen sie auch eines der in Grenznähe angesiedelten Spielcasinos."
Weiter von der Grenze entfernte Orte verzeichnen dagegen weniger Spieler. Dazu passt, dass die beiden landinnen liegenden Gemeinden Herrischried und Todtmoos am unteren Ende der Vergnügungssteuer-Rangliste stehen. 2400 Euro und rund 5000 Euro nahmen diese Kommunen im Jahr 2017 ein. Wie viel Geld hier verspielt wird, lässt sich aufgrund der Art der Vergnügungssteuer jedoch nur schwer sagen. Im Gegensatz zu den anderen Gemeinden wird hier kein bestimmter Prozentsatz erhoben, sondern ein Pauschalbetrag pro Gerät gefordert.
Generell scheint der Glücksspielmarkt deutschlandweit zu wachsen: Laut dem Jahrbuch Sucht 2018 der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) stiegen 2016 die Spieleinsätze in der Bundesrepublik beim legalen Glücksspiel um 6,3 Prozent auf 45,2 Milliarden Euro an. Rund 37 Milliarden Euro werden alleine an Geldspielautomaten in gastronomischen Betrieben und Casinos ausgegeben. Insgesamt etwa 264 000 Stück stehen dem Bericht nach in Deutschland.
Glücksspiel
Eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) befasst sich mit dem Thema Glücksspiel. Demnach haben 75,3 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen schon einmal an Glückspielen wie Lotterien, Casinospielen im Internet oder in Spielhallen und Sportwetten teilgenommen. An einem Spielautomaten standen schon einmal 20,7 Prozent. Lediglich 0,87 Prozent der Befragten, die in den letzten zwölf Monaten gespielt hatten, zeigten laut Studie ein problematisches oder zwanghaftes Spielverhalten. Am stärksten betroffen ist hierbei mit 2,13 Prozent die Altersgruppe von 21 bis 25.