Corona-Schutzkleidung und Masken sind bundesweit Mangelware. Der Grund: Die Produktion dieser Einmal-Schutzanzüge wurde schon vor Jahren ins Ausland verlagert und kommt in der Pandemie nun bedenklich ins Stocken. Die Folge, plötzlich reißen sich alle wieder um wiederverwendbare, textile Schutzkleidung. Jochen und Thomas Geiger, Geschäftsführer der Industriewäscherei Geiger Textil in Bad Säckingen, können ein Lied davon singen. Denn sie bieten diese textile Alternative an: Corona-Schutzbekleidung aus Bad Säckingen im Mehrwegsystem. Doch zunächst von vorne.

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Partner im Gesundheitswesen – Zu Geigers Kunden zählen 40 Krankenhäuser

Das Bad Säckinger Hygiene-Unternehmen versorgt die gigantische Zahl von insgesamt 40 Krankenhäuser, 135 Pflegeheimen, 15 große Pharmafirmen und 25 Lebensmittelbetriebe in Süddeutschland und der Schweiz täglich mit frischgewaschenen Textilien – von der Bettwäsche über Laborkittel bis hin zu hochwertiger Schutzkleidung etwa für die Pharmabranche. In ihrem Lager in Bad Säckingen hatte Geiger Textil bis vor kurzem noch 3000 ungenutzte textile Schutzanzüge. „Als sich die Engpässe abzeichneten, waren die 3000 Schutzanzüge innerhalb von zwei Tagen vergriffen“, berichtet Jochen Geiger.

Schutzkleidung von Geiger-Textil: Geschäftsführer Jochen Geiger zeigt den Mundschutz, den die Firma demnächst anbietet.
Schutzkleidung von Geiger-Textil: Geschäftsführer Jochen Geiger zeigt den Mundschutz, den die Firma demnächst anbietet. | Bild: Geiger Textil

Ohne saubere Wäsche funktioniert kein Spital – dennoch sind Wäschereien nicht systemrelevant

Geiger Textil ist einer der Großen der Branche. „Unser Unternehmen ist faktisch systemrelevant, auch wenn wir rechtlich nicht als solches anerkannt sind“, ärgert sich Thomas Geiger. Und die beiden Geschäftsführer fragen sich in diesem Zusammenhang: Was passiert, wenn die corona-kontaminierte Wäsche aus den 40 Krankenhäusern plötzlich nicht mehr gereinigt wird? Das beträfe auch die Region am Hochrhein ganz direkt. Denn der Textildienstleiter reinigt eben auch die Wäsche aller Krankenhäuser in den Landkreisen Lörrach und Waldshut, sagt Thomas Geiger.

„Unser Unternehmen ist faktisch systemrelevant, auch wenn wir rechtlich nicht als solches anerkannt sind“ – Thomas ...
„Unser Unternehmen ist faktisch systemrelevant, auch wenn wir rechtlich nicht als solches anerkannt sind“ – Thomas Geiger, Geschäftsführer | Bild: Linke, Frank

Bald Schutzanzüge und Masken aus Bad Säckingen

Angesichts der Corona-Krise lassen die Gebrüder Geiger jetzt 10.000 textile Schutzanzüge für den klinischen Bedarf fertigen. Sie wollen in zwei bis drei Wochen für die Kunden anbieten können. „Der Bedarf ist gewaltig“, sagt Jochen Geiger. Gleichzeitig haben Sie aktuell auch einen Mundschutz entwickelt. Hergestellt ist er aus einem so genannten Polyesterfunktionsgewebe. Das sei ein Reinraumstoff, der in entsprechender Schutzkleidung Verwendung finde, so Thomas Geiger, beispielsweise für die Schutzkleidungen in Reinräumen der Pharmakunden. „Die Masken sind aber nicht schutzklassenzertifiziert“, sagt Jochen Geiger, das Verfahren würde zu lange gehen. Zur Einordnung erklärt er: Die für infektiöse Bereiche gedachten Masken der Schutzklassen „FFP2“ oder „FFP3“ könne Geiger Textil nicht anbieten. Aber ihre Masken seien unter anderem für Pflegepersonal gedacht oder etwa für Mitarbeiter mit Personenkontakt in Landratsämtern, Behörden oder Firmen. Die Anfragen danach seien groß, 10.000 seien in Produktion. Der zweite Maskentyp wird aus einem weniger hochwertigen Baumwoll-Polyester-Gewebe hergestellt, hier sind 150.000 in Fertigung. Beide Lieferungen, so die Hoffnung der Brüder, sollen ebenfalls in zwei bis drei Wochen verfügbar sein.

Mitarbeiter bei Geiger Textil zeigen die Schutzkleidung. Sie ist in Produktion und geht demnächst an die Kunden.
Mitarbeiter bei Geiger Textil zeigen die Schutzkleidung. Sie ist in Produktion und geht demnächst an die Kunden. | Bild: Geiger Textil

Mehrweg-Schutzkleidung statt Wegwerfkittel

„Wir bieten den Kunden keine Wegwerfprodukte an“, sagt Thomas Geiger. Genau das sei in den hygienisch sensiblen Branchen wie dem Gesundheitswesen die Krux der vergangenen Jahre gewesen. Alles nur Einwegwaren und möglichst billig, kritisieren die beiden. Aber in der Krise stellen sie jetzt ein Umdenken fest, der Kunde sehe die Vorteile des Mehrwegsystems: Er kennt seinen genauen Bestand, der nimmt nicht ab, sondern kommt immer wieder aufs Neue frisch gereinigt ins Haus.

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Geiger Textil reinigt täglich 50 Tonnen Textilien – auch hochinfizierte Wäsche

Das Unternehmen Geiger Textil hat gut zu tun, berichten die Brüder. Denn das Unternehmen hat anders als andere Textilhygieniker schon vor Jahren fast ausschließlich auf die Gesundheits- und die Lebensmittelbranche gesetzt. „Gut, wir zählen unter anderem noch zwei Fluggesellschaften zum Kundenstamm“, sagt Jochen Geiger, „hier gehen die Mengen in der Tat zurück.“ Diese frei werdenden Kapazitäten brauche die Firma jedoch für die Zunahmen beispielsweise der Klinkwäsche. „Es ist im Moment noch beherrschbar“, sagt Thomas Geiger, „aber die Welle wird kommen,“ ist er sich sicher. Geiger Textil holt, wäscht und liefert momentan 50 Tonnen aus – täglich. In Stückzahlen sind das 30.000 Teile Arbeitsschutzkleidung für alle Branche und 100.000 Teile Stationswäsche, z.B. für Spitäler und Pflegeheime. Dass das alles reibungslos klappt, arbeiten 350 Mitarbeiter in mehreren Schichten.

„Es gelten die höchsten Sicherheitsvorkehrungen“ – Gioni Fornarotti, Betriebsleiter bei Geiger Textil in Bad ...
„Es gelten die höchsten Sicherheitsvorkehrungen“ – Gioni Fornarotti, Betriebsleiter bei Geiger Textil in Bad Säckingen, über die Anlieferung coronainfizierter Wäsche. | Bild: Linke, Frank

Gefahren durch Corona im eigenen Betrieb

Geschäftsführer Jochen Geiger sagt klar, wo die Herausforderungen für das Unternehmen derzeit liegen – nicht etwa im Waschprozess, sondern beim Mitarbeiterschutz. „Das Virus überlebt den desinfizierenden Wäscheprozess garantiert nicht“, hier liege nicht das Problem, so Geiger. Der neuralgische Punkt sei vielmehr die Phase der Anlieferung der Wäsche bis zur Wäschetrommel. Hier bestehe eine potenzielle Virenübertragung für Mitarbeiter. „Deshalb gelten die höchsten Sicherheitsvorkehrungen“, erklärt auch Gioni Fornarotti, Betriebsleiter im Bad Trottäcker. Beispiel: „Infektiöse Wäsche“ kommt verschlossen im Kunststoffpack extra gekennzeichnet und darf nur in entsprechender Schutzkleidung in den Waschprozess gegeben werden. Die kontaminierte Wäsche wie auch die „infektionsverdächtige Wäsche“ und jede andere Anlieferung werden ohnehin nur auf der so genannten Schmutzseite ins Produktionsgebäude eingeliefert. Die Schmutz- und die Reinseiten seien streng getrennt, sagt Jochen Geiger, auch die Mitarbeiter hätten keinerlei Kontakt zueinander. Jede Seite habe ihre eigene Infrastruktur, Waschräume, Pausenräume, Sozialräume. Geiger: „Wir tun alles, um unsere Mitarbeiter schützen, sie sind unser höchste Gut, sie sind ein tolles Team.“