- Der Zeitpunkt: Traditioneller Termin für das Scheibenschlagen ist der erste Sonntag nach Aschermittwoch, der sogenannte Funkensonntag. Der Brauch wird damit nach Ende der Fasnacht gepflegt und liegt bereits in der Fastenzeit. Grund hierfür ist eine zugrundeliegende Zeitrechnung nach der sogenannten „Alten Fasnacht“, nach der der Sonntag noch innerhalb der Fasnacht liegt. Auf der Synode 1901 wurde beschlossen, die bislang als Fasttage mitgezählten Sonntage herauszunehmen. Um wieder auf die durch die Bibel vorgegebenen 40 Fastentage vor Ostern zu kommen, mussten diese Sonntage dem ursprünglichen Beginn der Fastenzeit vorangestellt werden, so dass seitdem bereits am Aschermittwoch Schluss mit der Fasnacht ist. Das Scheibenschlagen ist also terminlich gesehen ein Überbleibsel der Zeitrechnung nach der „Alten Fasnacht“.
- Das erste Scheibenschlagen: Die Chronik des ehemaligen Benediktiner-Klosters Lorsch bei Mannheim gilt als älteste Quelle für den Brauch des Scheibenschlagens. Es heißt dort, dass am 21. März 1090 eine unachtsam geschleuderte Scheibe bei der Sonnwendfeier einen Brand des Klosters verursacht hat und es dadurch teilweise verwüstet wurde.
- Die Bedeutung: Das Scheibenschlagen gilt als einer der ältesten vorchristlichen Bräuche der schwäbisch-alemannischen Fasnacht, der als Feuerbrauch (Sonnenkult) heidnische Anteile hat. Zunächst eine Art Flurkult, der die Felder fruchtbar machen sollte, steht das Scheibenschlagen heute allgemein für das Austreiben des Winters.
- Die Scheiben: "Sie müssen außen schlank sein, so dass sie windschnittig sind, in der Luft glühen und einen schönen Kreis bilden", beschreibt Schreinermeister Egon Maier aus Schwaningen die Feinheiten bei der Scheibenfertigung. Wichtig sei es, den Stock nur ein Stück weit durch das vorgebohrte Loch zu stecken. Die Scheibe darf weder zu locker noch zu fest sitzen.

- Der Stock: Laut Schreinermeister Egon Maier eignen sich grüne Haselnussstecken, die noch feucht sind, am besten zum Scheibenschlagen. Feucht deswegen, da die Stecken nämlich schon vorm Schlagen Feuer fangen würden.

- Das Schlagen: Das Schlagen der Scheiben ist laut Egon Maier aus Schwaningen eine Kunst für sich, denn sie erfordert mehr Technik als Kraft. Die Scheibe wird ins Feuer gehalten, rotiert, in der Luft geschwungen und schließlich über den Scheibenbock (eine Rampe) ins Tal geschossen.

- Die Sprüche: Beim Schlagen der Scheibe werden Sprüche aufgesagt, die einen Bezug zum Dorfleben haben können .Jede Scheibe ist einer bestimmten Person in liebevollen oder auch schelmischen Absichten gewidmet. Manchmal wird nach Aussage von Siegfried Schäuble von den Stiegele Chatzen Ühlingen auch irgendwer durch den Kakao gezogen oder lustige Begebenheiten werden aufgegriffen.Mit regionalen Abwandlungen heißt der Spruch beim Scheibenschlagen: „Schiibi, Schiibo, wäm soll die Schiibe go, si soll go zu“ dann folgt ein Name.
- Das Brennmaterial: Beim Abbrennen von Fastnachts- und Scheibenfeuern darf nur trockenes, unbehandeltes Holz, Reisigwellen sowie trockenes Stroh verwendet werden. Sollten Abfälle verbrannt werden, die nicht für das Fastnachtsfeuer verwendet werden dürfen, wie zum Beispiel behandeltes Holz, Paletten und sonstige Abfälle, muss der Veranstalter mit einem Bußgeld rechnen.
- Der perfekte Schlag: Ein gelungener Abschlag geht einher mit einer einzigartigen Atmosphäre, die Siegried Schäuble von den Ühlinger Stiegele Chatzen so beschreibt: „Die Funken sprühen und die Luft glüht.“ Nach einem guten Abschlag zieht die Scheibe wie eine Sternschnuppe einen großen Bogen durch den Nachthimmel. Siegfried Schäuble erzählt nicht ohne Stolz, dass eine seiner Scheiben auf rekordverdächtige über 300 Meter geflogen sein soll. 200 Meter sind seiner Aussage nach schon sehr gut, 100 Meter ordentlich und auch über 50 Meter könne man sich schon freuen. In Todtnau wird beispielsweise für den weitesten Schlag und den schönsten Spruch ein Scheibenkönig ausgerufen.

- Die kritischen Stimmen: Der Brauch war nicht unumstritten. Aus religiösen und Brandschutzgründen wurde besonders im 18. Jahrhundert immer wieder seitens von Geistlichkeit und Obrigkeit versucht, ihn durch Verbote zu unterbinden. Die Sprüche beim Abschlagen wurden früher auch oft dazu genutzt, um Menschen anzugreifen, zu verspotten oder die Obrigkeit zu kritisieren. Heute wenden sie sich vorrangig an geliebte Menschen.