Gleich mehrere Anrufe haben am Donnerstagmorgen das Polizeirevier Bad Säckingen erreicht, in denen das renitente Auftreten zweier aggressiver Impfgegner, eine Frau und ein Mann, am Rande einer Schulimpfung gemeldet wurde. Laut Polizei habe das Duo die Aktion so massiv gestört, dass sie unterbrochen werden musste. Nach Schilderungen von Polizeisprecher Matthias Albicker kam es zwar nicht zu körperlichen Auseinandersetzungen aber zu heftigen, lautstarken Streitigkeiten.
Impfgegner drohen Gewalt an
Der stellvertretende Schulleiter Christoph Henkes sagte über den Vorfall, dass es zu teils absurden Äußerungen gekommen sei: „Einer der beiden hat gedroht, den Impfbus umzuwerfen.“ Sie sollen Schulleitung und Impfteam als „Teil einer Impfindustrie“ beleidigt haben und warfen ihr vor, „Steuergelder zu verschwenden“, berichtete Henkes im Gespräch mit unserer Zeitung. Zudem hätten die beiden Demonstranten Schüler angesprochen, um sie vom Impfen abzuhalten. Die Schüler hätten jedoch nicht darauf reagiert.
Henkes, der den Vorfall selbst miterlebte, nimmt das Ganze nicht sonderlich ernst: „Es war vor allem Wichtigtuerei.“ Fachkrankenpfleger Rene Reformat vom Impfteam erklärte, er sei solche Vorfälle mittlerweile schon gewohnt: „Auf Diskussionen mit solchen Leuten lasse ich mich gar nicht mehr ein.“
Schulleitung rechnete mit Zwischenfällen
Aus dem Nichts sei der Protest für Schulleitung und Impfteam nicht gekommen. Christoph Henkes erklärte: „Das Impfzentrum in Waldshut hat uns bereits im Vorfeld vor möglichen Protesten gewarnt.“
Denn bei vorherigen Stationen des Impfbusses, etwa in Todtmoos, seien Impfgegner ebenfalls schon in Erscheinung getreten. Auch sei die Rudolf-Eberle-Schule von der Schulleitung der Realschule in Laufenburg informiert worden, dass es dort bei der Impfaktion am Mittwoch zu einem ähnlichen Vorfall gekommen war. „Deshalb haben wir bereits im Voraus die Polizei mit ins Boot geholt“, sagte er.
Polizei verweist Demonstranten vom Schulgelände
Daher seien Polizeibeamten nach der Alarmierung durch die Schulleitung auch schnell vor Ort gewesen. Zuvor hatten sich die beiden Impfgegner vehement geweigert, das Schulgelände zu verlassen, so Albicker.
Als die Polizei eintraf, seien die lautstarken Streitereien noch im Gang gewesen. Die Streife habe die Personalien aufgenommen und beiden Personen einen Platzverweis erteilt. Dem hätten sie dann auch Folge geleistet, so Albicker.
Die Frau ist nach Angaben der Polizei 41 Jahre alt, der Mann 31, beide stammten aus der Region. Die Frau sei als Impfgegnerin bekannt, so Albicker. Die Störung der beiden Personen erfülle den Tatbestand des Hausfriedensbruchs sowie der Nötigung. Beides seien jedoch Antragsdelikte und müssten von Geschädigten angezeigt werden.
Ob noch eine Anzeige erfolgt, ist derzeit offen. Henkes will diesbezüglich noch Rücksprache mit dem Landkreis Waldshut halten, der Träger der Schule ist.
Impfaktion wird im Schulgebäude fortgesetzt
Am Ende hätten die Impfgegner „sich verzogen“, erklärte Henkes weiter, es sei nicht nötig gewesen, die Polizei, ein zweites Mal zu alarmieren. Die Impfaktion wurde zur Sicherheit dennoch in die Mediathek der Schule verlegt und konnte dort ohne weitere Zwischenfälle fortgesetzt werden, so Krankenpfleger Reformat.
Sein Impfteam machte sich nach dem Ende auf den Weg nach Wehr zu nächsten Schüler-Impfung. „Die Polizei wartet dort bereits auf uns“, sagte er.
Ein ähnliches Störmanöver, allerdings in größerer Form, fand übrigens am Donnerstagvormittag auch in Freiburg bei einer Schule statt. Diese Protestaktion sei jedoch angemeldet gewesen, so Mathias Albicker. Ob es noch weitere solche Vorkommnisse in Südbaden gab und es sich um eine konzertierte Aktion von Impfgegner und Querdenkern handelt, konnte die Polizei momentan noch nicht sagen.