An mehreren Stellen im westlichen Landkreis wurden in den vergangenen Jahren chemische Stoffe im Wasser nachgewiesen, von denen einige im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Die Rede ist von PFAS – die Abkürzung steht für „per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen“. Dahinter verbergen sich chemische Stoffe, die extrem langlebig sind und in vielen Industriezweigen verwendet werden. Weil sie sich auch über längere Zeiträume kaum abbauen, werden sie auch „Ewigkeitschemikalien“ genannt.
Wie eine gemeinsame Recherche von NDR, WDR und „Süddeutsche Zeitung“ ergab, lassen sich in ganz Deutschland an mehr als 1800 Orten Belastungen nachweisen. Im Kreis Waldshut wurde PFAS in den vergangenen Jahren an sechs Orten festgestellt, alle liegen im westlichen Kreisgebiet. Eine Übersicht mit interaktiver Karte aller Fundstellen finden Sie hier.
PFAS-Fundstellen im Landkreis Waldshut
Höchster Wert der Region in Bad Säckingen/Wehr
Eine der höchsten PFAS-Werte, der in Südbaden gemessen wurde, liegt auf der Gemarkung Wallbach, gehört also zu Bad Säckingen. Allerdings hat der Standort eine große Bedeutung für die Trinkwasserversorgung der Nachbarstadt Wehr.
Denn fast genau auf der Gemarkungsgrenze liegt der Wehrer Trinkwasserbrunnen Nagelfluh I, wo 2019 der erhöhte Wert von 394 Nanogramm PFAS pro Liter gemessen wurde. Die Ursache für die Belastung ist ein Großbrand vor 18 Jahren in direkter Nachbarschaft des Trinkwasserbrunnens: Am 1. Mai 2005 brannte eine Fabrikhalle, in dem sich ein Lager mit mehreren tausend Altreifen befand, vollständig ab.
Bei den Löscharbeiten, an denen auch mehrere Feuerwehren aus der benachbarten Schweiz beteiligt waren, wurden große Mengen PFAS-haltigen Löschschaums verwendet, deren Spuren sich heute noch im Boden in der Umgebung der Brandorts befinden.
Einen „Anschlag auf das Rückgrat der Trinkwasserversorgung der Stadt Wehr“ nannte Bürgermeister Michael Thater damals das Großfeuer und verfügte umgehend, dass der Tiefbrunnen Nagelfluh I vom Netz genommen wird. Wie lange die Stadt auf den Brunnen verzichten muss, ahnte er damals noch nicht.
Bis heute ist Nagelfluh I abgestellt – stattdessen setzt die Stadt auf den unbelasteten, 200 Meter weit entfernten Brunnen Nagelfluh II. Hier werden etwa 60 Prozent des Wehrer Trinkwassers ins Netz gespeist. Für die Zukunft hofft die Stadt, den stillgelegten Brunnen wieder reaktivieren zu können.
Kann die Verunreinigung entfernt werden?
Interessant könnte dabei ein Verfahren sein, dass die Firmen Intrapore und Evonik entwickelt haben, mit dem PFAS-Verunreinigungen im Boden und Grundwasser zwar nicht entfernt, aber doch immobilisiert werden können. „Ob dies auch ein Ansatz für unseren Tiefbrunnen Nagelfluh I sein kann, werden wir prüfen“, erklärt Helge Laufer vom städtischen Bauamt.
Weitere Funde in Bad Säckingen und Wehr
In der Region um Bad Säckingen wurde PFAS noch an drei weiteren Orten festgestellt: Eine Grundwasserprobe in Obersäckingen brachte mit 22 Nanogramm pro Liter aber deutlich niedrigere Werte als in Wallbach.
Ebenso eine Probe des Grundwasser im Wehrer Norden (18 Nanogramm) und eine Probe Oberflächenwasser im Bad Säckinger Industriegebiet (12 Nanogramm).
PFAS-Spuren im Laufenburger Industriepark
Ebenfalls vergleichsweise niedrig ist das Ergebnis einer Probe, die 2017 auf einer Industriefläche in Laufenburg genommen wurde: 39 Nanogramm pro Liter wurden hier im Grundwasser eines Bohrbrunnens der heutigen Taniobis Smelting GmbH festgestellt.
Die Ursache dieser PFAS-Belastung ist völlig ungeklärt – offenbar handelt es sich um eine Altlast aus früheren Zeiten. „Nach Rücksprache mit der Firma Taniobis Smelting GmbH werden oder wurden keine Wässer oder Chemikalien auf dem Industriegelände genutzt, die PFAS-Verunreinigungen verursachen könnten“, teilt der Eigentümer des Industrieparks mit. Daher bestehe auch kein Handlungsbedarf.
Geringe Belastung in Dogern
14 Nanogramm PFAS pro Liter Wasser wurden laut Medienrecherchen in einem Tiefbrunnen der Sedus Stoll in Dogern nachgewiesen. Auch hier gibt es keine Erkenntnisse über die Herkunft. „Eine Verunreinigung des Brunnenwassers mit PFAS durch Sedus können wir ausschließen, da das gesamten Prozess- und Brauchabwasser über das öffentliche Kanalnetz in die Kläranlage Albbruck eingeleitet wird“, teil das Unternehmen Sedus Stoll auf Anfrage mit.
Das genannte Grundwasser nutze die Sedus Stoll AG lediglich zur Kühlung der Räume und der Server. Eine Änderung der Nutzung sei nicht geplant. Grundsätzlich lege der Möbel-Hersteller großen Wet auf umweltfreundliche Produktion. „Im regelmäßigen Austausch mit dem Regierungspräsidium in Freiburg verfolgt die Sedus Stoll AG stets den Ansatz nicht nur auf Gesetze zu reagieren, sondern proaktiv zu prüfen, ob die Prozesse im Unternehmen verbessert werden können“, schreibt das Unternehmen.