Freudige Aufbruchstimmung herrscht bei Bruder Andrej Maria Poop, der am Samstag, 21. Oktober, in Waldkirch zum Priester geweiht wird. Als Mitglied der sogenannten Brüder vom Gemeinsamen Leben, dem Orden der Augustiner Chorherren, bereitet sich der Ordensbruder derzeit in Maria Bronnen bei Weilheim auf seine erste Heilige Messe als Priester vor.

Sein bisheriger Lebensweg

Bruder Andrej Maria wurde am 9. Juli 1982 in der Sowchose Rossija – ein landwirtschaftlicher Großbetrieb im Staatsbesitz – in der damaligen Sowjetunion geboren. Im Zusammenhang mit der Aussiedlung von Russlanddeutschen kam er als Elfjähriger zusammen mit seiner deutschstämmigen Familie 1993 in die Bundesrepublik nach Rotenburg an der Wümme in Niedersachsen.

Beide Eltern waren Andrej Maria Poop zufolge wohlhabende Akademiker in der Sowchose, doch in Deutschland, dem Land ihrer Vorfahren, angekommen, galt ihr früherer Beruf und Status nicht mehr und sie begannen praktisch bei null. Ihre Anreise sei zudem noch überschattet gewesen von einer massiven Schutzgeldererpressung beim Zwischenstopp der Familie in Moskau.

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In der neuen Heimat östlich von Bremen ging er zur Schule und empfing dort im Juni 1998 die Firmung. „Es war sehr spannend für mich“, erinnert sich Bruder Andrej, in der freien Wirtschaft, in der anderen Kultur Fuß zu fassen. „Aber ich konnte mich schnell integrieren“, wobei ihm vor allem die Schule, der Tischtennissport und die Mitgliedschaft in Vereinen half, die Sprache zu lernen.

Die Frage: Wer bin ich denn?

Nach dem Wohnortwechsel ins Ruhrgebiet begann Bruder Andrej eine Lehre mit Abschluss als Maler- und Lackierergeselle. Acht Jahre lang arbeitete er in diesem Beruf, erwarb sich eine Eigentumswohnung und wollte eigentlich im Ruhrgebiet bleiben.

Aber die Frage „Wer bin ich denn und wo ist mein Platz im Leben?“ beschäftigte ihn alsbald so stark, dass er einen neuen Schritt wagte, der ihn 2014 in den Südschwarzwald nach Maria Bronnen führte, wo er das Noviziat – die Ausbildung und Vorbereitung auf das Ordensgelübde – begann. Heute sagt er: „Ich bin froh und dankbar, dass ich diesen Schritt gewagt habe.“

Der spirituelle Weg

Schon früh merkten die Eltern von Bruder Andrej, dass ihr Sohn eine sehr christlich und sozial-caritative Neigung hatte. Bereits als Jugendlicher und später berufsbegleitend engagierte sich Andrej Poop in der christlichen Kinder- und Jugendarbeit. Dabei habe er immer mehr den Wunsch gespürt, mehr Zeit für die pastorale Arbeit einzubringen. Sein Ziel, Priester zu werden, wurde immer klarer und kristallisierte sich schließlich in der Aussage „für Gott zu leben und für die Menschen da zu sein“.

Mit 32 Jahren trat er 2014 in die Ordensgemeinschaft der Brüder vom Gemeinsamen Leben ein und legte dort 2021 die Ewige Profess, das Ordensgelübde, ab. Ein Jahr später, am 13. August 2022 erteilte ihm der aus Riedern am Wald stammende Erzbischof Georg Gänswein die Diakonweihe. Seit November 2022 wirkt Bruder Andrej als Diakon an der Gebetsstätte St. Marien in Heroldsbach in Bayern.

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In den Jahren 2016 bis 2022 studierte der Ordensbruder Philosophie und Theologie – zehn Semester an der Hochschule der Pallottiner in Vallendar in Rheinland-Pfalz und zwei Semester bei den Jesuiten im kroatischen Zagreb – und schloss mit der Erlangung eines kirchlichen Diploms ab.

Auf seinem persönlichen Glaubensweg hatte auch die Pilgerstätte im Medjugorje in Bosnien-Herzegowina eine große Bedeutung, erzählt Bruder Andrej. Er begleitete Wallfahrten dorthin und führte auch Jugendtreffen in Heroldsbach und Waghäusel durch. Er sehe darin eine große Chance zur Weitergabe des Glaubens und zu vertiefter Katechese, die Einführung in den Glauben.

Vorbereitung auf die Priesterweihe

Zurzeit bereitet sich der Ordensmann an verschiedenen Orten auf die Priesterweihe vor. Im Kloster Maria Bronnen in Weilheim hat er jüngst in enger Begleitung durch Pater und Generaloberer Richard Lehmann-Dronke die Vorbereitungen für die Priesterweihe in Waldkirch getroffen.

Zuvor war er in Berlin zu einem Vorgespräch bei seiner Exzellenz Erzbischof Nikola Eterovic, der die Priesterweihe am Samstag, 21. Oktober, vornehmen wird. Bruder Andrej rechnet mit 250 bis 300 Gläubigen. Er spürt eine freudige Aufbruchstimmung, die er in die Worte fasst „Jetzt geht‘s los.“ Er ergänzt: „Ich spüre von Menschen, dass sie erwarten, dass ich den Dienst jetzt einbringe.“