Aufgrund der steigenden Infektionszahlen mit Sars-CoV-2 und der Zunahme von Covid-19-Erkrankungen ruft das Institut für Transfusionsmedizin und Gentherapie der Uniklinik Freiburg erneut zu Plasmaspenden auf. Doch was steckt dahinter und wie können Corona-Genesene eigentlich helfen? Wir haben nachgefragt.
Schon im Frühjahr hatte die Uniklinik Freiburg zu solchen Plasmaspenden aufgerufen. Nun mit der zweiten Corona-Welle ist es wieder soweit. Dr. Markus Umhau, Leiter der Transfusionsmedizin, erklärt wie diese den schwer erkrankten Corona-Patienten helfen können.

„Wenn Patienten mit Corona infiziert sind, gibt es daraufhin eine Immunantwort, ein Bestandteil davon ist, dass Antikörper gebildet werden.“ Diese Antikörper würden bei der Spende des Blutplasmas gewonnen und an einen Corona-Infizierten weitergegeben. Somit könne das Immunsystem des Erkrankten bei der Virusabwehr unterstützt werden. „Dadurch hatten schon einige schwer erkrankte Patienten einen besseren Krankheitsverlauf oder konnten geheilt werden“, schildert Umhau. „Wir konnten damit schon Leben retten“, betont der Arzt.
Wann werden die Plasmaspenden durchgeführt?
„Die Plasmaspenden gibt es nicht als Fertigprodukt“, so der Arzt. Zum einen werden die Spenden als klinischen Prüfapparat im Rahmen einer klinischen Studie durchgeführt. Aktuell nimmt die Uniklinik an der sogenannten CAPSID-Studie mit Intensivstation-Patienten mit schwerem Corona-Verlauf des DRK Ulm teil.
Auch im Rahmen eines individuellen Heilversuchs würden die Plasmaspenden durchgeführt. Dabei würden ausgewählte Patienten das Plasma erhalten, zum Beispiel jene, die einen Immundefekt haben und dadurch selbst keine Antikörper bilden könnten, erklärt Umhau. Der Freiburger Arzt erinnert sich an zwei solcher Corona-Patienten, die lange stationär in der Klinik waren und nach einer Plasma-Spende nach einer Woche wieder genesen nach Hause konnten.
Wie läuft die Plasmaspende ab?
Bei einer Plasmaspende wird zunächst das Vollblut abgenommen. Noch während der Spende wird das Blut dann mit einem Apherese-Gerät in seine Bestandteile aufgeteilt. Das Plasma wird gesammelt, während die festen Bestandteile wie die Blutzellen wieder in den Körper des Spenders zurückfließen, erklärt Umhau. Eine Plasmaspende dauert rund 45 Minuten.
Ein Spender von Blutplasma kommt dazu alle 14 Tage in die Freiburger Uniklinik und spendet jedes Mal 700 Milliliter Plasma. Bei einer Blutsplasma-Spende gelten hohe Sicherheitsvorkehrungen. Nach jeder Spende kommt das Blutplasma für 14 Tage in die Gefrierlagerung. Und erst nach nochmaliger Infekt-Testung des Spenders und dem erforderlichen Ergebnis wird das Plasma an den erkrankten Patienten weitergegeben.
Im Laufe der Monate fallen die Antikörper des genesenen Corona-Patienten immer mehr ab, wie Umhau erläutert. „Wenn die Antikörper unter einem von uns bestimmten Wert sind, dann kann nicht mehr gespendet werden“, so der Leiter der Transfusionsmedizin. Das Blutplasma sei allerdings sehr lange haltbar und könne noch Monate später an Erkrankte weitergegeben werden.
Welche Voraussetzungen muss ein Spender erfüllen?
Neben den allgemeinen Voraussetzungen für Plasmaspenden muss der Spender auch einen Nachweis eines positiven Corona-Abstrichs erbringen sowie einen Nachweis darüber, dass er geheilt ist. Auch eine hohe Antikörper-Zahl müsse der Spender vorweisen können, so Dr. Markus Umhau.
Die potenziellen Spender werden zu einer Voruntersuchung eingeladen, bei ihnen werde ein Test gemacht und sobald das Ergebnis vorliege, könne es zur ersten Spende kommen. Mit der zweiten Spende erfolgt nochmals ein Infekt-Test.
Wie viele Spender gibt es?
Zur ersten Corona-Welle im Frühjahr seien sechs bis acht Plasmaspender pro Woche in die Uniklinik gekommen. Aktuell seien es rund drei bis vier Spender pro Woche, so Umhau. „Im Frühjahr hatten wir eine große Flut an Spendern, über den Sommer ist es dann abgeflaut, jetzt zieht es wieder an“, sagt der Arzt.
Auf der Homepage der Klinik und im sozialen Netzwerk Facebook gab es Aufrufe der Klinik nach Spendern. Da jedoch aktuell die Kapazitäten begrenzt seien, mache man nicht noch mehr Aufrufe. Übrigens: Auch Donald Trump soll bei seiner Corona-Erkrankung durch eine solche Plasmaspende geheilt worden sein, wie Markus Umhau sagt.
In Freiburg soll zudem schon bald ein Impfzentrum entstehen. Mehr dazu sowie zu den weiteren Corona-Impfzentren des Landes, lesen Sie hier: