Rund drei Tage war im Mai 1999 Ausnahmezustand in der Waldshuter Schmittenau: Überflutete Straßen und Grünflächen, vollgelaufene Keller, Großeinsätze von Hilfsorganisationen, fassungslose Menschen und immense Schäden gingen mit dem Jahrhunderthochwasser von Rhein und Aare einher.

Wasser steht auf den Straßen in der Schmittenau.
Wasser steht auf den Straßen in der Schmittenau. | Bild: Klaus Grüninger

Freibad, Minigolf- und Campingplatz, Kleingartenanlage, Schiffanlegestelle, Gewerbe- und Wohngebiete – große Teile der Schmittenau standen vor 25 Jahren unter Wasser.

Die Anlage der Minigolffreunde Waldshut wurde beim Hochwasser im Mai 1999 stark überflutet.
Die Anlage der Minigolffreunde Waldshut wurde beim Hochwasser im Mai 1999 stark überflutet. | Bild: Karl-Heinz Gerwert

Besonders betroffen war auch die Stadtgärtnerei. Als Höchststand wurde am 12. Mai an der Außenwand ihres Bürogebäudes ein Hochwasserpegel von 1,20 Metern gemessen. Eine Metallmarke, angebracht vom städtischen Tiefbauamt, erinnert daran.

„Das Hochwasser war angekündigt, aber dass es so extrem werden würde war nicht absehbar, wir haben versucht zu retten, was zu retten war“, blickt Bernd Kramm zurück. Er leitet seit 1995 die Stadtgärtnerei.

Rasenmäher und Motosägen können in Sicherheit gebracht werden

Rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden konnten nach seiner Aussage die Gerätschaften des Fuhrparks wie Rasenmäher und Motorsägen. Schlimm traf es das Büro, die Außenanlagen und Pflanzen in den Gewächshäusern.

Im September 1999 listete das Hochbau- und Planungsamt in der Stadtgärtnerei Schäden in Höhe von 163.551 DM auf. Laut dieser Aufstellung investierte das Team der Stadtgärtnerei nach Rückgang des Hochwassers 550 Stunden in die Schlammentfernung und in Aufräumarbeiten, Wert der Eigenleistungen fast 34.000 DM.

Der Schlamm wurde hart wie Beton

„Der Schlamm wurde hart wie Beton, er musste mit dem Radlader zusammengeschoben, abgetragen und weggefahren werden“, erinnert sich Bernd Kramm. Darüber hinaus nennt das Dokument Kosten für Arbeitseinsätze des Baubetriebshofs und verschiedener Firmen unter anderem für neue Anstriche, einen neuen Boden für das Büro, eine neue Küche und umfassende Neuinstallationen von Elektro-, Heizungs- und Gasanlagen.

Weiterhin mussten Schäden an den Außenanlage behoben werden, einschließlich von neuen Umzäunungen. In den Gewächshäusern war der Sommerflor, der kurz vor dem Ausbringen in die städtischen Anlagen stand, zum großen Teil zerstört worden.

Nur wenige Pflanzen bleiben unversehrt

Nur einige Pflanzen auf Tischen mit einer Styroporauflage blieben laut Kramm unversehrt, weil die Auflagen auf dem Wasser schwammen. Pflanzen wurden dazu gekauft, so dass auch 1999 in den städtischen Anlagen Sommerblumen bunte Akzente setzten, wenn auch etwas spärlicher.

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Nach 1999 erfolgten laut Kramm verstärkt Maßnahmen am Hochrhein zum Hochwasserschutz. Nach seiner Aussage wurde in der Schmittenau der Damm vom Ca-pingplatz bis zum Freibad um 60 Zentimeter erhöht. Seitdem hätten Hochwasser keine oder nur kleine Schäden angerichtet.

Siedler halten die Wassermassen in Video fest

Klaus Grüninger von der Siedlergemeinschaft hat das Jahrhunderthochwasser in einem Video festgehalten.

Seinem Siedlerkollegen Harald Baier ist das Hochwasser ebenfalls unvergessen. Er sondierte zusammen mit einem Kameraden im Kajak die Lage und half Betroffenen. Beispielsweise, erzählt er, hätten sie ältere Leute im Äuleweg mit Verpflegung versorgt.

Auf dem Gelände der Siedlergemeinschaft in der Schmittenau stehen Schrebergärten unter Wasser.
Auf dem Gelände der Siedlergemeinschaft in der Schmittenau stehen Schrebergärten unter Wasser. | Bild: Klaus Grüninger

Und die Zukunft?

Der Klimawandel begünstigt extreme Wetterereignisse, die zu Hochwasser und Überschwemmungen führen können. „Ein (statistisches) Jahrhunderthochwasser könnte in Zukunft bis zu 25 Prozent mehr Wasser führen als bisher“ heißt es in einer Veröffentlichung des Regierungspräsidiums Freiburg 2021 zu Hochwasserrisiken.

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