„Wir sind seit etwa fünf Jahren am Projekt Entwicklungskonzept Waldhaus 2033 dran“, schildert Dieter Schmid, Geschäftsführer der Privatbrauerei Waldhaus. Was das genau beinhaltet, zeigte sich jüngst in der Sitzung der Verwaltungsgemeinschaft (VVG) Waldshut-Tiengen, Dogern, Lauchringen und Weilheim.
Besonders stechen Pläne für ein Bierhotel und eine massive Vergrößerung der Lager- und Produktionskapazitäten ins Auge. Grund, dieses Projekt zu starten, sei das Wachstum der Privatbrauerei der letzten 15 Jahre gewesen.
Vom Kesselhaus über Lagerplatz bis hin zum Bier-Hotel
In diesem Zeitraum habe sich der sogenannte Ausstoß von etwa 30.000 Hektoliter auf über 100.000 Hektoliter Bier mehr als verdreifacht. Schmid: „Weil ein Flächennutzungsplan in der Regel alle zehn bis 20 Jahre angegangen wird, bin ich als Unternehmer aktuell gefordert unternehmerische Pläne und Visionen zu haben.“
Das Unternehmen möchte auf lange Sicht expandieren. Zum einen mit einer gewerblichen Baufläche von fast 10 Hektar, zum anderen mit einer Sonderbaufläche mit 2,65 Hektar. Auch wenn die VVG die Änderungen im Flächennutzungsplan beschlossen hat, bedeutet das nicht, dass auch tatsächlich alles so kommt. Erst in späteren Verfahren werden die Pläne dann fixiert.
Im westlichen und nördlichen Bereich der Brauerei sollen Erweiterungsflächen für die Errichtung baulicher Anlagen wie Holzhackschnitzelanlage mit Hackschnitzelbunker, Rangierflächen, Kesselhaus, Blockheizkraftwerk und Batteriestation, Brauereierweiterung für Gär- und Lagerbereich, Wassertanks, Filtration, Leergutsortierung und vielem mehr entstehen.
Östlich der B 500 sind Bauflächen für die Errichtung eines Bier-Hotels mit Alpen-Biergarten, Abenteuerspielplatz, Hopfenbiergarten, Parkplätze, Verwaltungsgebäude und Erlebnis-Genusswelt sowie eine Photovoltaikanlage geplant.
Müssen es denn gleich über zehn Hektar sein?
„Die technischen notwendigen Flächen sind relativ einfach zu ermitteln. Welchen Platzbedarf benötigen wir bei gleichem Wachstum in wie viel Jahren für Produktion, Abfüllung und Logistik?“ Um diese essenzielle Frage zu beantworten, haben Schmid und sein Team andere Brauereien im In- und Ausland angeschaut, die bereits expandiert und ursprünglich eine ähnliche Größe gehabt hätten.
Die Idee des geplanten Bierhotels schwirre Schmid schon länger in seinen Gedanken herum. „Fast wöchentlich werden wir von den Besuchern von Brauereibesichtigungen und vom Brauereigasthof angefragt, ob man bei uns auch übernachten kann.“
Außer einer Idee bestünden aber noch keine Pläne. „Schön wäre es, wenn wir dieses Projekt in den nächsten zehn Jahren angehen könnten. Aber Planungen in der heutigen Zeit sind nicht mehr so einfach.“

Bald rückt die fünfte Generation in große Fußstapfen
Trotz der weltpolitischen Unsicherheiten durch Pandemie und Krieg, habe das Unternehmen klare und realistische Ziele bis zum Jahr 2033. „Zudem sind meine Kinder beide gewillt und in entsprechenden Ausbildungsstadien, um in ein paar Jahren die fünfte Generation der Brauerfamilie Schmid zu repräsentieren und die Brauerei zu führen. Schon deshalb sehe ich unsere Zukunftsplanung inklusive Flächennutzungsplanung als ein elementares Muss.“
Bis wann die Projekte genau realisiert sein sollen, könne Schmid trotz interner Pläne zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht preisgeben. „Eine Planungssicherheit ist heutzutage nicht einmal mehr über zwölf Monate zu garantieren. Wie soll ich eine seriöse Planung über die nächsten zehn Jahre garantieren?“
Bürgermeister und Gemeinde stehen hinter den Plänen
Bekannt geworden sind die Pläne des Unternehmens der Öffentlichkeit durch eine Sitzung der Verwaltungsgemeinschaft Waldshut-Tiengen, Dogern, Lauchringen und Weilheim. Hier wurden in jüngste Sitzung die notwendigen Änderungen im Flächennutzungsplans auf Gemarkung der Gemeinde Weilheim mehrheitlich beschlossen.
Für Jan Albicker, Bürgermeister der Gemeinde Weilheim, ist der Fall klar: „Sowohl im Gemeinderat, als auch in der Bevölkerung werden die Entwicklung und die Pläne der Brauerei Waldhaus allgemein als äußerst positiv wahrgenommen.“
Die Zusammenarbeit mit der örtlichen Brauerei als Partner der Gemeinde aber auch der Vereine erweise sich nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht als fruchtbar, sondern auch im sozialen Bereich als gewinnbringend.
Die Auswirkungen des Vorhabens auf die Gemeinde könne der Bürgermeister derzeit nicht gänzlich abschätzen. „Die Änderung des Flächennutzungsplanes bedeutet nicht, dass die Maßnahmen sofort umgesetzt werden, sondern ermöglicht zunächst eine nachhaltige Entwicklung am Standort selbst.“ Die konkreten Vorstellungen sollen im Rahmen der Aufstellung eines Bebauungsplanes fixiert werden.
Auf die Frage, ob und wie seine Gemeinde durch die Pläne der Privatbrauerei profitiert, antwortet Albicker: „Die finanziellen Auswirkungen insgesamt sind von verschiedenen Faktoren abhängig. Die Größe des Gewerbebetriebs allein ist hier kein Maßstab.“ Wichtig sei der Gemeinde Weilheim, wie auch der Brauerei, ein nachhaltiges, gesundes Wachstum – „hierfür schaffen wir mit der Änderung des Flächennutzungsplans die konkreten Voraussetzungen.“