Wie kommen die Impfungen in den Seniorenheimen voran?

Eine gute Nachricht kommt von den Mobilen Impfteams: Die Erstimpfung der Alten-und Pflegeheime im Landkreis Waldshut konnte fast erfolgreich abgeschlossen werden. Nur ein Heim fehlt auf der Geimpften-Liste noch, dort herrscht derzeit ein aktives Infektionsgeschehen. In der kommenden Woche werde auch in diesem Heim geimpft, wie der Pandemiebeauftragte Olaf Boettcher erklärt. Zudem erhalten nächste Woche die Bewohner von sieben Heimen im Landkreis ihre Zweitimpfung. Boettcher organisiert im Mobilen Impfteam die Impfungen: „Das ist logistisch ein Riesen-Aufwand.“

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Wie läuft die Organisation in den Heimen?

„Es ist mein Antrieb, auch zu zeigen, was gut läuft“, sagt Hartmut Fricke, Geschäftsführer des Bad Säckinger Pflegeheims St. Franziskus. Er sagt, es sei an der Zeit, das Positive hervorzuheben. „Selten habe ich eine so reibungslose Organisation erlebt wie bei unserer ersten Impfung„, lobt der Heim-Geschäftsführer. „Das Impfteam um Olaf Boettcher und wir waren bestens vorbereitet, wir wurden sehr gut informiert“, betont Fricke.

Der Pandemiebeauftrage Olaf Boettcher (rechts) zusammen mit einem der beiden mobilen Impfteams, die im Landkreis Menschen in ...
Der Pandemiebeauftrage Olaf Boettcher (rechts) zusammen mit einem der beiden mobilen Impfteams, die im Landkreis Menschen in Altenpflegeheimen gegen Corona impfen. | Bild: Olaf Boettcher/privat

Von 100 Bewohnern seien im St. Franziskus 86 Bewohner geimpft worden, mit dem geimpften Personal gab es 170 Impfungen an einem Tag. „Die gelungene Impfung hat gezeigt, dass es auch anders gehen kann, mit der nötigen Hilfe von außen und viel freiwilligem Engagement der Pflegekräfte„, so Fricke. Die Zweitimpfung soll im St. Franziskus am 22. Februar durchgeführt werden.

Wann und wie wirkt die Impfung?

Der Impfstoff von Biontech, der überwiegend im Kreis Waldshut verabreicht werde, erzeuge einen Impfschutz von über 95 Prozent, erklärt Olaf Boettcher. Die Ausbildung der Antikörper daure dabei in der Regel elf Tage. Erst dann sei die Immunität gewährleistet. Inwieweit der Impfstoff die Infektion mit Virusvarianten verhindere, könne der Hausarzt nicht sagen, jedoch geben die Hersteller an, dass auch diese vom Impfstoff bekämpft werden könnten. Die Zweitimpfung soll dann die Immunität nochmals verstärken. Auch Geimpfte könnten gegebenenfalls weiter infektiös seien, könnten also das Virus bekommen. Doch die Antikörper durch die Impfung würden das Virus bekämpfen. Die Geimpften könnten das Virus aber auch weitergeben. „Allerdings bricht das Virus bei Geimpften in der Regel nicht aus“, sagt Mediziner Olaf Boettcher. Deswegen sei es auch so wichtig, bei so vielen Menschen wie möglich eine Immunität zu erreichen.

Gibt es auch Kritik?

St. Franziskus-Geschäftsführer Fricke ärgerte sich über den Vorwurf von Vizekanzler Olaf Scholz, die Betreiber von Pflegeeinrichtungen hätten zu wenig für den Schutz der Bewohner getan. Er bezieht sich dabei auf einen Artikel vom 1. Februar 2020 in der Süddeutschen Zeitung. Diese Äußerungen seien am Tag der ersten Impfung im St. Franziskus veröffentlich worden. „Es wird viel Kritik geübt, dabei müssten Entscheidungsträger auch berücksichtigen, dass sie selbst noch nie in einer solchen Situation waren“, so Fricke. Scholz habe den Heimen vorgeworfen, dass nicht genug getestet wurde und deshalb die Mortalitätsrate so hoch sei.

„Dabei braucht es für die Testungen nicht nur Geld, sondern auch genügend Personen, die testen könnten“, so Fricke. „Seine Aussagen haben mich schon erschüttert, er weiß doch wie die Lage in den Heimen ist“, sagt Fricke über die Äußerungen des Vizekanzlers. Die Heime würden die Verordnungen gerne umsetzen, aber dies sei personell oft schwierig. Dem gerecht zu werden, bedeute einen enormen Aufwand, so der Geschäftsführer. Erst durch die zwei Bundeswehr-Soldaten, die die Mitarbeiter unterstützen, sei es möglich gewesen, noch mehr zu testen. Doch es gebe vonseiten der Politik schon Gedanken, dass in den Heimen täglich getestet werden müsse. „Doch dies ist nicht möglich, wenn die Soldaten wieder abgezogen werden“, sagt Fricke. Freiwillige, die danach für die Testung eingesetzt werden, hätten sich noch nicht gemeldet.

Was sind besondere Herausforderungen?

Der Heim-Geschäftsführer erlebte die Herausforderung, denen er und seine Mitarbeiter in der Corona-Pandemie ausgesetzt waren. „Unsere Pflegekräfte machen einen super Job“, lobt er und betont den Riesen-Aufwand und den enormen Einsatz während der Pandemie. Gerade zu Beginn hätten fast alle tagelang zwölf Stunden durchgearbeitet, auch an den Wochenenden. Schließlich hätten sich die Personalengpässe, die es schon seit Jahren in der Pflege gebe, mit der Pandemie nicht in Luft aufgelöst. Der Einsatz seiner Mitarbeiter sei auch immer verbunden mit der Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus. Auch die Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern wie den niedergelassenen Ärzten sei sehr gut, betont Fricke.

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