Frau Skopnik, welche Unterstützung gab es für Sie und wo stießen Sie an Grenzen?

Es gibt zwar verschiedene Hilfsangebote, etwa von der Caritas oder durch Tagespflegeeinrichtungen, aber nichts, das flexibel auf die Bedürfnisse von pflegenden Angehörigen zugeschnitten ist.

Die Belastung ist enorm – im Schnitt verbringt man als pflegender Angehöriger 49 Stunden pro Woche mit Pflegeaufgaben, bei fortschreitender Krankheit oft rund um die Uhr. Ein großes Problem ist außerdem, dass es kaum Kurzzeitpflege gibt.

Wie haben Sie begonnen, sich in diesem Bereich zu engagieren?

2022 habe ich an einem Kurs für pflegende Angehörige teilgenommen, der alles für mich verändert hat. Dort lernte ich Friedas Gartencafé und Miteinander Hochrhein, die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz, kennen, die 2020 von den evangelischen Kirchengemeinden Kadelburg und Klettgau gegründet wurde. Seitdem engagiere ich mich ehrenamtlich im Café, einem wunderbaren Ort, an dem Menschen mit Demenz glückliche Momente erleben können, während ihre Angehörigen für ein paar Stunden Entlastung und im offenen Treff Unterstützung finden.

Aus dieser Erfahrung heraus entstand die Idee für Friedas Gästehaus, die logische Weiterentwicklung des Cafés. Wir wollen einen Ort schaffen, der genau das bietet, was ich und viele andere Angehörige dringend brauchen: eine Einrichtung, die flexibel Tagespflege und Kurzzeitübernachtungen anbietet.

Können Sie uns mehr über das Konzept von Friedas Gästehaus erzählen?

Die evangelischen Kirchengemeinden Kadelburg und Klettgau unterstützen den Aufbau von Friedas Gästehaus und stellen uns als erste Einrichtung in der Region die leerstehende Matthäuskirche in Erzingen zur Verfügung, die wir in eine moderne Pflegeeinrichtung umbauen möchten. Eine Kirche scheint uns der richtige Ort für unser Vorhaben.

Mitten im Dorf, steht die Kirche für Hoffnung, Schutz für die Schwachen, Begegnung und Vertrauen; ein offener Ort an dem die Menschen Unterstützung erfahren: Das passt genau zu dem, wofür Friedas Gästehaus stehen soll. Das Gebäude soll Platz für zehn Übernachtungs- und circa 15 Tagesplätze bieten. Die Architektur wird barrierefrei und demenzgerecht gestaltet, mit einem schönen Garten, und einer ansprechenden, wohnlichen und sicheren Umgebung.

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Wie wurde das Konzept für Friedas Gästehaus entwickelt?

Wir hatten das große Glück, die AOK Hochrhein-Bodensee für die Idee des Gästehauses gewinnen zu können und haben gemeinsam am Innovationsprogramm D-Care Lab BW, der Diakonie Baden teilgenommen.

Was ist das Besondere an Ihrem Konzept?

Unser Konzept bietet eine Kombination aus Tagespflege und Kurzzeitübernachtung. Es richtet sich speziell an Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen, mit dem Ziel, Inklusion und gesellschaftliche Teilhabe zu fördern. Gleichzeitig ist es ein dringend notwendiges Entlastungsangebot für die pflegenden Angehörigen, welches ihnen ermöglicht, trotz Pflege berufstätig zu bleiben, Auszeiten zu nehmen und sich zu erholen.

Wie wollen Sie Friedas Gästehaus finanzieren?

Die Umbaukosten belaufen sich auf etwa 2,5 Millionen Euro. Anträge auf Fördermittel laufen bereits, aber wir können das Projekt nicht allein durch staatliche Fördermittel stemmen. Deshalb suchen wir private Investoren, Spenden und lokale Unterstützer, die uns beim Umbau der Kirche finanziell unterstützen.

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Was sind Ihre nächsten Schritte?

Wir streben langfristige Kooperationen mit sozialen Trägern und lokalen Firmen an, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten und wir suchen aktiv nach privaten Investoren und Förderern. Das Geschäftsmodell, eine Sozialgenossenschaft, ist bereits in Gründung, mit dem Ziel, das Projekt unter Zusammenarbeit mit sozialen Diensten zu betreiben. Parallel dazu planen wir eine Goodwill-Kampagne, um die Bevölkerung und lokale Unternehmen einzubinden.

Wie ist Ihre Vision für die Zukunft von Friedas Gästehaus?

Wir möchten einen Ort schaffen, der Menschen mit Demenz individuell betreut und Angehörigen echte Entlastung bietet. Wir möchten einen Ort schaffen, der Hoffnung gibt – einen Ort, der die Angst vor der Zukunft nimmt, sollte man selbst oder ein Angehöriger von Demenz betroffen sein.

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