Bisher, so die Erfahrungen im Kreisimpfzentrum Tiengen (KIZ), liefen die Impftermine reibungslos ab. Am vergangenen Dienstag nach Ostern kam es aber zu langen Warteschlangen vor dem KIZ. Aufgebrachte Lesser riefen beim Autoren dieser Zeilen an oder schickten Mails an die Redaktion. Sie sprachen von einem Chaos, das an diesem Tag vor der Stadthalle herrschte und berichteten von Wartezeiten bis zu dreieinhalb Stunden. Diese Zeitung fragte beim Landratsamt Waldshut nach den Gründen für diesen „Impfstau“.

Warum kam es am Dienstag nach Ostern zu Verzögerungen beim Impfen im KIZ Tiengen?

Wie die Pressesprecherin den Landratsamts Waldshut, Susanna Heim auf Anfrage dieser Zeitung erklärt, stimme es, dass an diesem Tag ist nicht alles rund gelaufen sei: „Das tut uns sehr leid und wir entschuldigen uns bei all jenen, die davon betroffen waren. Das wird nicht wieder vorkommen und es gibt auch eine Erklärung dafür: Das Chaos, von dem sie sprechen, hing mit einem Fehler der Online-Terminvergabe zusammen, der zu Überbuchungen geführt hat. Deshalb war auch der Besucherandrang groß.“ Dies habe die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im KIZ vor eine enorme Herausforderung gestellt:

„Denn wir wollten Niemanden wegschicken, sondern alle durch das System vergebenen Termine auch durchführen.“
Susanna Heim, Sprecherin des Landratsamtes

Im Hintergrund seien alle Hebel in Bewegung gesetzt worden und zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kurzfristig aufgeboten, um das Pensum zu schaffen.

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„Alle haben versucht, die Wartezeit möglichst abzumildern, es wurden auch warme Getränke an die Wartenden verteilt. Aber natürlich waren wir mit dieser Situation, wie sie am Dienstag entstanden ist, nicht zufrieden. Ich möchte aber auch betonen, dass bisher die Organisation und die Abläufe reibungslos funktioniert haben. Unsere Konsequenz: Wir werden künftig das EDV-System noch besser kontrollieren müssen, so dass Doppelbuchungen nicht mehr vorkommen“, betont Susanna Heim.

Wie viele Termine wurden für diesen Tag vergeben, wie viele Impfungen wurden tatsächlich ausgeführt?

An diesem Tag waren 1400 Termine vergeben, wovon sich 1191 Personen nach der ärztlichen Aufklärung für eine Erstimpfung entschieden haben. Rund 200 Personen haben sich danach gegen eine Impfung entschieden, erklärt Susanna Heim. Ein Leser hatte erklärt, dass keiner der Plätze besetzt war, als er zur Registrierung kam.

Wegen der hohen Anzahl an Impfterminen wurde die Zahl der Registrierungs-Terminals von 4 auf 6 erhöht.
Wegen der hohen Anzahl an Impfterminen wurde die Zahl der Registrierungs-Terminals von 4 auf 6 erhöht. | Bild: Schlichter, Juliane

„Die Registrierung lief reibungslos, die Terminals wurden von vier auf sechs erweitert und diese waren immer voll besetzt“, heißt es aus dem Landratsamt. Die zentrale Terminvergabe via Hotline vergibt in der Regel zudem immer Doppeltermine für Familienangehörige, was zu einer erhöhten Wartezeit führen könne.

Kann sich solch ein Vorfall wiederholen und wie könnte das vermieden werden?

Dieser Vorfall sei aufgrund des plötzlichen Astrazeneca-Stopps seitens des Bundesgesundheitsministeriums am 15. März entstanden, erklärt die Pressesprecherin. Alle gebuchten Termine wurden abgesagt und größtenteils auf den 6. April über die zentrale Terminvergabe als Ersatztermin wieder vergeben. Das Kreisimpfzentrum in Tiengen hatte für diesen Tag allerdings schon Impftermine an weitere Impfberechtigte vergeben, weshalb es zu dieser Terminüberbuchung kam.

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„Hinzu kam, dass der Aufwand für die ärztliche Beratung gestiegen ist“, so die Pressesprecherin. Die neue Vorgabe, dass alle über 60-Jährigen nun Astrazeneca erhalten sollen und die unter 60-Jährigen auf einen Alternativimpfstoff ausweichen sollen, habe viele Impfwillige verunsichert und so mussten die zu impfenden Personen ausgiebig beraten werden. „Dieser Vorfall ist einmalig gewesen und wir werden alles dafür tun, dass es nicht mehr vorkommt“, betont Susanna Heim.

Wie groß sind die Kapazitäten im KIZ pro Tag?

Derzeit werden laut Landratsamt Waldshut im Schnitt 700 Personen am Tag geimpft. Das Kreisimpfzentrum ist auf eine Tageskapazität von 1000 Impfungen ausgelegt.

Wie können Staus vor dem Aufwärmzelt vermieden werden?

„Wir versenden vor dem Impftermin eine Erinnerungs-E-Mail mit allen entsprechenden Informationen. Dazu zählt neben den mitzubringenden Unterlagen und der richtigen Parkplatzauswahl auch die Information, dass man zum Impftermin pünktlich, aber nicht mit einer zu langen Vorlaufzeit erscheinen soll. Es kam auch schon mal zu kleineren Schlangen, weil viele Leute zu früh zu ihrem Termin kamen.

Blick auf das Kreisimpfzentrum in der Stadthalle Tiengen.
Blick auf das Kreisimpfzentrum in der Stadthalle Tiengen. | Bild: Schlichter, Juliane

Vor dem Zelt befindet sich eine Anzeigetafel, auf der der jeweilige Termin angezeigt und zum Einlass aufgerufen wird. Um Verzögerungen zu vermeiden, sollten die Impfwilligen pünktlich zum Termin erscheinen und alle Unterlagen griffbereit halten. Auf der Internetseite des Landkreises/Kreisimpfzentrum sind die Formulare abrufbar und können im Vorfeld ausgefüllt werden, um die Abläufe im Impfzentrum zu beschleunigen, erklärt die Pressesprecherin des Landratsamtes.

Wie oft wird die Gabe von Astrazeneca abgelehnt?

Von den über 60-Jährigen, die Astrazneca erhalten können, haben sich weniger als zehn Prozent gegen eine Impfung entschieden.

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