Schon wieder lief der Bahnverkehr auf der Hochrhein-Strecke einen Monat nur unter erschwerten Bedingungen. Seit dem Wochenende läuft es wieder normal, doch wie eine Bahnsprecherin darstellt, seien Prognosen extrem schwierig. Ein Teil des Problems könnte sein, dass die Bahn gar nicht weiß, wie viel Personal sie eigentlich auf der Hochrhein-Strecke einsetzt.
Was war das Problem?
Erhöhte Krankenstände waren laut Auskunft einer Bahn-Sprecherin auf Nachfrage unserer Zeitung dafür verantwortlich, dass die Deutsche Bahn ihr für Angebot auf der Strecke zwischen Basel und Erzingen sowie zwischen Waldshut und Stühlingen zwischen 12. Dezember und 7. Januar massiv einschränken musste.
„Anstatt hier täglich auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren, haben wir uns für ein reduziertes, aber verlässliches Fahrplanangebot entschieden“, so die Sprecherin weiter. Dieses war bis vergangenes Wochenende vorgesehen: „Inzwischen läuft der Verkehr wieder wie gewohnt.“
Wie lange – das lasse sich freilich nicht abschätzen, schränkt die Unternehmenssprecherin ein: „Das lässt sich leider nicht abschätzen.“
Immer wieder Personalengpässe
Es ist nicht das erste Mal in den vergangenen Monaten, dass der Regionalverkehr der Deutschen Bahn am Hochrhein derartig von einer Krankheitswelle heimgesucht wurde, dass das reguläre Fahrplanangebot nicht eingehalten werden konnte.
Zwischen Mitte Dezember 2021 und Ende März 2022 hatte das Unternehmen schon einmal massiv das Zugangebot zurückgefahren reduziert. Eine Erkältungswelle und erhebliche Probleme infolge der Corona-Pandemie wurden damals als Ursache für die Probleme im Betriebsablauf genannt.
Weitere geplante Maßnahmen wie Bauarbeiten oder auch ungeplante Ausfälle und Einschränkungen durch Zugdefekte und andere technische Probleme sind in der Liste der Ärgernisse, die regelmäßiger Begleiter der Bahnfahrer auf der Hochrhein-Strecke sind, noch gar nicht berücksichtigt.
Kein Überblick über tatsächliches Personal am Hochrhein
Da stellt sich natürlich die Frage, wie knapp bemessen das Personalpolster eigentlich ist, mit dem die Deutsche Bahn ihr Angebot am Hochrhein bestreitet – auch mit Blick auf die geplante Elektrifizierung, in deren Zuge die Taktung sogar noch erhöht werden soll, was natürlich auch eine höheren Personaleinstatz bedingt.
Die Antwort der Bahnsprecherin überrascht: „Wir haben keine regionalisierten Daten zur Zahl unserer Lokführer.“ Dennoch sei „keinesfalls eine schlechte Personalplanung“ für die teils monatelangen Engpässe am Hochrhein verantwortlich. Überhaupt gäbe es ähnliche Probleme „auch in anderen Regionen“.
Welche Regionen dies sein könnten, dazu gibt es von der Bahn keine weiteren Informationen. Auch zur Frage auf welcher Grundlage das Unternehmen eigentlich sein Angebot erstellt, wenn nicht auf Basis der vorhandenen Lokführer und Fahrdienstleiter, möchte sich die Bahnsprecherin nicht äußern. „Aus Wettbewerbsgründen“, wie sie sagt.
Und wie geht es weiter?
Stellt die Gewährleistung des aktuellen Betriebs den Verkehrskonzern augenscheinlich große Herausforderungen, gilt dies erst recht für zukünftige Planungen. „Die DB setzt ihre Job-Offensive in ganz Deutschland kontinuierlich fort“, versichert die Bahn-Sprecherin.
Dazu zählt sie Investitionen in Personal und Qualifizierung. Allein dieses Jahr seien bundesweit mehr als 25.000 Neueinstellungen geplant: „Unterm Strich entstehen voraussichtlich rund 9.000 Stellen zusätzlich“, so die Pläne.
Wie aussichtsreich diese Initiativen sein werden, dazu kann das Unternehmen freilich ebenso wenig eine verlässliche Auskunft erteilen, wie zur Frage, wie lange der nun wieder regulär laufende Fahrplan eingehalten werden kann.
Zwischen Singen und Schaffhausen läuft es mit neuem Betreiber besser
Deutlich positiver fällt die erste Zwischenbilanz nach dem Betreiberwechsel auf dem Streckenabschnitt Singen – Schaffhausen aus. Diesen hat am 11. Dezember die SBB GmbH von der DB Regio AG übernommen.
„Nach Analyse der ersten vier Betriebswochen, können wir ein positives Fazit ziehen“, sagt Streckenmanagerin Alexandra Bernauer. Viel positive Resonanz habe das Unternehmen erreicht – sowohl im Hinblick auf die Freundlichkeit des Zugbegleitpersonals, das Erscheinungsbild der „Thurbo“-Züge als auch die Zuverlässigkeit der SBB.
Kritik habe es derweil vor allem wegen des Fahrkartenautomaten in Gottmadingen gegeben. An der Behebung des Problems werde gearbeitet.
Besonders beeindruckend: Fielen laut Darstellung der SBB unter dem vorherigen Betreiber 50 Prozent der Züge aus verschiedenen Gründen aus, konnten in den vergangenen Wochen 99,5 Prozent der Verbindungen gefahren werden – „nur ein paar wenige Leistungen konnten aufgrund von Infrastrukturstörungen oder der Fremdeinwirkung Dritter nicht durchgeführt werden.“