Die Gesundheitsversorgung im Landkreis Waldshut blieb auch 2024 prekär. In manchen Bereichen hat sie sich sogar noch verschlechtert. So begann das Jahr vor allem für Eltern junger Kinder mit einer schlechten Nachricht:
Im Notfall noch längere Wege mit kranken Kindern
Am 2. Januar teilte die Kassenärztliche Vereinigung (KV) mit, die bisher noch getrennt organisierten Kinderarzt-Notfalldienstbereiche Lörrach und Waldshut zusammenzulegen. Seit 8. Januar müssen Eltern aus dem Landkreis Waldshut am Wochenende mit ihrem kranken Kind in die Kinder- und Jugendärztliche Notfallpraxis am St. Elisabethen-Krankenhaus. Die Begründung der KV: Damit könne „die Anzahl der teilnehmenden Pädiater aufgestockt und der Dienst in Zukunft gesichert werden“.
Weder das Landratsamt Waldshut noch das DRK wurde in die geplante Fusion des Kindernotdienstes involviert, der DRK Kreisverband Waldshut befürchtet durch den Zusammenschluss einen starken Anstieg im Rettungswesen.

Schließung der Notfallpraxis ist endgültig
Eine weitere Hiobsbotschaft folgte im Februar: Die KV verkündete, dass die allgemeine Notfallpraxis in Bad Säckingen nicht mehr geöffnet wird. Die Praxis am Meisenhartweg war Mitte Oktober geschlossen worden – bislang allerdings nur vorübergehend.
Lage bei den Kinderärzten spitzt sich zu
2024 war kein gutes Jahr für die kinderärztliche Versorgung im Landkreis Waldshut. Im April muss der Wehrer Jochen Kinderarzt Sperling krankheitsbedingt seine Praxis vorübergehend schließen, im Mai wird diese wiedereröffnet.
Im September teilte der Laufenburger Kinderarzt Matthias Franki mit, dass er aus gesundheitlichen Gründen auf unbestimmte Dauer seine Praxis schließen muss. Im Dezember steht fest, dass er seine Praxis für immer schließen wird.

Weil auch der Tiengener Kinderarzt Michael Zerfass zum Jahresende seinen Ruhestand angekündigt hat, verschärft sich die kinderärztliche Versorgungssituation binnen weniger Monate dramatisch.
Bundes-, Landes- und Lokalpolitiker schalten sich ein und machen bei der Kassenärztlichen vereinigung (KV BW) Druck. Landkreis und Kommunen richten einen Runden Tisch ein, um die Bedarfsplanung neu zu diskutieren. Bereits im Vorfeld sind die Erwartung an einen Erfolg gering, tatsächlich brachte das Treffen Anfang Dezember keine konkreten Ergebnisse.

Auch bei den Frauenärzten ist die Situation angespannt. Eine gute Nachricht gibt es Ende Dezember: Die Gynäkologen Martin Hummel, Bernd Bürkle und Anne-Kathrin Birk starten Anfang Januar 2025 mit einer gynäkologischen Praxis in Laufenburg. Die Versorgungslage in der Region bleibt dennoch kritisch.
Kampf um Autismus-Therapie-Zentrum
Im Sommer meldet das Zentrum für Autismus-Kompetenz Südbaden (ZAKS), das auch einen Standort in Bad Säckingen unterhält, Insolvenz an. Vor Ort betroffen sind 140 Klienten, 60 weitere stehen auf einer Warteliste.
Politik, Verwaltung und Eltern kämpfen fortan für den Erhalt des Angebots. Bei einer landkreisübergreifenden Konferenz in Freiburg kann schließlich eine Lösung errungen werden. Im Landkreis Waldshut will die Pro Juve Caritas Jugendhilfe Hochrhein, nahtlos die Lücke zu schließen.
Weitere Wege bei Hausbesuchen
Eine weitere Zusammenlegung bestehender Strukturen gibt es im Oktober: Seit Oktober gibt es im Kreis Waldshut nur noch zwei Fahrdienstbezirke für ärztliche Hausbesuche. Ärzte müssen nun ein größeres Gebiet abdecken und wehren sich gegen die neue Regelung der Kassenärztlichen Vereinigung.
Suche nach Lösungen aus dem Dilemma
In mehreren Konferenzen und Runden Tischen wurde 2024 nach Lösungen für die prekäre Versorgung gesucht, auch der Landkreis wurde selbst aktiv.
Ende Januar wurde die „Region der Lebensretter“ gestartet. Mit einer Handy-App soll die Rettungskette erweitert und Menschen mit medizinischen Kenntnissen vernetzt werden. Via Lebensretter-App werden Ersthelfer, die in der Nähe von Hilfebedürftigen sind, schnell alarmiert und könnten somit Leben retten.

Seit Januar gibt es außerdem das Palliativnetzwerk im Landkreis Waldshut. Ziel ist die passgenaue Unterstützung der unheilbar Erkrankten sowie ihrer Angehörigen.

Mehrere Akteure haben im Februar den Weiterbildungsverbund für Allgemeinmedizin Waldshut gegründet. Damit soll die medizinische Landschaft in der Region gestärkt und die Attraktivität und Qualität der allgemeinärztlichen Weiterbildung im Landkreis gesteigert werden.

Bei der Kommunalen Gesundheitskonferenz im November steht die künstliche Intelligenz im Vordergrund.
Lösung für die angespannte Lage?
Aber es gibt auch gute Nachrichten: An der Fachhochschule des Mittelstands in Waldshut werden seit 2024 acht Physician Assistants (Arztassistenz) ausgebildet. Konzipiert ist das berufsbegleitende Aufbaustudium für ausgebildete Fachkräfte aus dem Gesundheitssektor, die durch die Zusatzqualifikation bestimmte Aufgaben eines Arztes übernehmen können.

In der Hausarztpraxis von Stefanie Ruch in Wutöschingen ist eine der Studentinnen in den Praxisalltag integriert – beide Seiten schwärmen von den Vorteilen.
In diesem Bereich ist der Landkreis top
In einem Bereich ist die Versorgung alles andere als angespannt: Bei den Zahnärzten ist der Landkreis Waldshut top – dank der Schweiz.
So arbeiten die Menschen in der Region für unsere Gesundheit
Wie der Alltag eines Assistenzarztes am Klinikum Hochrhein aussieht, hat Peter Bahr Reporter Nico Talenta gezeigt und ihn mit den OP-Saal genommen.
Was an einem ganz normalen Tag alles in der Notaufnahme des Klinikums Hochrhein passiert, erfuhr Reporter Hans Wagner bei seinem Besuch an einem Montag Anfang Dezember.
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