David Rutschmann

Im Waldshuter Gewerbegebiet Kaitle soll, wie diese Zeitung erfuhr, am Wochenende ein Treffen der Tuner-Szene stattfinden. Damit verlagert sich die Szenerie wie vermutet vom Bodensee und dem Schwarzwald-Baar-Kreis an den Hochrhein. Die Polizei ist laut deren Sprecher Mathias Albicker auf einen möglichen Einsatz vorbereitet.

Die Videos in den Sozialen Netzwerken wirken fast wie von Automobil-Messen. Doch das ist nicht der Genfer Auto-Salon, sondern der Parkplatz beim McDonald‘s in Waldshut, wo diese Videos entstanden, die mit Hip-Hop-Beats unterlegt werden. Sie zeigen ein Treffen der Tuning-Szene Anfang Juli.

Die Autoliebhaber aus der Hochrhein- und Bodensee-Region und auch aus der Schweiz nehmen den Parkplatz am Wochenende zunehmend für sich ein. Für Freitag und Samstag ist laut Szene-Kennern ein Treffen mit bis zu 300 Fahrzeugen geplant.

Das könnte Sie auch interessieren

Vergangenes Wochenende gab es eine Beschwerde, als sich zwischen 100 und 150 Autoliebhaber im Kaitle trafen. Eine Spielothek meldete der Polizei, dass der Parkplatz mit Autos vollgestellt sei und Kunden den Zugang versperre. „Als ich um 22 Uhr ankam, war gerade die Polizei da. Aber wir konnten das Problem schnell lösen: Wir haben die Autos umgeparkt und die Durchfahrt zur Spielothek gewährleistet“, erzählt Mateusz Ostrozny.

Szenen vom Tuning-Treffen im Kaitle Video: Mateusz Otroszky

Der 30-Jährige aus Überlingen ist eine feste Größe in der Tuning-Szene in der Grenzregion. 600 Autos kamen vergangenen Sommer zu einem von ihm organisierten Tuner-Treffen, weshalb er sich eine Anzeige wegen Verstoßes gegen die damals geltende Corona-Verordnung einhandelte.

Doch „Alvi“, wie er lieber genannt werden will, ist stets um das Ansehen der Szene bemüht. Von jaulenden Motoren, Driftspuren auf dem Asphalt und qualmenden Motoren will er nix wissen, wie er seinen 5700 Followern auf Instagram klarmacht.

Gemeinsam mit einigen Waldshuter Mitglieder der Tuning-Szene will er dafür sorgen, dass das Treffen am Wochenende geordnet abläuft. Die Filialleitung von McDonald‘s sei im Bilde, will laut Osrtozny sogar denn weitaus größeren, oberen Parkplatz beim ehemaligen Obi zur Verfügung stellen. Für den SÜDKURIER war die Filialleitung bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.

Ostrozny sieht es als „einmalige Chance“, denn der Platz ist für ein solches Treffen wie gemacht: Einerseits ist die Parkfläche groß, bietet also Platz für viele Autos. Andererseits bietet die Lage im Kaitle, dem städtischen Industriegebiet, wenig Konfliktpotenzial.

Denn viele der Autos wurden so aufgemotzt, dass der Motor möglichst laut klingt – für Liebhaber eine befriedigende Geräuschkulisse, für Außenstehende oftmals nur Lärm, der zu nächtlicher Stunde den Schlaf raubt. Im Wohnquartier wäre der Ärger vorprogrammiert. Im Gewerbegebiet gibt es hingegen keine Anwohner, die sich stören könnten.

Am Telefon erzählt Ostrozny, dass der Platz für Autoliebhaber in der Region zunehmend knapp werde. In Singen beispielsweise wurde im Juni eine Allgemeinverfügung erlassen, die Tuner-Treffen am Wochenende verbietet. Zu hoch war die Lärmbelästigung, zu häufig die Straßenrennen. Einzelfälle, findet Ostrozny. „Sowas passiert nur, wenn es keinen organisierten Rahmen gibt.“

Das könnte Sie auch interessieren

Dass sich die Szene am Wochenende vom Parkplatz in die Innenstädte verlagert, glaubt er nicht. „Ich verstehe die Sorge der Leute, dass es laut wird. Aber wenn der Parkplatz nicht gesperrt wird, sorgen wir dafür, dass sich die Szene wirklich nur dort trifft“, erklärt er.

Er ermahnt daher auch auf Instagram alle, auf der Hin- und Rückfahrt durch die umliegenden Ortschaften leise zu fahren: „Alle, die übertreiben, werden gemeldet. Verhaltet euch ruhig und nehmt euren Müll mit.“

Das könnte Sie auch interessieren

Doch kann der Mechaniker, der auf seinem Facebook-Account von seiner ehrenamtlichen Arbeit für den Tierschutzverein Radolfzell berichtet, die Motoren wirklich zügeln? Er beteuert im Gespräch, mit der Polizei in engem Kontakt zu stehen. Doch diese erfuhr erst am Mittwochvormittag durch Dritte vom geplanten Treffen, wie der Waldshuter Polizeisprecher Mathias Albicker erläutert.

„Der Parkplatz ist Privatgelände und liegt daher nicht im Zuständigkeitsbereich der Polizei“, sagt er auf Anfrage. Trotzdem behalte man das Treffen im Auge und würde bei Bedarf entsprechend personell in Einsatzbereitschaft sein.

„Wir wollen nicht überrannt werden wie die Konstanzer Kollegen“, sagt er im Hinblick darauf, dass die Konstanzer Polizei einem Tuner-Treffen im Juni personell nicht gewachsen war. Kontrollen der Verkehrspolizei seien prädestiniert für solche Einsätze.

Das könnte Sie auch interessieren