Aufgemotzte Autos, in denen kaum vorstellbarer technischer Schnickschnack verbaut ist, donnernde Motoren, illegale Rennen auf öffentlichen Straßen als illustre Events, in denen es um Ehre und ritterliche Werte geht. In Filmen der „Fast & Furious“-Reihe wird das Leben und Treiben der Autoposer mit ihren hochfrisierten Fahrzeugen gerne als abenteuerlich und schillernd inszeniert.
Im echten Leben haben es die Liebhaber des großen Auftritts mit ihren hochfrisierten Kisten dagegen vorwiegend schwer, mit ihrer Leidenschaft auf Verständnis und Anerkennung zu stoßen, wenn sie nach Ladenschluss auf Parkplätzen von Einkaufszentren zusammenkommen. Die Anwohner sind häufig schnell vergrätzt, denn Poser-Treffen gehen häufig vor allem mit viel Lärm einher. Und erst recht trägt die rasante und nicht selten gefährliche Fahrweise der Poser dazu bei, dass diese nicht gerade zu den gern gesehenen Gästen in vielen Städten und Gemeinden der Region zählen.
Städte im Kreis Konstanz ziehen Reißleine
Berichte über Autoposer-Treffen, illegale Rennen und Beschwerden von Anwohnern gibt es aus allen Teilen der Region zwischen Bodensee und Schwarzwald.
Im Kreis Konstanz hat die Problematik unerwünschter Treffen der Szene, die freilich grenzüberschreitend agiert und in der viele Schweizer aktiv sind, inzwischen derart viel Widerstand erregt, dass die Stadt Singen bereits eine Allgemeinverfügung gegen derartige Treffen erlassen hat. Auch die Stadt Konstanz erwägt Schritte gegen Autoposer.
Gleichzeitig sind sich Experten aber sicher, dass sich Events von Autoposern nicht verhindern lassen, sondern dass die Szene einfach an andere Treffpunkte ausweicht.
Zumindest bisher kann die Polizei in den Landkreise Waldshut und Lörrach keine eklatante Zunahme von Delikten im Zusammenhang mit Autoposern feststellen, sagt Polizeisprecher Mathias Albicker auf Nachfrage unserer Zeitung. Jedoch sei man mit der Problematik vertraut: „Autoposer gibt es in allen Regionen. Es gab und gibt immer wiederkehrende Treffpunkte, die regelmäßig überprüft werden.“
Bekannte Treffpunkte befinden sich demnach im Stadtgebiet von Waldshut-Tiengen oder auch in Weil am Rhein. Darüber hinaus gebe es verschiedene Örtlichkeiten, an denen „immer mal wieder“ kleinere Treffen stattfänden, so Albicker weiter: „Durch konsequentes Einschreiten und Präsenz blieben diese meist unproblematisch. Beschwerden aus der Bevölkerung über einzelne Fahrzeuge, welche rund um die Treffpunkte durch ihr Verhalten auffallen, bleiben aber nicht aus.“
Aber warum geraten die Autoposer überhaupt so massiv ins Visier der Polizei?
Sehr oft komme es vor, dass so massiv an den Autos geschraubt wurde, dass diese eigentlich gar nicht mehr am konventionellen Straßenverkehr teilnehmen dürften, weil die Betriebserlaubnis erloschen ist. „Gefährlich wird es, wenn diese Veränderungen Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit haben, beispielweise wenn die Fahrzeuge zu tief sind oder Anbauteile streifen“, schildert Albicker. In solchen Fällen könne eine sofortige Stilllegung des Fahrzeugs erfolgen.
Häufig sei auch die Auspuffanlage an den betreffenden Fahrzeugen nicht zulässig, weil diese in der Regel zur Erhöhung der Geräuschemission führt. Hierbei handelt es sich in der Regel um Ordnungswidrigkeiten.
Wer mit derlei Vergehen erwischt wird, muss unter Umständen ordentlich in die Tasche greifen: Der Bußgeldrahmen liegt laut Polizei zwischen 25 und 135 Euro. Bei vorsätzlichen Verhalten könne der Bußgeldsatz erhöht werden. Eintragungen in das Fahreignungsregister sind schon ab einem Bußgeld von 50 Euro obligatorisch, so Albicker. Je nach Sachlage können noch Gutachter- und Abschleppkosten entstehen, die ebenfalls vom Betroffenen getragen werden müssen.
Kommt es am Hochrhein häufig zu Zwischenfällen im Zusammenhang mit Autoposern?
Sechs Mal gab es im vergangenen Jahr gravierende Vorfälle in Form von mutmaßlichen illegalen Straßenrennen. Betroffen davon waren zum Einen Autobahnabschnitte der A98 und der A5 zwischen Basel und Freiburg, aber auch der Hochschwarzwald mit Dreisamtal und Schluchsee.
In allen Fällen registrierte die Polizei demnach überhöhte Geschwindigkeit in Kombination mit gefährlicher Fahrweise. Teilweise wurden andere Verkehrsteilnehmer so massiv bedrängt oder zu riskanten Ausweichmanövern genötigt, dass es zu Folgeunfällen kam.
„Gut ausgebaute Strecken, möglichst zweispurig und ohne Geschwindigkeitsbeschränkung, sind natürlich dafür prädestiniert“, schildert Albicker generelle Erkenntnisse der Polizei. In der Region treffe dies auf verhältnismäßig wenige Straßen zu.
Prävention, Kontrolle und bei Bedarf gezieltes Vorgehen
Zudem werde aber auch mit Abschreckung gearbeitet, so Albicker: Mögliche Treffpunkte werden regelmäßig überprüft. „Außerdem werden im Rahmen von speziellen Verkehrsüberwachungseinsätzen geschulte Beamten gezielt gegen Autoposing eingesetzt.“
Die Polizei hat auch die einschlägigen Netzwerke im Blick, in denen Treffen verabredet werden. Auch mit den Kommunen in der Region stehen die Experten im regelmäßigen Austausch. Diese könnten indes auch selbst wirkungsvolle Maßnahmen ergreifen, in dem sie etwa Geschwindigkeitsmessungen durchführten oder Allgemeinverfügungen erließen, oder Strecken durch bauliche Maßnahmen oder Verkehrszeichen unattraktiv machten, so Albicker weiter.
Der Eigentümer der Parkplätze, die gerne als Treffpunkt genutzt werden, könnten derweil im Rahmen ihres Hausrechts aus bestimmen, „wer sich wann und wo auf seinem Grundstück aufhalten darf“. Folglich könnten Parkplätze etwa in den Zeiten, in denen das Geschäft nicht geöffnet hat, auch einfach gesperrt werden.
Und sollten am Ende alle präventiven oder Druck ausübenden Maßnahmen keine Wirkung zeigen und es trotz allem zu einer Zunahme von Vorfällen im Zusammenhang mit Autoposern kommen, würden „lageanpasst Einsatzkräfte in den Dienst versetzt oder verlagert“, so Albicker.