Der gebürtige Höchenschwander Roman Rendler (40) hat vor elf Jahren seine Koffer gepackt, um Teil der Kultur und Gemeinschaft Japans zu werden. Er ist mit einer Japanerin verheiratet und hat mit ihr eine Tochter im Grundschulalter. Anfangs sei es die Faszination an der Samurai-Kultur gewesen, die sein Interesse für das Land weckte, berichtet Rendler, später der besondere Weg der Modernisierung, den das Land Ende des 19. Jahrhunderts einschlug.

Er unterrichtet Kinder und Erwachsene

Heute ist Roman Rendler als Lehrer für Deutsch als Fremdsprache an einer deutschen Sprachschule sowie an der Sophia-Universität und der Meiji-Universität in Tokio angestellt. Er unterrichtet zurzeit sowohl Kinder im Alter von etwa fünf bis zwölf Jahren, die zweisprachig aufwachsen, als auch Erwachsene, die beruflich schon in Deutschland gelebt und gearbeitet haben, die für längere Zeit dorthin gehen oder beruflich dorthin versetzt werden, wie etwa Ärzte, Musiker, Angestellte oder Austauschstudierende.

Roman Rendler aus Höchenschwand hat seinen Lebensmittelpunkt nach Japan verlegt.
Roman Rendler aus Höchenschwand hat seinen Lebensmittelpunkt nach Japan verlegt. | Bild: Cornelia Liebwein

„Durch meine Leidenschaft für Sprachen entstand auch eine Begeisterung für die japanische Sprache, deren wunderschöner Klang mich bis heute fasziniert.“

Und dann ereignet sich die große Katastrophe

2011 am Ende seines Masterstudiums – kurz vor dem Antritt seines zweiten Auslandsjahrs – ereignete sich die sogenannte Dreifachkatastrophe in Ostjapan (ausgelöst durch die Naturkatastrophe in Fukushima), die wahrscheinlich, vermutet er, auch seine Karrierepläne endgültig auf den Kopf gestellt hat. „Zu der Zeit gründeten wir an der Universität in Wien einen Spendenverein und der Wunsch in mir, als Brücke zwischen beiden Ländern irgendwie einen Beitrag zu leisten, wurde immer stärker. Und es kristallisierte sich dann für mich heraus, dass ich zunächst einmal unbedingt vor Ort in Japan etwas für die Beziehungen beider Länder leisten möchte und mir dafür unbedingt auch die japanische Sprache auf muttersprachlichem Niveau aneignen wollte.“

Auf der Suche nach beruflichen Möglichkeiten

Daher habe er sich entschlossen, an sein Masterstudium einen einjährigen Working-Holiday-Aufenthalt anzuschließen, um vor Ort herauszufinden, wie seine beruflichen Möglichkeiten für eine Arbeit mit Japanbezug in Japan selbst aussehen könnten. Damals, betont Rendler, war das noch eine offene Frage mit ungewissem Ausgang. „Aber daraus resultierte letztlich die Anstellung an meiner jetzigen Sprachschule und dem folgten auch Angebote von renommierten Unis wie der Sophia-Uni und der Meiji-Universität“, sagt er.

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So läuft es an Japans Schulen

Seine Tochter besucht in Japan eine öffentliche Grundschule und – anders als während ihrer Kindergartenzeit oder an Privatschulen üblich – gebe es dort keine Uniform. Die Kleiderordnung sei nicht besonders streng und „unsinnige Frisurvorschriften“, wie es manchmal über japanische Schulen zu lesen ist, gebe es nicht, fährt er fort. „Neben der Vermittlung von Wissens- und Lerninhalten wird in der Grundschule auch Wert darauf gelegt, dass die Kinder im Klassenverband als Gemeinschaft zusammenarbeiten.“ Von Anfang an würden sie lernen, sich eher zurückzunehmen und Rücksicht auf andere zu nehmen, statt sich in den Vordergrund zu stellen. „So entsteht innerhalb der Klasse eine harmonische Atmosphäre, was im japanischen Alltag eine wichtige Rolle spielt“, sagt Rendler.

Außerdem würde es feste Abläufe und Regeln geben, die den Schulalltag strukturierten. „Beispielsweise wechseln sich die Kinder ab, wenn es darum geht, das Schulessen vorzubereiten. Solche Aufgaben fördern nicht nur das Gemeinschaftsgefühl, sondern helfen den Kindern auch dabei, Verantwortung zu übernehmen“, schätzt der Höchenschwander Wahl-Japaner Rendler den Lernerfolg ein.

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