Der Ansturm auf den Waldshuter Zollhof hat auch während der Corona-Pandemie nicht nachgelassen. Zwar waren deutlich weniger Autos infolge von Homeoffice und Kurzarbeit sowie der zeitweiligen Grenzsperrung auf den Straßen unterwegs, doch der Schwerverkehr hielt unvermindert an. Vor allem montags bis mittwochs reiht sich laut Zollamt Waldshut ein Lastwagen an den anderen auf der Bundesstraße 34 und auf den Zufahrten in den Gewerbepark Hochrhein, wo die Waren auf der Gemeinschafts-Zollanlage abgefertigt werden. Die Folge ist häufig ein Verkehrskollaps rund um die B 34 und den Grenzübergang in die Schweiz. Ein zweiter Vorstauraum soll den Zollhof entlasten. Im Dezember 2020 hatte das Bundesverkehrsministerium zugesagt, dafür acht Millionen Euro in die Hand zu nehmen, um ein Gelände zu erwerben, zu bebauen und die notwendige Infrastruktur herzustellen. Doch weiterhin befindet sich das Projekt in der Warteschleife.

Wie ist der aktuelle Stand?

Zwischenzeitlich habe es Gespräche zwischen dem Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und dem Regierungspräsidium Freiburg (RP), in denen die Zuständigkeiten und das weitere Vorgehen abgestimmt wurden, gegeben, wie die Pressestelle des Regierungspräsidiums auf Nachfrage dieser Zeitung mitteilt. „Im Vorfeld weiterer Maßnahmen sind zunächst die Verhandlungen zum Erwerb der für den Vorstauraum erforderlichen Flächen abzuschließen. Das RP hat die dafür erforderlichen Grundlagen ermittelt. Aktuell finden dazu nun weitere erforderliche Abstimmungen mit den Ministerien statt“, heißt es weiter aus der Freiburger Behörde.

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Auf die Frage, warum die Umsetzung des Projekts sich verzögert, verweist das Regierungspräsidium auf Verhandlungen zum Erwerb der für den Vorstauraum erforderlichen Flächen. „Diese gestalten sich aufwendiger als ursprünglich angenommen. Die weitere Zeitplanung ist davon abhängig, wann diese abgeschlossen werden können.“ Bei dem Gelände handelt es sich um ein 20.000 Quadratmeter großes Areal neben dem Waldshuter Zollhof, das sich im Besitz der Waldshut-Tiengener Spedition Ristelhueber befindet.

Da in zehn bis 15 Jahren laut Experten die geplante Verbreiterung der B 34 auf drei Spuren, die digitale Abfertigung von Lastwagen, eine zweite Rheinbrücke und die Elektrifizierung der Hochrheinbahnstrecke einen zweiten Vorstauraum überflüssig machen könnte, hat sich die Spedition Ristelhueber das Vorverkaufsrecht gesichert, um das Gelände zur Erweiterung ihres eigenen Unternehmens zurück zu erwerben.

Wie viele Lastwagen nutzen die Anlage?

Die Stadt Waldshut-Tiengen hat eine Machbarkeitsstudie entwickelt, die zum Ergebnis kommt, dass 80 bis 100 Lastwagen auf einem zusätzlichen Vorstauhof geparkt werden könnten. Allerdings gehe die Studie nicht so weit, „dass dies auch den Bedarf widerspiegelt, den es zu schaffen gilt, um das Stauproblem zu lösen“, teilt die Verwaltung mit. Der im Jahr 2011 eröffnete Waldshuter Zollhof war ursprünglich für 650 Lastwagen pro Tag ausgelegt. Inzwischen nutzen täglich im Durchschnitt 1000 Lastwagen die Anlage, an Spitzentagen sogar 1300, wie Nikolai Rose vom Zollamt Waldshut im Dezember 2020 auf Nachfrage erklärte. Der große Ansturm auf den Zollhof ist die Hauptursache für die fast täglichen Staus auf der Bundesstraße 34.

Der Waldshuter Zollhof war ursprünglich für 650 Lastwagen pro Tag ausgelegt. Inzwischen haben sich die Zahlen verdoppelt.
Der Waldshuter Zollhof war ursprünglich für 650 Lastwagen pro Tag ausgelegt. Inzwischen haben sich die Zahlen verdoppelt. | Bild: Schlichter, Juliane

„Aus unserer Sicht sind die acht Millionen Euro für den Vorstauraum gut angelegtes Geld“, erklärte Steffen Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister, beim Vor-Ort-Termin am Waldshuter Zollhof im Dezember 2020 mit Behördernvertretern und Politikern. Nach derzeitigem Stand könnte der Bau des zweiten Vorstauraums dem Regierungspräsidium Freiburg zufolge Ende 2023/Anfang 2024 abgewickelt werden. Mit dem dreispurigen Ausbau der Bundesstraße 34 zwischen der Anschlussstelle Tiengen-West der A 98 und dem Kreisverkehr beim Obi-Baumarkt, der ebenfalls die Stausituation entspannen soll, ist aufgrund des erforderlichen Planfeststellungsverfahrens frühestens 2027 zu rechnen.

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