Geradezu legendär ist die Unzuverlässigkeit der Hochrheinbahn. Häufige Ausfälle und chronische Verspätungen gehören hier zum Reisen im Zug dazu. Dies belegen die Qualitätsrankings der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, wo die Hochrheinbahn zuletzt mehrmals in Folge den letzten Platz belegte.

Das Ziel steht: Mit dem Fahrplanwechsel 2027/2028 soll der elektrische Fahrbetrieb aufgenommen werden

Zuverlässiges, schnelles und komfortables Reisen mit der Bahn, so das große Versprechen, soll es auch am Hochrhein ab dem Fahrplanwechsel Ende 2027 geben. Dann soll endlich auch die 75 Kilometer lange Strecke zwischen Basel und Erzingen elektrifiziert, modernisiert und mit zeitgemäßem Zugmaterial ausgestattet sein.

Das Problem: Auch das 459-Millionen-Euro-Projekt hat mit Verspätung zu kämpfen. Die Deutsche Bahn war davon ausgegangen, dass die Planfeststellungsbeschlüsse bis Mitte 2024 vorliegen. Tatsächlich aber ist das bis heute nur teilweise der Fall. Das hat Auswirkungen auf das Vorhaben. Denn die Planfeststellung ist so etwas ähnliches wie die Baugenehmigung für ein raumbedeutendes Bauvorhaben oder Infrastrukturprojekt.

Bei der Hochrheinbahn ist das Eisenbahn-Bundesamt in Karlsruhe zuständige Planfeststellungsbehörde. Dort hatte die Bahn am 29. Februar für den Planfeststellungsabschnitt Brennet-Dogern die Unterlagen zur Prüfung eingereicht. Für den Abschnitt Grenzach-Schwörstadt war dies bereits im Dezember 2023 und für den Abschnitt Waldshut-Erzingen Mitte Februar 2024 geschehen.

Planfeststellungsbeschlüsse für zwei der drei Abschnitte auf deutschem Gebiet

Für zwei der drei Planfeststellungsabschnitte auf deutschem Gebiet liegen inzwischen Planfeststellungsbeschlüsse vor, teilte das Eisenbahn-Bundesamt Mitte Dezember auf Anfrage unserer Zeitung mit. Der dritte Beschluss solle zeitnah folgen. Das Eisenbahn-Bundesamt plant, alle drei Beschlüsse Anfang Januar 2025 bekanntzugeben.

Für die beiden kurzen Streckenabschnitt auf Schweizer Boden sei die Plangenehmigungsverfügung des Schweizer Bundesamts für Verkehr im Juni für den Grenzbahnhof Erzingen eingegangen, für den Abschnitt Basel Badischer Bahnhof-Staatsgrenze Mitte Oktober, teilt eine Sprecherin der Deutschen Bahn mit.

Statt in Abschnitten soll auf der gesamten Strecke gebaut werden

Das länger als geplant dauernde Planfeststellungsverfahren könnte Grund für einen Wechsel bei der Baustrategie gewesen sein. Ursprünglich wollte die Bahn die Arbeiten in Abschnitten durchführen. Mit dem Um-, Aus- oder Neubau sollte im Westen begonnen und Richtung Osten fortgefahren werden. Schienenersatzverkehr war immer nur für jene Abschnitte geplant, wo aktuell gebaut würde.

Anfang Dezember 2024 machte der Laufenburger Bürgermeister Ulrich Krieger im Kreistag Waldshut publik, dass die Bahn die gesamte Strecke komplett zur Baustelle machen werde. Während der Bauphase würden die Fahrgäste mit einem Busersatzverkehr bedient.

2025 wird es noch keine größeren Streckensperrungen wegen des Ausbaus geben

„Das Detailkonzept für die terminliche Realisierung der unterschiedlichen Bauphasen ist aktuell in der finalen Entwicklung. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir bereits sagen, dass im Jahr 2025 noch keine größeren Streckensperrungen anstehen“, teilte hierzu die Deutsche Bahn auf Anfrage mit. Erst ab 2026 werde es zu länger angelegten Sperrungen auf der Strecke kommen.

WTV-Geschäftsführer Lothar Probst sah die neue Baustrategie positiv: „Lieber kurz und schmerzhaft.“ Vielleicht schon Mitte 2026 könnten auf der Strecke wieder Züge rollen, so Probst, zunächst noch Dieselfahrzeuge unter der bereits montierten Oberleitung, dann ab dem Fahrplanwechsel Ende 2027 Elektroloks.

Stadler baut in Weinfelden die Züge für den Hochrhein-Bodensee-Express

Einige der neuen Loks, die am Hochrhein zum Einsatz kommen werden, wurden im November vorgestellt. Dann wird der Flirt Evo des Schweizer Herstellers Stadler für die SBB Deutschland über Rheinfelden, Bad Säckingen, Waldshut-Tiengen, Singen und Konstanz zwischen Basel und St. Gallen verkehren. Diese neue, Hochrhein-Bodensee-Express genannte Verbindung wird zusätzlich zu Regionalbahn und Interregio-Express eingeführt.

Die Schweiz trägt zehn Prozent der Kosten

In trockenen Tüchern ist die Finanzierung der Großinvestition. Im Oktober unterzeichneten in einem letzten Schritt die Schweizer Bundesregierung und das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg die Vereinbarung über eine Beteiligung der Schweiz im Umfang von 50 Millionen Franken (53 Millionen Euro). Der deutsche Anteil beträgt rund 406 Millionen Euro. Für 90 Prozent der Kosten für die Elektrifizierung und 75 Prozent für den Ausbau kommt der Bund auf. Des Rest tragen das Land, die Landkreise Waldshut und Lörrach sowie die Anliegerkommunen bei.