In Flüssen zu schwimmen, ist gefährlich – oft sogar lebensgefährlich. Starke Strömungen und Strudel sind auch für geübte Schwimmer ein unberechenbares Risiko. Ein Risiko, das oft unter der Wasseroberfläche lauert, denn dort ist die Strömung stärker als an der Oberfläche. Gefahren, die rasch tödlich enden können. Am Hochrhein gab es im Jahr 2022 fünf tödliche Badeunfälle, in diesem Jahr sind bereits drei Menschen gestorben.

„Der Rhein ist ein gefährliches Gewässer, doch die Gefahren sind oft nicht einzuschätzen“ – Marc Jagenow, ...
„Der Rhein ist ein gefährliches Gewässer, doch die Gefahren sind oft nicht einzuschätzen“ – Marc Jagenow, stellvertretender Feuerwehrkommandant | Bild: Gerber, Andreas

Der Rhein ist ein gefährliches Gewässer

An heißen Sommertagen reizt der Rhein allen Gefahren zum Trotz zu einem abkühlenden Bad. „Der Rhein ist ein gefährliches Gewässer“, sagt Mark Jagenow, stellvertretender Kommandant der Feuerwehr Bad Säckingen. Er muss es wissen, war er doch schon auf etlichen Rettungseinsätzen auf dem Rhein. Der gewaltige Fluss fließt scheinbar geruhsam und wirkt harmlos. „Doch die Gefahren“, so Jagenow, „sind oft nicht einzuschätzen“.

Das Mehrzweckboot der Feuerwehr Bad Säckingen im Ruhezustand. Es muss jederzeit einsatzbereit sein.
Das Mehrzweckboot der Feuerwehr Bad Säckingen im Ruhezustand. Es muss jederzeit einsatzbereit sein. | Bild: Alexander Jaser

Zahlreiche Einsätze hat der erfahrene Feuerwehrmann auf dem Rhein erlebt und weiß: Schiffe und Boote verändern die Strömung und stellen wie das Gestein im Wasser ein hohes Verletzungsrisiko dar. Doch dies sind nicht die einzigen Gefahren, auf die er hinweist: Die oft steilen Uferböschungen seien nicht zu überwinden, sie böten oft keinen Halt und dann werde es unmöglich, der Strömung zu entkommen. Da fließende Gewässer zudem deutlich kälter seien als ein Badesee oder gar das Schwimmbad, kühlten Badende dort deutlich schneller aus. Auch wer fit und gesund sei, könne also angesichts der zahlreichen Gefahren rasch an den Rand der Erschöpfung geraten. Das rettende Ufer sei dann allzu oft nicht mehr zu erreichen, weiß der Feuerwehrmann.

Das sind die Retter auf dem Rhein

Meist sind es dann Spaziergänger oder Radfahrer, die vom Ufer aus den Schwimmer in Not beobachten. Setzen sie dann einen Notruf ab, wird eine ganze Alarmkette ausgelöst. Hierzu führt Mark Jagenow aus: „Rechtlich verantwortlich für die Menschenrettung ist nach dem Rettungsdienstgesetz in Baden-Württemberg die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Jedoch auch die Feuerwehren und das Technische Hilfswerk (THW) sind für die Gefahrenabwehr auf Gewässern zuständig und übernehmen daher im Alarmfall ebenfalls wichtige Aufgaben zur Menschenrettung.“ Allerdings macht er eine Einschränkung: Die Feuerwehr hat keine eigenen Rettungsschwimmer – diese Aufgabe liege in den Händen der DLRG!

Das kleine, wenige Schlauchboot der Feuerwehr Bad Säckingen mit Außenbordmotor.
Das kleine, wenige Schlauchboot der Feuerwehr Bad Säckingen mit Außenbordmotor. | Bild: Alexander Jaser

Für die Rheinabschnitte 10 und 11 bis nach Beuggen sind auf dem Wasser also drei Kräfte mit ihren Booten im Einsatz: Die DLRG-Ortsgruppen Waldshut-Tiengen und Rheinfelden mit ihren speziell ausgebildeten Rettungsschwimmern, die Freiwilligen Feuerwehren und das Technische Hilfswerk. Aus der Luft kann die Such- und Rettungsaktion sogar mit Drohnen oder einem Hubschrauber unterstützt werden!

So verläuft ein Einsatz

Eines, das weiß Jagenow, müssen alle Rettungskräfte beachten: „Eine auf dem Rhein in Not geratene Person treibt mit dem fließenden Gewässer rasch ab.“ Daher würden von den Feuerwehren fest definierte Beobachtungspunkte besetzt, sei es am Flussufer oder an Bauwerken, wie z.B. dem Kraftwerk Schwörstadt.

Parallel könnten schon die Boote zu Wasser gelassen werden, wobei der Feuerwehr Bad Säckingen hier zwei Bootstypen zur Verfügung stehen würden: Ein großes Mehrzweckboot des Landkreises Waldshut zur Wasserrettung, Suchaktionen und Brandbekämpfung sowie ein wendiges Schlauchboot mit Außenbordmotor. Das große Rettungsboot werde, so Jagenow, über die Slipanlage in Wallbach zu Wasser gelassen, allerdings solle dies bald auch in Bad Säckingen möglich sein.

Den Rhein und die Ufer beobachten und absuchen, immer in der Hoffnung, die gesuchte Person rechtzeitig zu finden, lautet dann das Ziel der Rettungskräfte. Gelingt dies, kann ein Rettungsring die erste Hilfe sein, ehe die gesuchte Person im Wasser von den Rettungsschwimmern oder den Booten erreicht wird. In das große Mehrzweckboot der Freiwilligen Feuerwehr Bad Säckingen kann die gerettete Person sogar über die geöffnete Bugklappe aufgenommen werden!

Eine große Rolle bei der Menschenrettung spielt die Zeit

Denn Jagenow weiß: Wer untergeht, ist in der Regel verloren. Oft dauere es dann Wochen, bis die vermisste Person gefunden werde und durch die Bergung traurige Gewissheit über ihr Schicksal herrsche.

Damit es nicht zu solchen Unglücksfällen kommt, gibt die DLRG zahlreiche Tipps für die Sicherheit beim Schwimmen in Flüssen: „Überschätze dein Können und deine körperliche Fitness nicht! Gehe nur schwimmen, wenn du gesund bist und gute Schwimm- und Tauchkenntnisse hast. Werde nicht leichtsinnig. Selbstüberschätzung und Leichtsinn sind wesentliche Ursachen für den Tod durch Ertrinken! Versuche nicht, größere Flüsse zu durchschwimmen.“ Und vor allem: „Schwimme nicht gegen die Strömung an, sondern lasse dich mit der Strömung treiben und versuche an einer anderen Stelle weiter flussabwärts wieder an Land zu gelangen!“

Was sagt das DLRG zu den Gefahren in Naturgewässern?

Die Sicherheit beim Schwimmen setzt für die DLRG viel früher an: „Schwimmen kann dir das Leben retten! Deswegen ist Schwimmen lernen lebenswichtig.“ Die Arbeit, die die DLRG Bad Säckingen hier leistet, lässt sich bei einem Treffen mit Ausbildungsleiter Rudolf Korhummel beobachten. Er leitet jede Woche im Bad Säckinger Waldbad mit einer Kollegin den Seepferdchenkurs. „Die kleinen Schwimmer sind begeistert dabei, wenn es gilt, den Kopf über Wasser zu halten, die ersten Schwimmzüge zu machen oder gar einen Ring vom Beckenboden zu holen,“ sagt Korhummel. Diese Begeisterung spüre man auch bei den Größeren, die im Bronze-Kurs im großen Becken schon ihre Bahnen ziehen. Wer hier mit Erfolg dabei sei, könne in einem weiteren Kurs das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen erlangen.

Schwimmkurse beim DLRG im Waldbad

Wer sich einen Überblick über die verschiedenen Schwimmkurse der DLRG verschaffen möchte, kann gerne am Freitagabend ins Waldbad in Bad Säckingen kommen, um sich bei Rudolf Korhummel und seinen Kolleginnen zu informieren. „Auch Neumitglieder sind bei der DLRG herzlich willkommen, vielleicht hat ja auch der eine oder die andere Lust, beim Kinderschwimmkurs als Schwimmlehrer dabei zu sein!“

Denn hier, in den Schwimmkursen der DLRG werden die Grundlagen für sicheres Schwimmen gelegt – damit die Rettungskräfte von DLRG, Freiwilliger Feuerwehr und Technischem Hilfswerk möglichst selten ausrücken müssen.

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