Benzin und Diesel haben sich in den vergangenen Monaten in Deutschland wieder extrem verteuert. Täglich schwanken die Preise an den Zapfsäulen wie auf einer Achterbahn. Autofahrer in der Region sparen Geld, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort tanken. Oder sie fahren in die Schweiz, wo Super-Benzin wieder billiger als auf deutscher Rheinseite ist. Obwohl auch in der Schweiz die Benzinpreise im Jahresverlauf gestiegen sind.

Preisunterschiede variieren im Tagesverlauf

Die Preise für Treibstoff in der Schweiz und Deutschland zu vergleichen, ist gar nicht so einfach. Zu groß sind die Unterschiede. Von Marke zu Marke, von Standort zu Standort, und in Deutschland von Tageszeit zu Tageszeit. Das verraten der Blick auf den Kraftstoffpreis-Sucher des ADAC und die Ergebnisse unserer Abfrage bei einigen Schweizer Tankstellen entlang der Grenze am Hochrhein.

Schweizer Benzin zwischen 1,42 und 1,61 Euro

Die Preise für Super-Benzin in der Schweiz lagen am 7. Juli an den Tankstellen entlang der Grenze zwischen umgerechnet 1,42 Euro in Leibstadt und 1,61 an einer Tankstelle in Stein-Säckingen. Die Tankstellen in Koblenz bei Waldshut verlangen zwischen 1,49 und 1,54 Euro. In Trasadingen beim Grenzübergang nach Erzingen kostet der Liter Super 1,52 Euro. In Neuhausen in der Nähe des Grenzübergangs nach Jestetten können Autofahrer für 1,47 bis 1,50 Euro tanken.

Der Liter Super E5 kostet an der Total-Tankstelle in Gottmadingen am 6. Juli gegen 15.30 Uhr 1,63 Euro.
Der Liter Super E5 kostet an der Total-Tankstelle in Gottmadingen am 6. Juli gegen 15.30 Uhr 1,63 Euro. | Bild: Michael Neubert

Teils extreme Preissprünge in Deutschland

Der Preisvergleich an deutschen Tankstellen in der Grenzregion am Hochrhein war etwas schwieriger. Die Preissprünge im Lauf des Tages waren teils extrem. Am 5. Juli, um 12 Uhr lagen die Preise zwischen 1,56 und 1,69 Euro, in der Zeit bis 22 Uhr konnten die Autofahrer für bis zu 14 Cent weniger tanken. Am billigsten war Super-Benzin mit 1,50 Euro um 21.45 Uhr an der Tankstelle in der Industriestraße in Waldshut-Tiengen. Aber schon am nächsten Morgen, gegen 7.30 Uhr, lag dort der Preis schon wieder bei 1,65 Euro. In Birkendorf, Grafenhausen, Jestetten und Klettgau-Grießen ist der Preis seit einigen Tagen konstant bei 1,56 Euro.

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Kaum Schwankungen an Schweizer Zapfsäulen

An Schweizer Tankstellen schwanken die Preis kaum. Hier variieren sie je nach Standort allerdings teils um bis zu 20 Cent. Nimmt man den tiefsten Preis in der Schweiz und den höchsten in Deutschland, den wir gefunden haben, ist der Preisunterschied 27 Cent. Da lohnt die Fahrt in die Schweiz, zum Beispiel von Dogern nach Leibstadt. Bad Säckinger hätten am Morgen des 7. Juli beim Tanken in Stein dagegen nur etwa 5 Cent gespart. Durchschnittlich können die Autofahrer beim Tanken in der Schweiz bis zu 10 Cent sparen. Das lohnt immer noch. Diesel ist allerdings an fast allen Schweizer Tankstellen nach wie vor teurer.

Ein Faktor ist der Euro-Franken-Kurs

Warum ist Super-Benzin in der Schweiz derzeit wieder günstiger? Dazu schreibt Erich Schwizer, Experte für Mobilitätsberatung des Schweizer Mobilitätsclubs TCS, auf Nachfrage des SÜDKURIER: „Wenn Benzin aus deutscher Sicht in der Schweiz günstiger wird, kann das daran liegen, dass der Schweizer Franken gegenüber dem Euro etwas an Stärke verliert. Zum Beispiel im April.“ Ein stärkerer Euro habe zur Folge, dass auch die schweizerische Fiskalbelastung weniger teuer ausfalle. Zum Zeitpunkt unserer Abfrage lag der Euro/Franken-Kurs bei 1,09.

Vom Produktpreis bis zum Transporttarif

Der Produktpreis für Benzin und Diesel an den Spotmärkten, der Wechselkurs (Dollar zu Franken) und der Tarif für die Rheinschifffahrt seien maßgebend für die Preisbildung und die Entwicklung der Treibstoffpreise in der Schweiz. Schwizer: „Wenn ein oder mehrere Faktoren sich ändern oder gar kumulieren, gibt es in der Regel Preisanpassungen um 2 oder 3 Rappen pro Liter.“

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Lokaler Wettbewerb und lokale Kosten

Daniel Schindler, Kommunikationsleiter von Avenergy Schweiz, einer Interessenvertretung der Importeure von flüssigen Brenn- und Treibstoffen, erklärt dazu: „Auch die Preise in der Schweiz sind nicht einheitlich.“ Das liege am intensiven Wettbewerb. Der Benzinpreis an der Säule werde bestimmt durch diesen lokalen Wettbewerb und die lokalen Kosten wie Mieten und Pachten. Deshalb gebe es lokal, auch entlang der Grenze, immer wieder Unterschiede.

Staatliche Abgaben in der Schweiz über 50 Prozent

Allerdings bewegten sich die Preise in der Schweiz „traditionellerweise auf einem verhältnismäßig konstantem Niveau“. Massive Preisschwankungen an den Zapfsäulen gebe es selbst bei internationalen Krisen in den Erdölfördergebieten oder bei Produktionsbeschränkungen durch die Förderländer nur in geringem Ausmaß. „Das liegt daran, dass der Benzinpreis in der Schweiz nur zu einem geringen Teil vom Rohölpreis bestimmt wird“, erklärt Schindler. Entscheidender seien Mineralölsteuer, Mineralölsteuerzuschlag und Importabgaben. Die staatlichen Abgaben machten mehr als die Hälfte des Benzinpreises aus.

So setzt sich der Benzinpreis in beiden Ländern zusammen:

CO2-Abgabe verteuert den Liter um 7 Cent

Einen nicht unerheblichen Anteil an der Preissteigerung in Deutschland hat sicher die neue CO2-Abgabe, während die Schweizer das CO2-Gesetz jüngst in einer Volksabstimmung kippten. Schon der Einstiegspreis von 25 Euro pro Tonne bewirkte eine Verteuerung um 7 Cent pro Liter Super-Benzin. Dazu kommen die steigende Nachfrage und die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung am 1. Januar.

Tanken zum richtigen Zeitpunkt

Tanken in der Schweiz lohnt also durchaus. Wer in Deutschland tankt, kann dagegen zu bestimmten Uhrzeiten Geld sparen. Der ADAC, der den SÜDKURIER auf Nachfrage auf einen Link verweist, spricht in einer Publikation von sieben Preisrunden im Tagesverlauf. Demnach sei Benzin um 7 Uhr am teuersten, weitere Spitzen gebe es um 10, 13, 16, vor 18, vor 20 und ab 22 Uhr. Am billigsten ist Sprit laut Marktuntersuchung des Adac zwischen 18 und 19 Uhr sowie zwischen 20 und 22 Uhr.

Wie lange der Benzinpreis in der Schweiz günstiger ist, ist fraglich. Auch mit Blick auf die jüngst bekannt gewordenen Bestrebungen des Schweizer Verkehrsclubs VCS:

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