Der Hotzenwald soll Standort für weitere Energiespeicher werden: Nach der gescheiterten Planung des Pumpspeicherwerks Atdorf vor einigen Jahren gescheitert ist, soll nun mit einer neuen Technologie realisiert werden – nämlich mehreren Batteriespeichern in der Umgebung des Umspannwerks Kühmoos. Derzeit betreibt ein Hamburger Unternehmen hierzu eine intensive Grundstücksakquise. Wie die Firma bestätigt, gibt es bereits Pachtverträge mit Grundstücksbesitzern.

Das Unternehmen J & P Batterie Projekte GmbH in Hamburg sprach in der jüngsten Vergangenheit Grundbesitzer in Rickenbach direkt an, würden doch ihre Flächen „für die dezentrale Stromproduktion und Stromspeicherung benötigt.“ So heißt es in einem vor Ort verteilten Prospekt. Ein Pachtvertrag ermögliche ihnen „langfristig planbare und attraktive jährliche Pachtzahlungen als zusätzliches Standbein“, wird dort weiter ausgeführt. Ziel des Unternehmens sei es laut Internetauftritt, „durch die Entwicklung und Implementierung innovativer Batteriespeicherlösungen eine flexible, zuverlässige und nachhaltige Energieinfrastruktur zu schaffen.“

Philipp Jebens ist Geschäftsführer der J&P Batterie Projekte GmbH in Hamburg.
Philipp Jebens ist Geschäftsführer der J&P Batterie Projekte GmbH in Hamburg. | Bild: Philipp Jebens

Für Rickenbach bedeutet dies ganz konkret: In der Nähe des auf Rickenbacher Gemarkung befindlichen Umspannwerkes Kühmoos sollen Batteriebehälter in der Größe eines Schiffscontainers aufgestellt werden. Darin befindliche Batterien würden als Speichersystem direkt an das Umspannwerk Kühmoos angeschlossen, so Philipp Jebens, Geschäftsführer der J & P Batterie Projekte gegenüber unserer Zeitung. Wie viele Container in Rickenbach aufgestellt werden sollen und welche Kapazität die Stromspeicher haben sollen, wollte Jebens noch nicht sagen.

Der Netzknoten Kühmoos auf der Gemarkung der Gemeinde Rickenbach.
Der Netzknoten Kühmoos auf der Gemarkung der Gemeinde Rickenbach. | Bild: Transnet BW

„Wir stabilisieren damit das Stromnetz für den Fall einer Überkapazität durch den enormen Zuwachs an Windkraftenergie und Strom aus PV-Anlagen im Zuge der Umstellung auf erneuerbare Energien“, führt Jebens weiter aus. Das Batteriesystem diene als Zwischenspeicher für Strom, der unter anderem klassisch durch regionale Pumpspeicherkraftwerke der Schluchsee AG, in immer größerem Umfange jedoch auch durch Windräder und PV-Anlagen produziert werde.

Die Gespräche mit den Landbesitzern sind vertraulich

Zum Inhalt der Gespräche mit Landbesitzern in Rickenbach wollte sich Jebens nicht äußern, „der Inhalt der Gespräche ist vertraulich und wir sind in den Verhandlungen bereits über die Projektierungsphase hinaus fortgeschritten.“ Sein Unternehmen befände sich schon in den konkreten Planungen mit Grundstückeigentümern und habe sich „ausreichend Flächen in Rickenbach gesichert. Wir werden daher in Kürze das Gespräch mit Bürgermeister Zäpernick in Rickenbach suchen“, erklärt der Geschäftsführer. Für die detaillierte Information der Ratsverwaltung werde gegenwärtig eine zeichnerische Darstellung vorbereitet.

Rickenbachs Bürgermeister Dietmar Zäpernick liegen keine Informationen über die Errichtung von Batteriespeichern im Ort vor.
Rickenbachs Bürgermeister Dietmar Zäpernick liegen keine Informationen über die Errichtung von Batteriespeichern im Ort vor. | Bild: Alexander Jaser

„Wir wissen definitiv nichts darüber, das Unternehmen muss ja für solche Vorhaben Baugesuche stellen und solche liegen im Rathaus Rickenbach nicht vor“, erklärte gestern Bürgermeister Dietmar Zäpernick. Allerdings würde er sich bei solchen Vorhaben eine offene Kommunikation wünschen: „Ich erwarte eigentlich schon, dass man im Vorfeld auf mich zukommt und über das aufklärt, was hier entstehen soll. Es scheint sich aber ein neuer Geist zu entwickeln, in anderen Orten sind Unternehmen für die Errichtung von Windkrafträdern auf diese Art aktiv und informieren die Ortsverwaltungen nicht darüber.“ Insgesamt sei er dennoch nicht beunruhigt, da das Unternehmen sicher noch auf ihn zukommen werde.

Lukrative Pachtzahlungen

Dass vor allem landwirtschaftliche und gewerbliche Flächen nahe dem Umspannwerk Kühmoos für J & P Batterie lukrativ seien, bezeichnet Jebens als plausibel. Zu den in Rickenbach kolportierten Zahlen, pro Hektar werde ein Pachtbetrag von 17.000 Euro pro Jahr und Container durch sein Unternehmen bezahlt, gab er hingegen keinerlei Kommentar ab.

Von Luisa Oeltjenbruns, Pressesprecherin von Transnet BW, die gemeinsam mit der Amprion GmbH als Übertragungsnetzbetreiber den Netzknotenpunkt Kühmoos betreiben, wurde mitgeteilt, dass ein Antrag auf Netzanschluss durch die J & P Batterie GmbH eingegangen sei.

Welche Technologie wird installiert?

Installiert werden sollen in einem Batterie-Energie-Speicher-System durch das Hamburger Unternehmen Lithium-Ionen-Batterien, die in unterschiedlicher Anzahl bei einer Gleichspannung von beispielhaft 1000 Volt gekoppelt werden. Durch einen Wechselrichter wird der Gleichstrom in Wechselstrom mit einer Frequenz von 50 Hertz übertragen. Ebenso ist es möglich, mithilfe des Wechselrichters Wechselstrom zur Speicherung in der Batterie in Gleichstrom umzuwandeln. Durch einen Netzanschluss wird die Anlage also zur Aufnahme oder Abgabe von Energie mit dem allgemeinen Stromnetz verbunden.

Wie groß ist das Risiko für Mensch und Umwelt?

Die mit Lithium-Ionen-Batterien verbundene Explosionsgefahr schätzt Jebens für das von J & P Batterie Projekte eingesetzte System als gering ein, wenn sie auch nicht gänzlich ausgeschlossen werden könne. Neben grundlegenden Schutzmaßnahmen wie Sensoren innerhalb der Container zur Detektion von Rauch und Gas, werde darüber hinaus für jedes Projekt ein Brandschutzkonzept entwickelt. „Dieses hat den behördlichen Auflagen zu entsprechen und wir werden gegebenenfalls auch Schulungen mit den zuständigen Feuerwehrkräften durchführen, falls notwendig sogar Ausrüstung bereitstellen“, führt Jebens weiter aus.

Zur Haftungsfrage für den Fall etwaiger Unfälle oder Schäden erklärt er: „Wie jeder Betrieb, der etwas pachtet, stellen wir den Pächter frei von jeglicher Haftung Dritten gegenüber, das wird vertraglich festgehalten. Jede Rechtsanwaltskanzlei würde die Verträge auch daraufhin prüfen. Darüber hinaus werden für jedes individuelle Projekt Versicherungen für Schäden an der Umwelt, am Grundstück oder an einem Gebäude abgeschlossen.“

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