Der SÜDKURIER-Zeitungswald erweist sich als Erfolgsgeschichte, mit der in dieser Form wohl kaum jemand gerechnet hätte. Da sind sich die Projektpartner von SÜDKURIER-Medienhaus und Forst BW am Ende des ersten Jahres einig. Schon zwei Drittel der avisierten 30.000 Bäume sind Dank des Engagements der SÜDKURIER-Leser finanziert. Und der Rückenwind für das Vorhaben hält an. Daran wollen die Verantwortlichen anknüpfen.

Was wurde im ersten Jahr des Zeitungswalds geschafft?

„Wir haben aktuell exakt 16.692 Bäume gepflanzt. Rund 20.000 Bäume wurden bisher insgesamt gestiftet, so dass für unsere Frühjahrspflanzung 4000 weitere Bäume finanziert sind“, schildert Forst BW-Forstbezirksleiter Thomas Emmerich – ein Ergebnis, das ihn begeistere: „Die Unterstützung der SÜDKURIER-Leser übertrifft meine Erwartungen.“

„Die Unterstützung der SÜDKURIER-Leser übertrifft meine Erwartungen.“Thomas Emmerich, Forstbezirksleiter Forst BW
„Die Unterstützung der SÜDKURIER-Leser übertrifft meine Erwartungen.“Thomas Emmerich, Forstbezirksleiter Forst BW | Bild: Nico Talenta

Es sei aber auch ein wichtiges Zeichen. Denn dass Förster und Waldbesitzer bei der schwierigen Aufgabe, den Wald in Richtung Klimastabilität umzubauen, den Rückhalt der Bevölkerung erhalten fördere die Motivation. Dabei trage die Tatsache, dass man anhand der heimischen Wälder unmittelbar sehen könne, welche drastischen Folgen der Klimawandel habe, sicherlich dazu bei, die Leute aufzurütteln und zum Handeln zu animieren, zeigt Emmerich sich sicher: „Das hat die Menschen in der Region tief berührt und teilweise auch verängstigt. Viele wollen dabei helfen, die Folgen abzumildern.“

Die Wiederbepflanzung einer in Folge des Klimawandels abgestorbenen Waldfläche mit klimagerechten Baumarten sei ein wichtiger Beitrag. Dabei zeige sich das Interesse längst nicht mehr nur in der Bereitschaft, Bäume zu sponsern. Zunehmend wollen die Leute sich auch einen Eindruck von den Fortschritten vor Ort machen, auch wenn die Wege dorthin aktuell aufgrund der Regenfälle der vergangenen Wochen schlammig seien.

Was war für den Forstexperten der persönliche Höhepunkt des Jahres?

Tatsächlich sei für ihn die erste Pflanzung im April ein äußerst bewegender Moment gewesen, so Emmerich. Nach Monaten der Vorbereitungen und Gespräche sei es endlich an die Umsetzung gegangen. Schon das ein Erfolg, denn allzu häufig sei zu beobachten, dass es selbst bei wichtigen politischen oder gesellschaftlichen Themen bei schönen Worten und „Luftblasen“ bleibe.

„Unser Zeitungswald-Projekt ist da anders. Es wird etwas konkret umgesetzt und die Welt – wenn auch nur ein ganz kleines bisschen – verändert sich konkret und dauerhaft“, bringt es Emmerich auf den Punkt.

Wie ordnet der SÜDKURIER diesen Erfolg ein?

Dass bereits nach einem Jahr ein solch großer Fortschritt geschafft sei, wertet Thomas Liebetrau, Projektleiter Zeitungswald beim SÜDKURIER Medienhaus, als „sensationelles Ergebnis“ für alle Beteiligten, vor allem auch für die Leser und Kunden des SÜDKURIER, die mit ihrem Beitrag dieses Ergebnis erst möglich gemacht haben. „Ihnen allen gilt unser größter Dank und Respekt, dass sie sich für dieses gemeinsame Ziel eingesetzt haben. Gerade in Zeiten, die alles andere als einfach sind.“

Das Projekt sei ein wichtiges Signal: „Der SÜDKURIER als Verbündeter der Menschen wird sich auch zukünftig für die Region einsetzen. Wir übernehmen Verantwortung als regionales Medienhaus, indem wir uns mit Projekten wie dem SÜDKURIER Zeitungswald ganz konkret das Leben hier bei uns vor Ort verbessern“, so Liebetrau.

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Was sind Besonderheiten bei Konzeption und Umsetzung des Waldes?

An sich sei das gesamte Grundkonzept des Zeitungswalds ein Novum. Denn Eichenmischwälder seien zwar in Weinbaugebieten oder unteren Schwarzwaldlagen durchaus schon länger vorhanden. In der Höhenlage von Ühlingen-Birkendorf gibt es diese bisher aber praktisch nicht. Hinzu kommt eine sehr vielfältige Begleitpflanzung, die zu der unter anderem Elsbeere, Winterlinde, verschiedene Ahornarten und nicht zuletzt der Speierling zählen.

Eine hochwertige Pflanze, inzwischen aber sehr selten: Der Speierling gehört auch zum Bestand des Zeitungswaldes.
Eine hochwertige Pflanze, inzwischen aber sehr selten: Der Speierling gehört auch zum Bestand des Zeitungswaldes. | Bild: ForstBW

„Der Speierling ist sehr selten geworden, weil er durchaus eine empfindliche Baumart ist“, verdeutlicht Thomas Emmerich. Er benötige viel Licht und Wärme und sei zudem anfällig für Wildverbiss. In einem Eichenmischwald bieten sich hier gute Voraussetzungen: „Und insbesondere im Hinblick auf das wärmer werdende Klima im Jahr 2100 ist der Speierling vermutlich eine stabile Mischbaumart“, so Emmerich weiter.

Welche Rückschläge gab es zu verkraften?

Bei einer Pflanzung dieser Größenordnung lassen sich gewisse Probleme nicht ganz vermeiden. So ist es wohl dem großen öffentlichen Interesse zuzuschreiben, dass jüngst Rehe Zugang zur eigentlich eingezäunten Neupflanzung erhalten haben. Denn offenbar haben laut Emmerich Besucher das Tor zum Zeitungswald offen gelassen, was sich hungrige Waldbewohner zunutze gemacht haben.

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Daneben sind die Jungbäume zwar in der Regel gut angewachsen. Eine Enttäuschung erlebte Forst BW derweil mit Eiben, die aus eigenen Mitteln zusätzlich in den Zeitungswald eingepflanzt werden sollten, so Emmerich: „Diese Bäume haben die Umstellung vom Schatten unter den Mutterbäumen auf die Freifläche nicht vertragen und sind eingegangen.“ Geplant sei aber ein weiterer Versuch mit Pflanzen, die bereits an die Sonneneinstrahlung gewöhnt seien.

Wie geht es in den nächsten Monaten weiter?

Für den Zeitungswald wurden bewusst sehr kleine Bäume gewählt, weil diese eine deutlich bessere Wurzelentwicklung haben, als es bei größeren Bäumen der Fall sei. Dies sei eine wichtige Voraussetzung, um künftige Trockenperioden besser bewältigen zu können, so Emmerich. Dies bringe aber auch einen erhöhten Pflegeaufwand für die Mitarbeiter der Forst BW mit sich, um zu gewährleisten, dass die Pflänzchen nicht überwuchert werden.

Auch weitere Pflanzungen sind geplant. Wenn die Unterstützung in der bisherigen Form anhalte, könnten bereits im Lauf des kommenden Jahres die anvisierten 30.000 Bäume beieinander sein – deutlich früher als erwartet.

„Für alle, die den Zeitungswald einmal vor Ort sehen wollen, planen wir im Sommer 2025 eine geführte Exkursion“, verspricht Emmerich. Der Termin wird im SÜDKURIER angekündigt.

Wie geht es weiter, wenn die Zeitungswaldfläche bepflanzt ist?

Sollte die jetzige Pflanzfläche bei Ühlingen voll sein, habe Forst BW noch ein weiteres Waldstück in etwa drei Kilometern Entfernung im Blick – ein Terrain, das noch herausfordernder sei als das jetzige, wie Emmerich sagt. Denn: Der Boden dort sei noch deutlich trockener. Dort könnten dann gegen Trockenheit resistente Baumarten wie die Flaumeiche zum Einsatz kommen. „Mit einem solchen Wald würden wir noch einen Schritt weiter in Richtung Klimaresilienz gehen“, so Emmerich.

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