Es ist ein echter Meilenstein für den Bad Säckinger Gesundheitscampus: Der OP-Bereich im Erdgeschoss des früheren Krankenhauses ist fertig, offiziell abgenommen und kann ab nächste Woche in Betrieb gehen. Auf knapp 500 Quadratmetern ist ein völlig autarker Bereich mit zwei Operationssälen entstanden, der von Medizinern völlig unterschiedlicher Fachbereiche genutzt werden kann. „Alles, was ambulant operiert werden kann“, nennt Bettina Huber, Geschäftsführerin der Gesundheitscampus GmbH, die die medizinischen Felder.
Kreuzband und Meniskus: Orthopäden operieren ab kommender Woche
Hauptnutzer werden die Ärzte des Orthopädischen Zentrums sein, die einen der beiden OPs komplett gemietet haben. Der andere OP wird tageweise an Mediziner vermietet. „Denkbar, dass die Gynäkologen des Medizinischen Versorgungszentrums den OP für ambulante Eingriffe nutzen“, so Huber. Auch für potenzielle ärztliche Mieter des Campus könnte der OP ein Standortfaktor werden. Aber auch bei externen Ärzten aus der gesamten Region soll der neue OP nun vermarktet werden.
Expertise von Medizinern half bei der Planung
„Das Team um Dr. Noll vom Orthopädischen Zentrum hat enorme Hilfestellung bei der Planung des gesamten OP-Bereichs geleistet. Mit ihrer Expertise und ihrer Erfahrung konnten sie viele Hinweise geben“, so Holger Amann als Vertreter des Bauherren.

Wer vor drei Monaten bei der offiziellen Eröffnung des Gesundheitscampus einen Blick in die damalige OP-Baustelle geworfen hat, wird die jetzigen Räume nicht wieder erkennen. Es sind an diesem Mittwochnachmittag nur noch Kleinigkeiten – hier ein Lichtschalter, dort ein Einbauschrank – bis die ersten Patienten kommen können. Diese bewegen sich in der OP-Abteilung quasi auf einem Rundkurs: Vom Eingang über einen hellen Flur bis zu den Umkleideräumen und weiter zur OP-Vorbereitung. Von dort werden sie schließlich in den OP geschoben. Nach Schließen der OP-Schiebetür beginnt sofort die Lüftung zu surren, die einen Überdruck im Operationssaal erzeugt. Beim Wiederöffnen der Tür kann somit keine Luft von außen in den sterilen OP gelangen. Nach dem Eingriff geht es für die Patienten zurück in den Aufwachraum, wo sie dann von Angehörigen abgeholt werden können.

Sicherheit geht vor: Alles ist doppelt vorhanden
Es gibt aber auch einige Räume, die die Patienten nicht zu sehen bekommen werden: Büros und Umkleideräume die Ärzte, Räume für das medizinische Fachpersonal oder Räume mit den Apparaturen zur Sterilisierung der medizinischen Geräte. „Weil es zwei Operationssäle gibt, ist alles doppelt vorhanden“ erklärt Amann.
Apropos doppelt: Auch bei der Technik im Hintergrund wird aus Sicherheitsgründen für alle Eventualitäten vorgesorgt: Von der Sauerstoff-Versorgung über die Osmose-Anlage für das Wasser bis zur hochsensiblen Lüftungsanlage ist alles doppelt abgesichert. Und natürlich ist auch die Stromversorgung bei einem Blackout durch Akkumulatoren gewährleistet. Insgesamt 13.000 Meter Kabel wurden im OP-Bereich verlegt – nicht nur für Strom, sondern auch für das Netzwerk mit dem eigenen Server.
Hohe Vorgaben an die Hygiene: Wandfarbe für 400 Euro
„Im Vordergrund stehen die Normen und Vorschriften“, erklärt Amann, da könne es keine Kompromisse geben. Dies gilt natürlich auch für den Brandschutz: Eine Brandschutzexpertin habe den gesamten Gesundheitscampus begutachtet, so Amann, „und sie ist sehr zufrieden mit uns.“ Insbesondere die Hygienevorschriften im sensiblen OP-Bereich sind sehr anspruchsvoll. „Keine Fugen, keine Kanten“, so Amann. Diese besonderen Vorgaben haben natürlich ihren Preis: „Ein Eimer Wandfarbe für den OP kostet 400 Euro“, nennt Amann ein Beispiel.
Operationssäle sind ein Alleinstellungsmerkmal
Dass der Gesundheitscampus über zwei OPs verfügt, sei „ein echtes Alleinstellungsmerkmal“, merkt Campus-Geschäftsführerin Huber an – gerade mit Blick auf die sich immer weiter ausdünnende Krankenhauslandschaft. Nachdem vor einigen Monaten auch das Rheinfelder Kreiskrankenhaus geschlossen wurde, fällt hier eine wichtige Einrichtung für Belegärzte weg. „Die Nachfrage nach ambulanten OP-Kapazitäten wird steigen“, ist Huber überzeugt. „In fünf Jahren werden alle froh und dankbar sein, dass es diesen OP gibt“, prophezeit auch Amann.