Als sie im Krieg aus der Stadt gebracht wurde, hat ganz Säckingen geweint – als sie im Februar 1948 zurückkam, hat ganz Säckingen wieder geweint, aber diesmal aus Freude. Die Fridolinsglocke im Südturm des Bad Säckinger Münsters ist mehr als ein tönendes Stück Bronze. Sie ist ein Klangwunder, sie ist die tönende Seele der Stadt. Und dennoch sollte sie während des Dritten Reichs eingeschmolzen werden.

Die Säckinger Glocke wurde von einem Waldshuter gegossen
Entstanden ist die Fridolinsglocke wohl im Zuge einer Erneuerung der Türme und des Langhauses des St. Fridolinmünsters, die bei einem Feuer 1751 schweren Schaden genommen hatten. Ein erster Guss der Glocke aus dem Jahr 1752 erhielt nach wenigen Monaten einen Sprung. So musste Glockengießer Franz Anton Grieshaber aus Waldshut 1753 die Bronzeglocke ein zweites Mal gießen. Angetrieben von einem darüber liegenden elektrischen Motor für das Schwungrad hängt das Meisterwerk mit dem stolzen Gewicht von 3500 Kilogramm bei einer Höhe von 1,40 Meter und einem Durchmesser von 1,72 Meter seither im historischen Holzglockenstuhl im Südturm des 1360 geweihten Münsters in seiner Glockenstube.

Außer in den Jahren 1941/42 bis 1948, als sie mit tausenden weiteren Glocken im Glockensammellager in Hamburg ihrem traurigen Schicksal entgegensah. Wurde sie doch im Krieg abgehängt und zum Einschmelzen nach Hamburg gebracht. Das gewonnene Metall sollte als Rohstoff für Waffen und Munition in einem furchtbaren Krieg dienen.

Wie viele Glocken hängen in den beiden Türmen?
Im Südturm des Münsters hängt alleine die Fridolinsglocke – sechs weitere Bronzeglocken des Glockengießers Friedrich Wilhelm Schilling (1914-1971) aus dem Jahre 1952 hängen in einem Holzglockenstuhl im Nordturm. Sie tragen die Namen Hilarius, Pius, Wendelin, Maria und Josef sowie Franziskus. Ihr Gewicht reicht von 340 bis 1932 kg.

Wie kam die Fridolinsglocke nach Säckingen zurück?
Die weitaus größte Zahl der zur Einschmelzung abgehängten Kirchenglocken wurden durch die Kreishandwerkerschaften zu zwei Hüttenwerken nach Hamburg transportiert. Eingeteilt in die Kategorien A bis D wurden dort Kirchenglocken mit historischer oder künstlerischer Bedeutung vom Einschmelzen zurückgestellt – die wertvolle Fridolinsglocke erhielt die Kategorie C. Dies bedeutete wohl ihre Rettung.
Ausgerechnet der Glockengießer Friedrich Wilhelm Schilling, der 1952 nicht nur die Glocken für den Nordturm des Münsters goss, sondern 1966 auch die Glocken für die Heilig-Kreuz-Kirche in Bad Säckingen, war nach dem Krieg als Kustos des Glockensammellagers im Hamburger Freihafen für die Rückgabe von rund 13.000 erhaltenen Glocken mitverantwortlich – und damit auch für die Heimkehr der Fridolinsglocke nach Säckingen.


Im Auftrag eines nach dem Krieg geschaffenen Ausschusses für die Rückführung der Glocken dokumentierten Kunsthistoriker exakt jede erhaltene Glocke. Per Schiff verließen dann die meisten dieser Kunstwerke Hamburg und kehrten in ihre Heimat zurück.
Mit einem großen Festumzug kehrte somit die Fridolinsglocke in ihre Glockenstube im Münster zurück und läutete anlässlich der Fridolinsprozession 1948 wieder ein erstes Mal nach dem Krieg.

Wo findet sich der Heilige im Münster noch?
Durch Maria Josepha von Liebenfels, 1734 bis 1753 Äbtissin des Damenstifts in Säckingen, ist der Heilige Fridolin im Münster nicht nur mit seiner Glocke gegenwärtig, sondern auch durch die prächtigen Stuckarbeiten und Gemälde von Johann Michael Feuchtmaier und Franz Joseph Spiegler aus den Jahren 1752 bis 1754 im Innenraum der Kirche. Ein ganz besonderer Schatz ist der silberne Reliquienschrein für den Heiligen aus den Jahren 1763/64 von Gottlieb Emanuel Oernster aus Augsburg. Begleitet von mehreren Statuen wird der Sarkophag mit seinem Gewicht von 300 Kilogramm bei der Fridolinsprozession durch Bad Säckingen getragen.

Auch der heute im Münster aufbewahrte Schatz des 1806 aufgehobenen Damenstiftes in Säckingen birgt manches wertvolle Kunstwerk zum Wirken des Missionars und Klostergründers – nicht zu vergessen die Kopie des Standbildes des Heiligen Fridolin mit Urso an seiner Seite über dem Kircheneingang und das größere Original aus dem Jahr 1727 auf der Rückseite des Gebäudes.

Was sagt uns der Heilige Fridolin heute?
Der Name des Heiligen Fridolin kommt aus dem althochdeutschen und bedeutet „der Friedensreiche“. In unserer Zeit von Krieg und Gewalt in vielen Teilen der Erde mahnt sein im Fridolinsmünster sichtbares Wirken zu Frieden und Gerechtigkeit.

Vor allem jedoch das 6 Uhr-Geläut des Münsters am ersten Sonntag nach dem Fridolinstag des 6. März und die seit 1347 bezeugte Fridolinsprozession rufen uns zur Versöhnung auf. Ganz im Geiste der Friedenssehnsucht nach dem Zweiten Weltkrieg und der Freude der Menschen anlässlich der Heimkehr ihrer geliebten Fridolinsglocke im Jahre 1948.