Das Klinikum Hochrhein in Waldshut hat eine lange Tradition in der Ausbildung von Pflegefachkräften. Das 302-Betten-Haus bildet seit 1938 im Bereich der stationären Akutpflege aus. Im obersten Stock des Klinikums ist die Pflegeschule mit ihren zwei großen Unterrichtsräumen untergebracht. Aktuell besuchen sie 63 Auszubildende im Alter von 17 bis 58 Jahren. „Wir sind immer ausgebucht, offen für Quereinsteiger und das Alter spielt keine Rolle, das Zusammenspiel zwischen den Jungen und Älteren funktioniert sehr gut“, so Schulleiterin Claudia Schmidt.

Rund 15 bis 20 Absolventen sind es jedes Jahr. Der größte Teil von ihnen bleibt nach Aussage von Claudia Schmidt, seit den letzten Jahren am Klinikum, was aber trotzdem zu wenige wären. So groß wie beim Alter ist auch die Bandbreite bei den Nationalitäten der Auszubildenden. „Multikulti“ auf der Grundlage sehr guter Deutschkenntnisse ist im Klinikum längst selbstverständlich.

Große Veränderungen

Bis vor Kurzem machten die Auszubildenden am Klinikum Hochrhein noch nach drei Jahren den Abschluss in der Gesundheits- und Krankenpflege. Seit 1. Januar 2020 gilt das neue Pflegeberufegesetz, das die Pflege-Ausbildung grundlegend umkrempelt. Aus drei Ausbildungen wurde eine generalistische. Ausbildungen in der Krankenpflege, der Kinderkrankenpflege und Altenpflege wurden zusammengeführt zum Berufsabschluss Pflegefachfrau und Pflegefachmann mit EU-weiter Anerkennung. Die Ausbildungsvergütung ist tariflich geregelt. Mit bereits 1100 Euro im ersten Ausbildungsjahr gehören Pflege-Azubis zu den gut verdienenden.

Pflegeschulleiterin Claudia Schmidt in einem Unterrichtsraum der Pflegeschule am Klinikum Hochrhein in Waldshut.
Pflegeschulleiterin Claudia Schmidt in einem Unterrichtsraum der Pflegeschule am Klinikum Hochrhein in Waldshut. | Bild: Ursula Freudig

Mit der Reform soll die Pflege attraktiver und flexibler werden und dadurch dem allgemeinen Pflegenotstand entgegen gewirkt werden, der sich im Landkreis Waldshut durch seine Nähe zum attraktiven Arbeitgeber Schweiz besonders bemerkbar macht. Absolventen der neuen, generalistischen Ausbildung sind berechtigt, Menschen aller Altersstufen in allen Versorgungseinrichtungen zu pflegen. Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner können in Krankenhäusern, Altenheimen, Sozialstationen, Arztpraxen, der Pädiatrie (Kinderheilkunde) oder auch in der Psychiatrie arbeiten, weil sie in allen Bereichen geschult wurden. Die generalistische Ausbildung ist anspruchsvoll. „Die Auszubildenden müssen mit Herz und Verstand dabei sein“, so Claudia Schmidt.

Ausbildungsumfang

Auszubildende im Klinikum Hochrhein müssen nach dem neuen Pflegeberufegesetz insgesamt mindestens 2500 Praxisstunden leisten. Davon 400 Stunden in der stationären Altenpflege in einem Altenheim des Landkreises, weitere 400 Stunden in der ambulanten Pflege in einer Sozialstation des Landkreises und der große Rest in der Aktupflege im Klinikum, wo alle Abteilungen kennengelernt werden, auch die Notaufnahme und die Intensivstation. Weiterhin Pflicht sind 60 Praxisstunden auf der Kinder- und Wöchnerinnenstation des Klinikums und 2100 Theoriestunden einschließlich von Seminaren wie zum Beispiel ein Sterbeseminar in Zusammenarbeit mit der Klinikseelsorge. Zusätzlich 120 Stunden umfasst der Pflichteinsatz in der Psychiatrie, der in Waldshut, Bad Säckingen oder auf der Reichenau möglich ist.

Chancen und Herausforderungen

Pflegeschulleiterin Claudia Schmidt sieht das Pflegeberufegesetz grundsätzlich positiv, weil die Auszubildenden jetzt viel mehr Bereiche kennenlernen und nach der Ausbildung mehr Wahlmöglichkeiten haben. Als große Herausforderungen sieht sie es, den Auszubildenden überhaupt ausreichend Plätze für die Außeneinsätze anbieten zu können und dies möglichst wohnortnah. Dass die neue Ausbildung nach dem Pflegeberufegesetz mehr Menschen in den Pflegeberuf bringt, glaubt sie nicht: „Das neue Gesetz löst den Pflegenotstand nicht, zumindest bei uns sind seit seinem Inkrafttreten nicht mehr Bewerbungen eingegangen und im Landkreis bleibt das Problem durch die Schweiz bestehen.“

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Woran es nach wie vor am Meisten mangelt, ist ihrer Ansicht nach, eine grundsätzliche und anhaltende Wertschätzung der Pflege, die sich auch finanziell und in besseren Arbeitsbedingungen niederschlägt. Dass die Corona-Impfplicht bislang nur das Pflegepersonal betrifft und nicht alle gleich behandelt werden, ist für sie weiterer Ausdruck dieser fehlenden Wertschätzung. Trotz etlicher Abstriche sieht Claudia Schmidt den Pflegeberuf positiv: „Es ist trotz allem ein erfüllender Beruf, man wird nicht reich, aber man verhungert auch nicht.“

Stimmen zur Pflegeausbildung

Patricia Mutter (58), ehemalige Zahntechnikerin aus Wutöschingen, ist im zweiten Ausbildungsjahr zur Pflegefachffrau: „Als es wegen Corona mit Kurzarbeit losging, habe ich mir überlegt, welche Perspektiven ich habe und mich als Quereinsteigerin beim Klinikum beworben und bekam sehr schnell ein Vorstellungsgespräch und eine Zusage. Ich bereue meine Entscheidung nicht, ich mache jetzt ganz neue Erfahrungen.“

Patricia Mutter.
Patricia Mutter. | Bild: Ursula Freudig

Hacer Daglar (31), ehemalige Chemikantin aus Waldshut, ist im zwieten Ausbildungsjahr zur Pflegefachfrau: „Als ich auf Weltreise war, habe ich viele Menschen gesehen, denen es nicht gut ging. Ich wollte noch was machen, womit ich für Menschen was bewirken kann und bin in die Krankenpflege eingestiegen. Ich fühle mich am Klinikum gut aufgehoben, die Ausbildung ist sehr spannend und ich lerne viel.“

Hacer Daglar.
Hacer Daglar. | Bild: Ursula Freudig

Claudia Schmidt, Leiterin der Fachschule für Pflege am Klinikum Hochrhein: „Das neue Pflegeberufegesetz löst den Pflegenotstand nicht, zumindest bei uns sind seit seinem In-krafttreten nicht mehr Bewerbungen eingegangen und im Landkreis bleibt das Problem durch die Schweiz bestehen.“

Claudia Schmidt, Leiterin der Fachschule für Pflege am Klinikum Hochrhein in Waldshut.
Claudia Schmidt, Leiterin der Fachschule für Pflege am Klinikum Hochrhein in Waldshut. | Bild: Ursula Freudig
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