Die Rückkehr des Wolfs im Südschwarzwald beschäftigt Todtmoos. „Wir stellen keinen Wolfszaun“, sagte jüngst in der Hauptversammlung der Weidegemeinschaft deren Vorsitzender Roman Gerspacher. Wenige Tage zuvor hatte im Gemeinderat Bürgermeister Marcel Schneider das Aufstellen von Zäunen eine mögliche Option zum Schutz gegen Wölfe genannt.
Drei Wölfe gelten aktuell in Baden-Württemberg als sesshaft – einer im Nordschwarzwald und zwei im Südschwarzwald. Seit 2020 haben Wölfe im Landkreis Waldshut nachweislich mehrere Nutztiere gerissen. In acht Fällen wurden Rinder getötet, vor allem Kälber, außerdem wurden drei Schafe gerissen. Der jüngste Fall: Mitte Februar riss ein Wolf am Schluchsee ein Rind. Auch in Höchenschwand, Bernau, Ibach, Dachsberg und Gurtweil schlug der Wolf bereits zu.

Im Gemeinderat Toidtmoos hatte Dirk Haselwander das Thema angesprochen. Er wollte wissen, welche Auswirkungen das Aufstellen von Wolfszäunen auf den Tourismus haben könnte.
Bürgermeister Schneider erklärte daraufhin, dass er jüngst an einer Veranstaltung zu dem Thema in Bernau teilgenommen habe. Nach seiner Einschätzung könnten auch in Todtmoos solche Zäune aufgestellt werden. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass dadurch bestimmte Wanderwege oder Langlaufloipen gesperrt werden müssten. Die Landwirte aber hätten gar keine andere Wahl, ihre Herden auf diese Weise zu schützen, so der Bürgermeister.
Bei der Weidegemeinschaft hingegen ist man skeptisch, was Wolfszäune betrifft. Das Problem seien unter anderem das steile Gelände, das Ablegen der Zäune im Winter und das regelmäßige Ausmähen, hieß es wenige Tage nach der Gemeinderatssitzung in der Hauptversammlung des Vereins.
Auch wenn es Förderung gebe: „Mit Geld kann man das Problem nicht lösen“. Ein weiteres Mitglied der Weidegemeinschaft wies im Hinblick auf den Schutzstatus des Wolfes hin, dass auch die Nutztiere ein Recht hätten, ordnungsgemäß geschlachtet und nicht zerrissen zu werden.
Die vor 30 Jahren gegründete Weidegemeinschaft Todtmoos bewirtschaftet 77 Hekar Weideland und betreut dort Weidetiere. Klimawandel und Wasserknappheit werden in Zukunft die Arbeit erschweren, so befürchtne die Mitglieder.
Der Todtmooser Bürgermeisterstellvertreter Jörg Zimmermann erklärte in der Hauptversammlung, die Weidegemeinschaft leiste wertvolle ehrenamtliche Arbeit. Die Offenhaltung der Landschaft sei ein immenser Beitrag nicht nur für den Kurort mit seinen Gästen, sondern auch für die Bevölkerung.
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