Obwohl mittlerweile über 60 Prozent der Bevölkerung den vollen Impfschutz haben, steigen die Corona-Zahlen wieder deutlich an. Die Infektionszahlen liegen sogar deutlich höher als im Vorjahr, als es noch keinen Impfstoff gab. Im gesamten Monat Oktober infizierten sich im Landkreis Lörrach nachweislich 1051 Menschen mit Covid-19. Im Oktober 2020 waren es im selben Monat nur 602 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg von über 65 Prozent. Im vergangenen Jahr blieb das Infektionsgeschehen nach den Sommerferien bis in den Herbst ruhig. Erst Mitte Oktober begannen die Infektionszahlen sprunghaft anzusteigen. In diesem Jahr ist dagegen seit Ende der Sommerferien ein „höheres Grundrauschen“ feststellbar. Aber auch in diesem Jahr kommt es zu einem deutlichen Anstieg ab der zweiten Oktoberhälfte.

Wie im Vorjahr steigen ab Mitte Oktober die Infektionszahlen. Allerdings ist das Basisniveau in diesem Jahr deutlich höher.
Wie im Vorjahr steigen ab Mitte Oktober die Infektionszahlen. Allerdings ist das Basisniveau in diesem Jahr deutlich höher. | Bild: Obermeyer, Justus

Ähnlich sieht es im Landkreis Waldshut aus: Hier wurden im vergangenen Monat 570 positive Fälle gezählt. Im Oktober 2020 waren es nur 350.

Noch bleibt die Inzidenz im Kreis Waldshut unter 100. Damit steht der Landkreis in der Region allerdings alleine.
Noch bleibt die Inzidenz im Kreis Waldshut unter 100. Damit steht der Landkreis in der Region allerdings alleine. | Bild: Obermeyer, Justus

Gezählt werden vom Landesgesundheitsamt jeweils nur positive PCR-Tests. Aus zwei Gründen ist von einer gewissen Dunkelziffer auszugehen: Einerseits sind nicht mehr alle Tests kostenfrei, andererseits kann es bei Geimpften auch zu Infektionen kommen, die symptomlos verlaufen und deshalb nicht als solche erkannt werden.

Auch wenn die Tendenz in den Landkreises Waldshut und Lörrach ähnlich scheint, ist die aktuelle Lage völlig unterschiedlich: Im Kreis Lörrach stieg die Inzidenz zuletzt deutlich auf über 160 an. Dies ist – betrachtet man auch die Kantone der Nordwestschweiz – der höchste Wert in der Region. Im Kreis Waldshut verläuft das Infektionsgeschehen noch vergleichsweise ruhig. Mit einer Inzidenz von knapp 90 weist Waldshut den niedrigsten Wert des Landes aus. Und auch im Vergleich mit den Grenzkantonen der Schweiz steht Waldshut noch gut da.

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Die Lage in den Grenzkantonen

Ab Anfang August – als nach dem Ende der Sommerferien – hatten die Schweizer Grenzkantone einen deutlichen Anstieg der Infektionsfälle zu verzeichnen. Er geht offenkundig zurück auf die Reiserückkehrer, die aus ihrem Urlaub auch eine Infektion mitbrachten. Im Aargau, Schaffhausen sowie den beiden Basler Kantonen lag die 7-Tage-Inzidenz zeitweise zwischen 250 und 300 – sank aber im Laufe des Septembers aber wieder auf unter 100. Wie in den deutschen Landkreises Lörrach und Waldshut ist nun erneuter Anstieg der Zahlen festzustellen.

Nach den Sommerferien hatten die Schweizer Kantone mit einer Zunahme der Covid-19-Fälle zu kämpfen.
Nach den Sommerferien hatten die Schweizer Kantone mit einer Zunahme der Covid-19-Fälle zu kämpfen. | Bild: Obermeyer, Justus

Wer steckt sich an?

Eine ausführliche Statistik zur aktuellen Lage liefert der Landkreis Lörrach, die durchaus beispielhaft für die ganze Region gilt: „Von den 1.051 Fällen entfallen lediglich 141 auf Personen über 60 Jahren. Dies ist vermutlich einerseits auf die hohe Impfquote der über 60Jährigen zurückzuführen, die in Baden-Württemberg bei knapp 84 Prozent liegt. Hohe Ansteckungszahlen sehen wir daher vor allem bei Schülern, aber auch bei Erwachsenen unter 60 Jahren, deren Impfquote niedriger liegt“, so das Landratsamt.

Die unter 50-Jährigen sind überdurchschnittlich stark von Infektionen betroffen.
Die unter 50-Jährigen sind überdurchschnittlich stark von Infektionen betroffen. | Bild: Obermeyer, Justus

Im Umkehrschluss bedeutet dies: Von einer Infektion sind vor allem die Jungen betroffen. Ein Drittel aller aktuell Infizierten ist unter 20 Jahre alt, dabei gehören nur 20 Prozent der Bevölkerung dieser Altersgruppe an. Die Zahlen zeigen: Je älter, desto verbreiteter ist der Impfschutz, desto geringer ist die Infektionsgefahr. Insgesamt hatten etwa 75 Prozent der Infizierten noch keinen Impfschutz.

Dennoch sind auch die Geimpften nicht zu 100 Prozent vor einer Infektion geschützt. Von allen 1051 infizierten Personen im Oktober waren 254 vollständig geimpft. 250 dieser Impfdurchbrüche verliefen laut Gesundheitsamt Lörrach ohne schwerwiegenden Symptome, teilweise auch symptomlos. In vier Fällen gab es einen schweren Verlauf, in allen Fällen bei Personen mit schweren Vorerkrankungen. Das Durchschnittsalter bei diesen Personen lag bei rund 81 Jahren. „Zwei dieser Personen sind verstorben. Bei den drei weiteren Todesfällen handelte es sich um ungeimpfte Personen“, so das Landratsamt.

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Die Situation auf den Intensivstationen

Im Oktober wurden insgesamt zehn Covid-19-Patienten aus dem Landkreis Lörrach auf Intensivstationen versorgt. Davon waren sieben Patienten komplett ungeimpft und drei Patienten vollständig geimpft. Der Altersdurchschnitt der sieben ungeimpften Personen auf Intensivstation lag bei rund 56 Jahren. Zwei von ihnen sind verstorben.

Der Altersdurchschnitt der geimpften Personen auf Intensivstation lag bei rund 77 Jahren. Von den Geimpften ist eine über 70-jährige Person verstorben. Alle geimpften Personen auf Intensivstationen hatten schwere Vorerkrankungen. Die Zweitimpfungen lagen bereits einige Zeit zurück und fanden jeweils zwischen Mitte Mai und Mitte Juni 2021 statt.

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation lag bei rund elf Tagen, zum Teil mit invasiver Beatmung. Eine merkliche Zunahme gibt es bei den Krankenhauseinweisungen auf den Normalstationen mit derzeit 24 Patienten, die sich mit Covid-19-Diagnose in den Krankenhäusern des Landkreises Lörrach aufhalten. Im Kreis Waldshut befinden sich elf Personen in stationärer Behandlung in Kliniken. Davon befinden sich zwei Personen in intensivmedizinischer Betreuung. (Stand jeweils 2. November)

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