Gerade einmal 1,55 Meter groß ist Juliana Hampe. Aber hinterm Steuer ihres umgebauten Feuerwehr-LKW wirkt sie riesengroß! Rund zehn Tonnen schwer, 7,5 Meter lang und knapp vier Meter hoch ist der Iveco-Magirus 120-25 aus dem Jahr 1988.

Viele Jahre hat der LKW der Feuerwehr in Ulm als Rüstfahrzeug gedient – seit 2023 ist das Fahrzeug das neue Zuhause von Juliana „Jana“ (33) und ihrem Ehemann Mike (30).

Die beiden haben für ihren Traum vom mobilen Zuhause extra den LKW-Führerschein gemacht. „Und Ende März starten wir damit auf unsere Weltreise auf unbestimmte Zeit“, sagt Jana Hampe grinsend. Die Sehnsucht, einmal die fernsten Länder der Welt zu bereisen, hegt die Horheimerin schon seit Kindertagen:

Das große Ziel ist die Mongolei

„Ich habe eigentlich immer von Australien und Neuseeland geträumt“, sagt sie, „aber erst mal fahren wir Richtung Italien – und dann weiter Richtung Osten, so weit man eben über den Landweg kommt.“ Die Mongolei ist das große Fernziel, das beide im Kopf haben.

„Überall wo wenig Menschen sind und viel unberührte Natur, zieht es uns besonders hin“, sagt Mike Hampe. Der gelernte LKW-Mechaniker, der in Lienheim aufgewachsen ist, freut sich besonders auf das Fahren selbst: „Offroad über Steppen und Felder in der Wildnis – das wird ein Riesenspaß“, lacht er.

Juliana und Mike Hampe brechen Ende März vom Hochrhein aus zu ihrer Weltreise auf unbestimmte Zeit auf. Ihr mobiles Zuhause ist ein ...
Juliana und Mike Hampe brechen Ende März vom Hochrhein aus zu ihrer Weltreise auf unbestimmte Zeit auf. Ihr mobiles Zuhause ist ein alter Feuerwehr-LKW aus dem Jahr 1988. | Bild: Sira Huwiler-Flamm

Seit rund zehn Jahren sind Jana und Mike ein Paar. „Wir waren immer viel an Rock-Festivals und wollten nach unzähligen Nächten im durchnässten Zelt eine bessere Übernachtungsmöglichkeit“, erzählt Mike Hampe. Ende 2016 kauften die beiden deshalb einen Fiat-Kastenwagen, der bereits zum Camper ausgebaut war.

Mit einem Fiat-Camper nach Sardinien

Ihre erste große Reise führte die Neu-Camper-Besitzer 2017 nach Sardinien. „Wir haben die Insel vier Wochen lang umrundet, es war ein traumhafter Urlaub, aber mit dem Fiat sind wir sehr schnell an unsere Grenzen gestoßen“, sagt Jana. Denn immer wieder bleiben sie im sandigen Boden stecken, kommen steile Hänge nicht hinauf – und müssen sogar mehrfach von Herzklopfen und Schweißausbrüchen begleitet Flussbetten durchqueren, um zum gebuchten Campingplatz zu gelangen.

Größe als Herausforderung

Zurück am Hochrhein steht für beide fest: „Wir brauchen einen Allrad-Camper mit mehr Power!“ Und nach Messebesuchen und Recherchen ist ihnen auch klar, dass sie ihr nächstes mobiles Zuhause selbst ausbauen möchten. „Dass ich 1,96 Meter groß bin, war dabei die größte Herausforderung“, sagt Mike Hampe, „schließlich wollte ich im Inneren stehen und mich im Bett strecken können.“

Juliana und Mike Hampe brechen Ende März vom Hochrhein aus zu ihrer Weltreise auf unbestimmte Zeit auf. Ihr mobiles Zuhause ist ein ...
Juliana und Mike Hampe brechen Ende März vom Hochrhein aus zu ihrer Weltreise auf unbestimmte Zeit auf. Ihr mobiles Zuhause ist ein alter Feuerwehr-LKW aus dem Jahr 1988. | Bild: Sira Huwiler-Flamm

Nach langer Suche kaufen sie 2019 für 15.000 Euro das Fahrgestell des alten Feuerwehr-LKW. „Wir haben voller Tatendrang und Vorfreude losgelegt, dann aber bemerkt, dass die Karosserie völlig verrostet war“, sagt Mike Hampe. „Das war schon zu Beginn ein Riesendämpfer, der uns fast in die Knie gezwungen hätte!“

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Doch sie geben nicht auf: Schweißen und Lackieren alles neu, bestellen parallel einen Wohn-Container samt Wärmedämmung und drei Fensterausschnitten für rund 30.000 Euro. Mit Hilfe befreundeter Handwerker und in ganz viel Eigenleistung planen und bauen sie Wände, Schränke, Sitzecke, Bett und das gesamte Innenleben samt Wasser- und Stromleitungen.

Jeder Cent fließt in den Umbau

„Wie viel wir insgesamt in unseren LKW gesteckt haben, wissen wir nicht mehr genau“, sagt Jana, „wir haben bei 100.000 Euro aufgehört zu zählen.“ Fünf Jahre lang floss jeder Cent in den Umbau. „Irgendwann habe ich sogar mein Auto verkauft und bin aufs Fahrrad umgestiegen“, lacht Jana. Aber beide sind sich einig, dass sich alle Entbehrungen gelohnt haben: „Andere zahlen einen teuren Haus-Kredit ab, wir haben eben unser mobiles Zuhause gebaut.“

So sieht es im Inneren aus

In der Sitzecke im Inneren, bemerkt man kaum, dass es sich nicht um ein normales Zuhause handelt: Weiche Kissen, hölzerne Schränke sowie verriegelbare Schubladen in modernem Anthrazit – und ein Traumfänger über dem 1,40 mal 2,06 Meter großen Bett sorgen im 11,5 Quadratmeter großen Heim für Behaglichkeit und ganz viel Stauraum.

Gemütlich: Auf 11,5 Quadratmetern haben Juliana und Mike Hampe alles, was sie zum Leben brauchen.
Gemütlich: Auf 11,5 Quadratmetern haben Juliana und Mike Hampe alles, was sie zum Leben brauchen. | Bild: Sira Huwiler-Flamm

Die vollfunktionsfähige Küche ist mit zwei Gasplatten, einem Waschbecken samt Trinkwasser aus dem 400-Liter-Tank, einem Kühlschrank und einer Heißluftfritteuse als Backofen ausgestattet. Das Badezimmer erinnert ein bisschen an ein Flugzeug-Klo. Hier haben die beiden eine Trocken-Trenn-Toilette verbaut, in der Kokosfasern für einen neutralen Geruch sorgen. Im Eingangsbereich können sie duschen.

In der vollausgestatteten Küche zaubert Juliana Hampe einen Tomatensalat.
In der vollausgestatteten Küche zaubert Juliana Hampe einen Tomatensalat. | Bild: Sira Huwiler-Flamm

Seit einem Jahr leben sie im Camper

Seit rund einem Jahr leben die beiden bereits an einem festen Stellplatz in Jestetten in ihrem Camper. „Noch ein paar Kleinigkeiten, dann kann die Weltreise beginnen“, sagt Mike Hampe. Einen kleinen Kontopuffer für Notfälle haben sie angespart.

Außerdem wollen sie von unterwegs aus arbeiten. „Von Online-Marketing über Bürotätigkeiten bis hin zu Social-Media-Betreuung bieten wir alles an, was man von unterwegs machen kann“, sagt Jana Hampe. Weil so ein schweres Fahrzeug zwischen 25 und 30 Liter auf 100 Kilometer verbraucht, wird Diesel wohl der teuerste Posten in der Budget-Planung werden.

Photovoltaik-Anlage auf dem Dach

Um Strom müssen sie sich keine Sorgen machen: Stolz präsentiert Mike, der viel Zeit in die Detail-Planung investiert hat, die elektronische Steuerzentrale: „Auf diesen kleinen Bildschirmen können wir die Batteriestände kontrollieren“, sagt er, „die Photovoltaikanlage auf dem Dach versorgt uns selbst im Winter mit genügend Energie.“

Mike Hampe zeigt stolz seine Energie-Schaltzentrale, die aktuelle Baterriestände anzeigt.
Mike Hampe zeigt stolz seine Energie-Schaltzentrale, die aktuelle Baterriestände anzeigt. | Bild: Sira Huwiler-Flamm

Ob im tiefsten Wald in den italienischen Abruzzen, am Strand in Kroatien oder in den Bergen Osteuropas – „wir haben ein komplett autark funktionierendes Zuhause immer dabei!“

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