Ein einsames Signalfundament – mehr zu erahnen als zu sehen – mehr ist nicht übrig geblieben vom Haltepunkt Grenzacher Horn. Einst war das ganz anders.

Im Auftrag der Badischen Staatseisenbahn

Mit dem Neubau des Badischen Bahnhofs in Basel begann die damalige Badische Staatseisenbahn Anfang des 20. Jahrhunderts eine Erweiterung der Bahnanlagen im Umfeld, die bis zum einstigen Bahnübergang Hörnle reichte. Zunächst wurde die Strecke vom neuen Badischen Bahnhof bis hierhin zweigleisig ausgebaut. Außerdem wurden zwischen dem neuen Rangierbahnhof auf Weiler Gemarkung und dem Grenzacher Horn zwei weitere Gleise angelegt, auf denen Güterzüge am badischen Personenbahnhof östlich vorbeifuhren.

Vier Gleise aus Basel kommen am Grenzacher Horn an

So kamen ab 1913 am Grenzacher Horn aus Basel vier Gleise an. In diesem Bereich mündeten die Gütergleise in die Streckengleise, direkt hinter dem Bahnübergang verlief die Hochbeinbahn wieder eingleisig in Richtung Osten.

Im September 1913 wurde der Badische Bahnhof eröffnet, im selben Jahr gingen auch die Güterstrecken zwischen dem Rangierbahnhof in Weil und den Anschlüssen am Grenzacher Horn in Betrieb, jedoch war damit das Gesamtprojekt noch nicht abgeschlossen. Ein Haltepunkt für den Personenverkehr sollte folgen, aber durch den Beginn des Kriegs im Sommer 1914 kam dieses Vorhaben zum Erliegen.

Trotz Krieg werden die Planungen weiter geführt

Besondere Dringlichkeit bestand ohnehin nicht, wegen der kriegsbedingten Schließung des Badischen Bahnhofs in Basel verkehrten keine Züge nach Grenzach, erst ab dort bestand Bahnverkehr von und nach Rheinfelden. Dennoch wurden während der Kriegsjahre die Planungen weiter geführt.

So war zum Beispiel vorgesehen, einen breiten Mittelbahnsteig zwischen die Streckengleise einzubauen; der Steig sollte durch einen Tunnel unter Güter- und Streckengleis in Richtung Rheinfelden von der L48 her (heute B34) erreichbar sein.

Statt eines Mittelbahnsteigs gibt‘s Seitenbahnsteige

Aber auch damals galt es, zu sparen. Deshalb wurden in den letzten Kriegsjahren auch für diesen Haltepunkt einfachere Varianten entwickelt. Statt des Mittelbahnsteigs – dafür hätten die Streckengleise auseinandergezogen werden müssen – wurden schmale Seitenbahnsteige angelegt. Das waren einfache Schüttflächen, nur teils mit einer befestigten Kante versehen. Ebenso wurde auf Trennzäune zu den Gütergleisen hin verzichtet.

Der Zugang wird auf Gleishöhe angelegt

Errichtet wurde ein kleines Stellwerksgebäude, immerhin war die Abzweigung, wie sie betrieblich hieß, mit vier Signalen ausgestattet. Der Zugang von der L48 her wurde nicht als Unterführung, sondern auf Gleishöhe angelegt und endete am Bahnsteig 2. Betrieblich war Grenzacher Horn ein Haltepunkt und kein Bahnhof, denn die Gütergleise wurden außerhalb der Station in die Streckengleise ein- beziehungsweise ausgeführt.

1919 wird der Haltepunkt eröffnet

Der Haltepunkt wurde 1919 eröffnet. Selbstverständlich hielten hier nur Züge des Nahverkehrs, damals als Personenzüge klassifiziert. Vom Badischen Bahnhof herkommend, war Grenzacher Horn nach fünf Minuten Fahrzeit die erste Station. 1936 hielten werktags je elf Züge in beiden Richtungen am Grenzacher Horn.

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Die Deutsche Bundesbahn vergrößert das Angebot

Die Deutsche Bundesbahn hatte das Angebot noch mal vergrößert. 1976 hielten 14 Züge in Richtung Rheinfelden, 17 in Richtung Basel. Einige fuhren sogar bis oder von Singen und Schaffhausen durch. Doch wurde die Station immer weniger genutzt, sicherlich wegen der Automobilisierung, zudem standen im Umfeld nur wenige Wohnhäuser.

Schüttflächen, nur teils mit befestigter Kante – so sahen die Bahnsteige am Haltepunkt Grenzacher Horn 1969 aus. (Archivbild)
Schüttflächen, nur teils mit befestigter Kante – so sahen die Bahnsteige am Haltepunkt Grenzacher Horn 1969 aus. (Archivbild) | Bild: Winfried Schramm

Die Gütergleise sind noch bis Mitte der 1990er in Betrieb

Ende der 1970er sollen die Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf ab diesem Haltepunkt nicht mal die Kosten für die Anfahrt der Züge gedeckt haben. 1981 wurde der Haltepunkt geschlossen. Die Gütergleise waren bis Mitte der 1990er in Betrieb. Dann wurden die Anlagen vollständig zurückgebaut. Und wohl nur sehr wenige der heutigen Lokführer werden wissen, dass früher hier die Züge anhielten.

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