Die rasant steigenden Energiepreise in Verbindung mit einer keineswegs gesicherten Energieversorgung nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs schürten vergangenes Jahr große Sorgen. Szenarien mit einem flächendeckenden, lang anhaltenden Zusammenbruch der Stromversorgung machten die Runde. Auch die Stadt Waldshut-Tiengen ordnete auf Basis der Vorgaben des Landes eine Energiespar-Offensive in kommunalen Gebäuden an und erarbeitete Notfallpläne für die Bevölkerung. Aber was hat das Ganze tatsächlich gebracht? Und wie sieht die Planung für diesen Winter aus?
Wie erfolgreich waren die Energie-Einsparbemühungen des vergangenen Jahres?
„Derzeit liegen leider noch keine verlässlichen Zahlen für das gesamte Jahr vor“, räumt Tanja Schmid, Pressebeauftragte der Stadt auf Anfrage ein.
Vergleicht man das erste Quartal mit den Vorjahren, so habe die Stadt 2023 im Vergleich zum Vorjahr rund 16 Prozent weniger Energie verbraucht. „Die Kosten sind nach den derzeit vorliegenden Zahlen leicht gestiegen“, so Schmid.
Noch nicht berücksichtigt sei in dieser Einschätzung jedoch ein Vergleich der Witterungsverhältnisse in den beiden Wintern, also ob der Heizbedarf vergangenes Jahr einfach geringer war, als im Jahr davor.
Zur Erinnerung: Drohende Engpässe in der Energieversorgung hatten im vergangenen Herbst zum „Krisengipfel Gas“ der Landesregierung geführt, auf dessen Ergebnissen auch die Stadt Waldshut-Tiengen einen Notfallplan zur Energieeinsparung in den kommunalen Gebäuden basiert hatte. Markantestes Beispiel war die Absenkung der Raumtemperatur in Büros auf 19 Grad. Dazu wurden Mitarbeiter sensibilisiert, möglich eigeninitiativ Energie zu sparen.
Schon damals war aber auch klar, dass es Bereiche der kommunalen Arbeit gibt, in denen eine Einsparung nicht möglich sein würde. Dazu zählten Schulen und Kindergärten, die traditionell den höchsten Energie-Verbrauch haben. Trotz allem hätten die Nutzer auf Einsparmöglichkeiten geachtet. Darüber hinaus wurde der Verbrauch in den Zeiten deutlich reduziert, in denen keine Betreuung oder Unterricht stattfand.
Zum Stromverbrauch der einzelnen Sparten der Stadt könnten derzeit laut Tanja Schmid noch keine verlässlichen Werte oder gar ein Vergleich mit Vorjahreszeiträumen präsentiert werden: „Die Tendenz ist jedoch, dass die Verbräuche gesunken sind.“
Wie sieht es mit Vorgaben für dieses Jahr aus?
„Wir sind schon immer bemüht, in allen Bereichen im Rahmen des Möglichen Energie zu sparen“, betont Schmid. Nicht erst seit vergangenem Jahr gelte daher auch die Maßgabe, dass alle Nutzer sensibilisiert würden.
Eine konkrete Vorgabe für eine bestimmte Raumtemperatur oder Dinge dieser Art gebe es allerdings nicht. Die Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen sei im April ausgelaufen.
Wie steht es mit den städtischen Notfallplänen?
Für den Fall von Blackouts wurden die Stadthallen von Waldshut und Tiengen als Anlaufstellen für Bürger vorgesehen. Treffpunkt und Informationsaustausch nannte Ordnungsamtsleiter Ralph Albrecht damals wichtige Zielsetzungen der Einrichtungen solcher Anlaufstellen. Daran halte die Stadt weiterhin fest, so Tanja Schmid: Im Ernstfall greifen wir auf vorhandene Notfallpläne zurück.“
Ein weiterer Ausbau in Sachen Notfallvorsorge sei allerdings vorgesehen. „Eine Investition in die Notstromversorgung ist im Haushalt 2024 abgebildet.“ Unter andere, soll für die Stadthalle Tiengen, die bereits über eine Einspeisemöglichkeit für mobile Aggregate verfüge, ein Gerät beschafft werden.
„Für die Stadthalle Waldshut wird die Einspeisemöglichkeit im nächsten Jahr geschaffen“, so Schmid weiter. Für die Ortsteile seien zehn gasbetriebene Notstromaggregate in den Gemeinschaftshäusern geplant und ebenfalls bereits einkalkuliert.
Wie beurteilt die Stadt die aktuelle Lage?
Sorgen bezüglich Gefahren in der Versorgungssicherheit sind aktuell in der Öffentlichkeit kaum noch feststellbar. Die Stadt teilt diese Sichtweise: „Derzeit sehen wir die Lage entspannt.“ Auch von den dafür zuständigen Stellen gebe es bisher keinerlei Hinweise auf eine drohende Mangellage.