Aus einer aktuellen Umfrage der IHK Hochrhein-Bodensee geht hervor, dass zum Beispiel die Industrie von den pandemie-bedingten Einschnitten weit weniger getroffen wurde als andere Branchen und nun zu den Garanten einer sich zunehmend aufhellenden Konjunkturerwartung gehört. Doch so pauschal lässt dich das Ganze nicht beurteilen, wie eine Umfrage bei Unternehmen in der Region zeigt. Denn Einflüsse des Weltmarkts, die politische Großwetterlage und erst recht die weitere Entwicklung des Corona-Infektionsgeschehens lassen sich noch nicht komplett absehen.
Äußerst zufrieden ist Franke Kitchen Solutions mit den Entwicklungen der vergangenen Jahre. Auch Corona vermochte den Aufwärtstrend nicht zu stoppen. Bild: Erich Meyer
| Bild: Erich Meyer
Franke GmbH Das Unternehmen Franke Home Solutions ist eine Division der Franke-Gruppe und der weltweit führende Anbieter von Systemen und Lösungen für die private Küche. Die Division beschäftigt rund 5000 Mitarbeiter in nahezu 40 Ländern. Der Umsatz liegt bei gut einer Milliarde Franken erwirtschaften. Die Franke GmbH in Bad Säckingen ist die deutsche Produktions- und Vertriebsgesellschaft der Franke Home Solutions. Hier arbeiten über 250 Mitarbeiter. Seit Anfang der 50er Jahre werden in Deutschland Edelstahlspülen entwickelt, gefertigt und zusammen mit Zubehörteilen in alle Welt versendet. So kam das Unternehmen mit der Pandemie zurecht Stephan Gieseck, Head der Franke Home Solutions Deutschland/Österreich/Schweiz, sieht die Küchenbranche als einen der Gewinner der vergangenen Jahre. Und davon habe die Franke GmbH mit Sitz in Bad Säckingen dank ihrem vielfältigen Sortiment und Lösungen für die private Küche auch während der Corona-Pandemie profitieren können. Gieseck dazu: „Der Trend des „Cocoonings“, der infolge der Corona-bedingten Lockdown-Wellen sogar noch verstärkt wurde, hat den Aus-, Um- und Neubau von Wohnungen vorangetrieben.“ Zudem sei Franke infolge einer Reihe kurzfristig eingeleiteter Maßnahmen im ganzen Unternehmen, gerade auch bei der Materialbeschaffung, mit den Unwägbarkeiten der Krise gut zurechtgekommen. Aber auch der Küchenfachhandel habe sehr viel unternommen, um während der Krise das Geschäft voranzutreiben, so Gieseck weiter. Daher könne die Franke GmbH unterm Strich „ein positives Feedback geben“. Die Auswirkungen für die Produktion in der Region Bereits bevor diese verpflichtend wurden, habe die Franke GmbH viele sicherheitskonforme Corona-Maßnahmen umgesetzt, schildert Gieseck. Dazu zähle insbesondere die Home-Office-Pflicht oder auch die Bereitstellung von Corona-Schnelltests. „Es war und ist unsere höchste Priorität, die Gesundheit unserer Mitarbeiter bestmöglich zu gewährleisten“, betont der Franke-Chef. Nicht zuletzt habe die Unterstützung der Belegschaft, die die Schutzmaßnahmen mit großer Disziplin mitgetragen habe, sei es bei einigen wenigen Krankheitsfällen geblieben. Zudem habe die hohe Flexibilität der Belegschaft sowie eine gute Planung in der Beschaffung und Logistik dazu geführt, Lieferketten selbst während der schwierigsten Phasen der Pandemie aufrechterhalten werden konnten. Chancen der Krise Corona habe laut Gieseck den Trend zum „Digitalen Aufrüsten“ rasant beschleunigt. Vor dem Hintergrund des Mitarbeiterschutzes und der Arbeit im Homeoffice, sei zu allererst die interne Kommunikation und der Austausch rasch von persönlichen Meetings auf Video-Konferenzen umgestellt und erfolgreich weltweit standardisiert worden. Innovationen seien auch im Hinblick auf den Austausch mit Kunden eingeführt worden. Zum Standard gehören mittlerweile nicht nur digitale Verkaufsunterlagen, sondern auch Webinare und digitale Showrooms, die die Arbeit des Vertriebs nachhaltig verändert hätten. „Generell kann man sagen, dass durch die Corona-Krise die Akzeptanz von analogem zu digitalem Arbeiten sowohl bei unseren Kunden als auch bei uns deutlich gestiegen und in Zukunft nicht mehr wegzudenken ist“, resümiert Stephan Gieseck.
Hier liegen die Herausforderungen Allerdings habe bereits während der Corona-Krise ein Anstieg der Rohstoffpreise und Transportkosten eingesetzt, der sich sehr wahrscheinlich fortsetzen werde. Aktuell sei Franke außerdem von „gewissen Unterbrechungen in der weltweiten Lieferkette“ betroffen, die voraussichtlich noch eine Weile anhalten werden: „Dies führt zu direkten Auswirkungen auf die gesamten Produktionsprozesse.“ Bislang sei die „Lieferperformance“ aber weitgehend aufrecht erhalten worden. Falls notwendig konnten Kunden alternative Produkte angeboteb werden. Die Perspektiven für das weitere Jahr „Grundsätzlich sehen wir relativ optimistisch in die Zukunft“, sagt Gieseck. Gerade die Fortschritte bei den Impfbemühungen und auch die Öffnungen im Handel sowie alle weiteren Corona-Lockerungen schüren Hoffnungen, dass die Wirtschaft wieder Fahrt aufnehme. Vor diesem Hintergrund gehe Franke davon aus, „dass die Küchenbranche nach wie vor eine starke Nachfrage erleben wird“, so Gieseck.
Durchwachsen lief es bei der Firma Freudenberg in den vergangenen Monaten. Aber trotz anhaltend schwierigem wirtschaftlichem Umfeld sieht der Automobilzulieferer zuversichtlich in die Zukunft. Bild: Peter Schütz
| Bild: Peter Schütz
Freudenberg Das Unternehmen Freudenberg Sealing Technologies ist eine Division der Freudenberg-Gruppe. Der Hersteller von Dichtungen und schwingungstechnischen Komponenten viele unterschiedliche Industriezweige. Größter Abnehmer ist nach Unternehmensangaben die Automobilindustrie. Das Unternehmen ist weltweit in 60 Ländern vertreten und beschäftigt 48.000 Mitarbeiter. In der Region ist Freudenberg mit einem Werk in Oberwihl vertreten. Dort arbeiten etwa 320 Beschäftigte. Das Werk Oberwihl stellt Gummimischungen nach unternehmenseigenen Rezepten her. So kam das Unternehmen mit der Pandemie zurecht „Wir sind gut in das Jahr 2021 gestartet. Bei vielen unserer Geschäftsgruppen sehen wir eine deutliche Erholung beziehungsweise eine starke Nachfrage“, erklärt Unternehmenssprecherin Martina Muschelknautz auf Nachfrage unserer Zeitung. Trotzdem plane Freudenberg vorsichtig. Denn insbesondere sei noch nicht absehbar, welche längerfristigen Auswirkungen auf Bereiche wie die Automobilindustrie zukommen, die für die Freudenberg Gruppe von großer Bedeutung sei. Der Konzern erwarte eine „verhaltene Erholung der Geschäftsentwicklung in den für uns relevanten Märkten“. Dabei wolle die Gruppe auch weiterhin in langfristige Projekte investieren. Wichtige strategische Themen werden der Wandel in der Mobilität, Digitalisierung und nachhaltige Lösungen sein. „Wir entwickeln unser Portfolio selektiv und zielgerichtet weiter und stärken es durch Akquisitionen mit vielversprechenden Technologien“, so Muschelknautz. Die Auswirkungen für die Produktion in der Region Aufgrund der schwächeren Nachfrage aus der Automobilindustrie waren Teile der Produktion am Standort Oberwihl bereits im Januar und Februar 2020 in Kurzarbeit. Von April bis Juli gingen sowohl Produktion als auch Verwaltung in die pandemiebedingte Kurzarbeit. Inzwischen werde aber wieder im „Normalbetrieb“ gearbeitet.
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