Mit dem 1. Januar 2026 verschwindet das römisch-katholische Dekanat Waldshut mit seinen rund 70 Pfarreien und Kirchengemeinden von der kirchlichen Landkarte. An ihre Stelle treten die Kirchengemeinden Hochrhein-Südschwarzwald mit Sitz in Bad Säckingen und die Kirchengemeinde An der Wutach mit Sitz in Tiengen.
Keine Angst vor der neuen Großgemeinde
An diesem Tag wird mit Peter Nicola ein Mann mit Erfahrung in kirchlichen Leitungsfunktionen an die Spitze der Kirchengemeinde Hochrhein-Südschwarzwald treten, die dann 38.000 Gläubige vereint, die bisher 42 Pfarreien in sechs Seelsorgeeinheiten angehörten. Der 60-Jährige ist seit 2010 Dekan des Dekanats Linzgau und sieht die neue Großgemeinde am Hochrhein als große Herausforderung mit Chancen und Risiken. „Aus einem halben Dekanat wird eine Pfarrei“, so Nicola, „da wird mancher Gläubige sagen, um Gottes Willen, müssen wir nun alles in Bad Säckingen machen?“

Eine Sorge, die Nicola aufgreift: „Was erhaltenswert ist, soll wertschätzend fortgeführt werden.“ Auch die Sorge der Gläubigen vor weiten Wegen, macht dem zukünftigen leitenden Pfarrer keine Angst: „Dieses Prinzip wollen wir in der neuen Kirchengemeinde nicht praktizieren“ – wie hier in der Zukunft verfahren werden solle, bleibt allerdings offen, denn „das wissen wir noch nicht.“
Ehrenamtliche in Zukunft besonders wichtig
Eines ist für Nicola klar: „Die Ehrenamtlichen sind in Zukunft besonders wichtig. Wir haben verloren, wenn die Ehrenamtlichen sagen, mit dem neuen Weg oder der neuen Kirchengemeinde gehen wir nicht mit. Das will ich mit allen Kräften vermeiden.“ Allerdings treibt Nicola die Sorge um „dass es einen Mangel an Ehrenamtlichen gibt, das ist heute schon ein gesellschaftliches Phänomen ist.“
Für die Ehrenamtlichen werde er sich daher am Hochrhein besonders einbringen, „denn es müssen diejenigen gehalten werden, die jetzt auf dem Absprung sind. Ob es gelingt, ist allerdings eine andere Frage.“ Er habe jedoch große Hoffnung, „dass die Menschen sich auf den neuen Weg einlassen, auch wenn wir sie nicht zwingen können.“ Für die Ehrenamtlichen sieht er „eine besondere Chance darin, sich in den Gemeindeteams zu engagieren.“
Nahe an den Menschen sein
Zu den Erfolgsaussichten für die neue Kirchengemeinde Hochrhein-Südschwarzwald kann sich Nicola noch nicht äußern, „da ich die Personen und Strukturen noch nicht kenne, das wird sich in den nächsten Monaten entscheiden.“ Seinen ganz persönlichen Weg in der neuen Kirchengemeinde kennt er hingegen genau: „Nahe an den Menschen zu sein, ist mir ganz wichtig. Ich will mit den Menschen sein.“ Dass er dabei an seinem Vorgänger Dekan Peter Berg gemessen wird, ist ihm klar. „Es sind gewaltige Fußstapfen, in die ich trete, aber der Herausforderung möchte ich mich gerne stellen.“
Das Augustinus-Wort „Mit euch Christ, für euch Priester“ ist ihm Leitspruch für sein Wirken als leitender Pfarrer der zukünftigen Kirchengemeinde Hochrhein-Südschwarzwald. Auch zwei Aufgabenfelder, die ihm besonders wichtig seien, könne er schon nennen: „Eine ordentliche Liturgie mit fundierten Predigten, die zu aktuellen Ereignissen Stellung nimmt“ sei das eine – bei Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen „mit den Menschen in Berührung zu kommen“ das andere. Denn, so Dekan Nicola, „im Gespräch mit den Menschen zu sein, das ist die einzige Chance die wir als Kirche im Moment haben.“
Prediger mit Bibel und Zeitung
Er werde daher „mit der Bibel in der einen Hand und der Zeitung in der anderen predigen“ und nicht nur bei der Fasnacht mitmachen. Den Elan, mit dem er an den Hochrhein kommen werde, macht Nicola mit einem Zitat des von ihm besonders verehrten Heiligen Willibrord deutlich – „Glücklich voran im Namen Gottes“ – und lässt ihn auch in seinen abschließenden Worten durchblitzen: „Jetzt lasst uns miteinander beginnen und das Beste daraus machen. Die neue Kirchengemeinde und ich werden nicht bei Null anfangen.“
Zudem, so Nicola abschließend, „tut es gut zu wissen, dass Pfarrer Berg da ist, darüber freue ich mich sehr.“ Auch habe er sich sehr bewusst für die neue Aufgabe am Hochrhein beworben, denn „die Kirchen in Bad Säckingen und St. Blasien kenne ich schon lange, von ihnen bin ich begeistert.“ Zudem, so Nicola weiter, komme er in eine Gegend, wo er sich wohl fühlen werde: „Ich wollte in keine Großstadt, sondern in eine Gegend mit vielen kleinen Dörfern.“