Der SÜDKURIER beleuchtet die Drogenproblematik im Landkreis Waldshut. Diesmal geht es um Einblicke in die Erfahrungen der Fachstelle Sucht in Waldshut-Tiengen.
Drogenkonsum in den Kreisgemeinden
Jonas Firnkes ist Leiter der Fachstelle Sucht in Waldshut-Tiengen. Er sagt: „Insgesamt lässt sich sagen, dass umso größer die Gemeinde ist, desto mehr Klienten kommen aus diesen Gemeinden zu uns. Dies spiegelt in erster Linie die Einwohnerverteilung im Landkreis wider.“
Diese Zahlen ließen allerdings keine direkten Rückschlüsse auf das tatsächliche Konsumgeschehen vor Ort zu. „Unserer Erfahrung nach verteilt sich der Konsum über den gesamten Landkreis. Drogenkonsum komme in jeder Gemeinde vor, einzelne Hot-Spots könne die Fachstelle Sucht nicht bestätigen.
Die Zahl der Beratungen
Die Fachstelle Sucht hat im Jahr 2019 insgesamt 1032 Klienten betreut. 47 Prozent kamen mit der Hauptproblematik Alkohol, bei 31 Prozent ging es um Cannabis-Konsum, zehn Prozent der Klienten nahmen Opioide und sechs Prozent mit der Hauptproblematik Aufputschmittel.
Dazu kommen nach den statistischen Zahlen der Fachstelle Sucht vier Prozent Glücksspielsüchtige und zwei Prozent sonstige. Im Jahr 2020 wurden bisher 446 Klienten mit einer Drogenproblematik betreut. Personen, die nur zu einem Beratungsgespräch kamen, werden statistisch nicht erfasst. „Solche ‚Einmalkontakte‘ haben wir jedoch gerade im Drogenbereich recht häufig“, erklärt Firnkes.
Fragen von Konsumenten
Betroffene kommen oft dann in die Beratung, wenn es Probleme aufgrund des Konsumverhaltens gibt, berichtet der Leiter der Fachstelle Sucht. Oft sei es auch der Druck von verschiedenen Ämtern, dem Arbeitgeber, der Schule oder dem sozialen Umfeld, der zur Kontaktaufnahme führe.
„Hier geht es dann zunächst um Beziehungsaufbau und Informationsvermittlung, um eine Veränderungsbereitschaft zu erzielen“, sagt Jonas Firnkes. Dabei gehe es um eine Risikoeinschätzung des Konsumverhaltens, Informationen über Veränderungsmöglichkeiten, Behandlungsmöglichkeiten, Beratung mit den Angehörigen sowie Hilfestellung bei Führerscheinverlust, familiären Problemen, körperlichen oder psychischen Problemen, die aufgrund des Drogenkonsums entstanden seien.
Sorgen der Angehörigen
Eltern, Geschwister, Verwandte oder Freunde fragen oft: Wie verhalte ich mich richtig? Was kann ich als Angehöriger tun und wo sind die Grenzen meiner Möglichkeiten? Sie stellen die Frage, warum man sie Abhängigen nicht zur Behandlung zwingen kann? Was passiert mit dem Betroffenen, wenn die Angehörigen neue oder weitere Grenzen ziehe.? Sie fragen aber auch nach Hilfsangeboten für die Betroffenen.
Mögliche Wege aus der Sucht
„Letztendlich sind es immer individuelle Wege aus der Sucht, die auch unterschiedlich lange dauern können“, sagt Jonas Firnkes. Um Konsumenten möglichst früh zu erreichen, biete die Fachstelle Sucht für Jugendliche und junge Erwachsene mit missbräuchlichem Konsum sogenannte „Risikochecks“ an. Die Vermittlung stationärer Therapieeinrichtungen speziellen Angeboten sei ein Beispiel der Hilfestellung.
Auch für den körperlichen Entzug in einer Klinik gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, wie den „Clean kick“, eine Station nur für Jugendliche. In einem Beratungsprozess können es allerdings auch erst einmal darum gehen, die problematische Lebenssituation der Klienten zu verbessern, die eine Veränderung des Suchtmittelkonsums erschweren. Und bei einer Opiatabhängigkeit könne die Vermittlung in ein ärztlich überwachtes Ersatzdrogenprogramm eine Verbesserung der Lebenssituation für den Abhängigen bedeuten.
Wie stellt sich die Situation an den Schulen in der Region dar? Lesen Sie hier, wie der Leiter des Lörracher Schulamts die Lage beurteilt:
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