Das Wasser ist weit vom Wanderweg entfernt: Am Schluchsee gibt es aktuell viel Ufer zu sehen. An einige Stellen fällt die Böschung steil ab, an anderen Stellen zeigt sich viel angewachsene Fläche, bevor der See beginnt.

Deutlich zeigt sich dem Besucher: Der Wasserstand ist aktuell nicht so hoch, wie es eigentlich sein sollte. Vor wenigen Tagen ist sogar ein Wanderer im Morast stecken geblieben und musste mit dem Hubschrauber wieder herauszogen werden.

Wasserspiegel tiefer als gewöhnlich

920 Meter über Normalnull: Das ist die aktuelle Marke und sie ist deutlich tiefer, als sie sonst im Frühjahr sein sollte. Dass der Wasserspiegel des Schluchsees extrem schwanken kann, liegt daran, dass er nicht nur der größte See des Schwarzwaldes, sondern laut den Schluchseewerken der größte Energiespeicher Deutschlands ist.

Und da der See zur Stromgewinnung genutzt wird, wird im Winter naturgemäß mehr Wasser abgelassen, um beispielsweise auszugleichen, dass Photovoltaikanlagen weniger produzieren. Doch während der Pegel des Schluchsees im Winter niedriger liegt, steigt er normal im Frühjahr an.

Kaum ein Unterschied zwischen Winter und Frühling: Das links Bild ist am 20. Februar entstanden, das rechte Bild am 9. Apri.
Kaum ein Unterschied zwischen Winter und Frühling: Das links Bild ist am 20. Februar entstanden, das rechte Bild am 9. Apri. | Bild: Jakober, Stephanie

Doch in diesem Jahr kommen noch zwei Ereignisse hinzu, die den Pegel beeinflussen. Zum einen sanieren die Schluchseewerke eines ihrer Kraftwerke. Seit dem Bau in den 1940er und 1950er Jahren sind die Stollen, die genutzt werden, um das Wasser hochzupumpen und zur Stromgewinnung wieder abzulassen, nicht mehr saniert worden.

Diese Arbeiten sind für dieses Jahr geplant und entsprechend haben die Schluchseewerke den Pegel angepasst. „Wir haben im Winter etwas mehr Wasser abgelassen“, erklärt Pressesprecher Peter Steinbeck. Um die Arbeiten zu planen, seien auch die Daten der vergangenen zehn Jahre berücksichtigt worden und die Maßnahme entsprechend abgestimmt worden.

Deutlich zeigt sich der tiefe Wasserstand des Schluchsees Video: Jakober, Stephanie

Hintergrund ist: Der See sollte das Wasser der Schneeschmelze auf jeden Fall auffangen können. Denn während der Sanierungsarbeiten hat der See keine Verbindung zum Rhein und entsprechend kann das Wasser auch nicht abgelassen werden.

Trockenheit kommt hinzu

Doch die Schneeschmelze ist in diesem Jahr sehr gering ausgefallen und auch der Regen, der den See hätte auffüllen können, ist bislang eher weniger gefallen. „Die Trockenheit in diesem Jahr ist außergewöhnlich und verheerend“, sagt Steinbeck und fügt hinzu: „Wir hoffen nun auf den Regen, der für die nächste Woche angekündigt ist.“

Der sollte den See dann wieder anfüllen und das Wasserniveau anheben. Denn während der See im Winter einen Stand von 914 Meter über Normalnull haben darf, sollte er im Sommer 924 Meter betragen.

Auch der Rhein führt wenig Wasser

Übrigens: Selbst wenn die Schluchseewerke aktuell nicht die Stollen sanieren würden, heißt das nicht, dass der Schluchsee ohne weiteres wieder aufgefüllt werden könnte. „Der Rhein führt aktuell auch sehr wenig Wasser„, erklärt Steinbeck.

Noch beträgt der Rheindurchfluss 497 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Aber fällt dieser Wert weiter bis auf ab 300 Kubikmetern pro Sekunde oder weniger, dürften die Schluchseewerke auch kein Wasser mehr aus dem Rhein in den Schluchsee pumpen.

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