Die Erleichterung ist Martina Meier, Leiterin des Wutöschinger Seniorenzentrums „Sonnengarten„, anzumerken. Endlich können Bewohner und Mitarbeiter gegen Covid-19 geimpft werden. Am Dienstagvormittag kam ein Impf-Team aus Freiburg mit dem begehrten Stoff von Biontech/Pfizer, der auch in der Wutöschinger Einrichtung bald wieder so etwas wie Normalität in den Pflegealltag bringen soll. Am späten Nachmittag waren 105 Dosen des Serums verabreicht: 46 Bewohner, 54 Mitarbeitende, zu denen auch sechs Ehrenamtliche gehören, die Schnelltests bei Besuchern durchführen. Der zweite Impftermin wird Anfang Februar sein. Begonnen hatten die Einsätze der mobilen Impfteams in den Heimen im Landkreis Waldshut am 2. Januar, wie Sie hier nachlesen können.

Das Ziel: Coronafrei bleiben

Martina Meier hatte eine unruhige Nach vor diesem Tag X. Die Impfung werde den Alltag in der Einrichtung zwar nicht schlagartig verändern, ihr ist aber wichtig, dass schon nach der ersten Impfung ein gewisser Schutz bestehe. Sie hofft, dass ihre Einrichtung weiterhin von einem Corona-Ausbruch verschont bleibt. Diese Angst schwang bei ihr immer mit. „Auch wenn das Maske tragen bleibt, mir ist wichtig, dass wir coronafrei bleiben“, sagt die Leiterin der Awo-Einrichtung.

Martina Meier, Leiterin des Seniorenzentrums Sonnengarten in Wutöschingen, setzt große Hoffnungen auf die Impfung. Die Angst vor einem ...
Martina Meier, Leiterin des Seniorenzentrums Sonnengarten in Wutöschingen, setzt große Hoffnungen auf die Impfung. Die Angst vor einem Ausbruch des Corona-Virus in der Einrichtung werde nun kleiner. | Bild: Gerald Edinger

Von den 50 Bewohnern ließen sich 46 impfen. „Es gab welche, die Angst hatten. Wenn es einen Betreuer gibt, habe ich den angerufen, um positiv nachzufragen“, erzählt die Leiterin des Zentrums. Sie selbst ist davon überzeugt, dass „die Impfung hilft und die einzige Chance ist“. Bei Teamsitzungen und in persönlichen Gesprächen versuchte Martina Meier auch die Mitarbeiter des Pflegeheims von einer Impfung zu überzeugen. Bei 54 der 70 Mitarbeiter hatte sich damit Erfolg.

Zusammenarbeit mit Hausärzten

Auf diesen Tag hatte sich die Einrichtung lange vorbereitet, in enger Zusammenarbeit mit den Hausärzten vor Ort, wurde Bewohnern und Betreuern einen Fragebogen zugeschickt. Die Antworten gingen zögerlich im Pflegeheim ein, die Leiterin musste aktiv werden und war dabei erfolgreich. Dennoch gab es auf der Zielgeraden noch einen Stolperstein. „Für alle meine Patienten konnte ich das OK geben“, sagt Volker Hildebrand, Allgemeinmediziner aus Wutöschingen. Das reichte aber den übergeordneten Behörden offenbar nicht, wie Hildebrand auf Nachfrage erklärte.

Ihm wurde von Olaf Boettcher mitgeteilt, dass das hierfür zuständige Sozialministerium in Stuttgart nochmals eine Befragung der Bewohner und Betreuer wünsche. Der in Rickenbach und Laufenburg praktizierende Allgemeinmediziner fungiert im Landkreis Waldshut als Pandemiebeauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung.

So sehen die Ampullen mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer zum Schutz vor der Coronavirus-Infektion Covid-19 aus. Im Wutöschinger ...
So sehen die Ampullen mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer zum Schutz vor der Coronavirus-Infektion Covid-19 aus. Im Wutöschinger Pflegeheim wurden 46 Bewohner und 54 Mitarbeiter mit dem Serum geimpft. | Bild: Gerald Edinger

„Wir Hausärzte sollten noch einmal ein Beratungsgespräch anbieten, obwohl dieses Angebot bereits gemacht wurde“, sagt Hildebrand. Am vergangenen Freitag mussten er und seine ebenfalls vor Ort praktizierende Kollegin Sandra Schuh nochmals nachhaken. „Das war sehr aufwändig und bürokratisch. Das könnte man auch einfacher handhaben“, stellt der Allgemeinmediziner fest. Froh ist Hildebrand allerdings, dass „es mit der Impfung endlich läuft“.

Impfquote bei 75 Prozent

Als das mobile Impf-Team mit etwas Verspätung aus Freiburg ankam, ging der Aufbau der Logistik zügig voran. Ab 11.20 Uhr wurde den ersten Bewohnern und Mitarbeitern von Ärztin Katharina Heinricht das Serum verabreicht. „Ich bin heute das erste Mal dabei“ erzählt sie. Bei den bisherigen mobilen Impfungen und im Impfzentrum lag die Quote bei etwa 75 Prozent, erzählt ein Medizinstudent. Probleme bereite derzeit nicht die Impfung selbst, sondern die EDV. Alle Daten der Impfwilligen müssten mühsam ins System eingepflegt werden.

Ein Medizinstudent zieht den Covid-19-Impfstoff in einer Spritze auf.
Ein Medizinstudent zieht den Covid-19-Impfstoff in einer Spritze auf. | Bild: Gerald Edinger

Wilhelm Polz (65) strahle nach dem Pieks, von dem er sich wieder mehr Besuch im Pflegeheim erhofft. Momentan ist sein Betreuer der einzige Kontakt nach draußen. Polz gehört als Lungenkranker und nach vielen Herzoperationen zur Hochrisikogruppe: „Es hat nicht weh getan. Für mich war es gleich klar, dass ich mich impfen lasse. Ich hoffe, dass mit der Impfung wieder alle fit werden.“ Wie Martina Meier berichtet, müssen sich die Bewohner im betreuten Wohnen, das ebenfalls zum Awo-Seniorenzentrum gehört, selbst einen Impftermin besorgen. „Aber wir unterstützen sie dabei“, betont die Leiterin.

Nachdem das Serum verdünnt ist, wird es in die speziellen Spritzen aufgezogen. 7,5 Dosen könnten so aus einer Ampulle gewonnen werden, ...
Nachdem das Serum verdünnt ist, wird es in die speziellen Spritzen aufgezogen. 7,5 Dosen könnten so aus einer Ampulle gewonnen werden, erlaubt sind derzeit sechs. | Bild: Gerald Edinger

Für die Pflegeeinrichtung in den Brunnenwiesen Stühlingen hat Heimleiter Marc Albicker noch keinen Termin für die Impfung erhalten. Wie viele der 45 Bewohner sich impfen lassen, möchte er ebenso wenig sagen, wie eine Zahl zur Impfquote bei den Mitarbeitern der Einrichtung. „Das machen wir bewusst nicht öffentlich, wir wollen kein Signal senden!“

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