Eine erschütternde Nachricht in direkter Nachbarschaft im Kanton Aargau: Innerhalb von vier Wochen sind nach einem Corona-Ausbruch in den beiden Alterszentren in Frick und Laufenburg 42 Menschen gestorben. Das berichtete jüngst die Aargauer Zeitung. Von einem solchen Großausbruch sind die 27 Altenheime im Landkreis Waldshut bislang verschont geblieben. Doch längst hat die Zahl der Verstorbenen im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung im Kreis Waldshut die Marke von 100 überschritten. Am 11. Januar waren es zum Zeitpunkt der Antwort auf unsere Fragen laut Susanna Heim, Sprecherin des Landratsamts Waldshut, 113 Verstorbene.
Wie stellt sich derzeit die Situation in den Alten- und Pflegeheimen im Kreis dar?
„Was in vielen Landkreisen und Städten zu beobachten ist, gilt auch für den Landkreis Waldshut: Die Heime sind besonders stark von Corona-Infektionen betroffen.“ Laut Susanna Heim gab und gibt es im Landkreis in 17 der 27 Einrichtungen Corona-Ausbrüche. Davon betroffen seien Bewohner, aber auch Mitarbeitende. Die Sprecherin erklärt: „Derzeit gibt es im Landkreis 44 aktive Corona-Fälle unter Heimbewohnern und 20 Erkrankungen beim Personal. 147 erkranke Heimbewohner sind wieder genesen. Insgesamt sind seit Beginn der Pandemie 68 Menschen aus Alten-und Pflegeheimen verstorben.“
Wird der Ort erfasst, an dem Corona-Infizierte verstorben sind?
„Diese Angaben werden erst seit einiger Zeit getrennt aufgeschlüsselt“, so Heim. Darum lägen diese Daten nur von den letzten 43 Verstorbenen vor, also den Corona-Patienten, die nach dem 19. Dezember 2020 verstorben sind: Zwei Menschen (5 Prozent) sind zu Hause verstorben, 23 (53 Prozent) in Pflegeheimen und 18 (42 Prozent) in Krankenhäusern.
Welche Heime sind besonders betroffen?
„Ist das Virus einmal in einem Heim, ist es leider schwer zu kontrollieren, insbesondere, wenn auch noch das Personal betroffen ist“, so Heim. Zwar seien schon bei der ersten Pandemie-Welle zahlreiche Schutzmaßnahmen ergriffen worden, dennoch sei es auch in der zweiten Welle wieder zu größeren Ausbrüchen in Heimen im Landkreis gekommen. Als besonders betroffen nennt die Sprecherin Heime in Bonndorf, Stühlingen, Waldshut-Tiengen, Wehr und das kreiseigene Seniorenwohnen in Jestetten, wo jeweils auch Menschen mit oder infolge von Corona verstarben.
In Jestetten sind am 11. Januar 19 Heimbewohner infiziert, 18 sind wieder genesen.
Corona im Pflegeheim: Welche Schutzmaßnahmen werden ergriffen?
Zur Eindämmung des Infektionsgeschehens seien eine Reihe von Maßnahmen ergriffen worden – die zum Teil auch sehr einschneidend für die Bewohner sind. Als Beispiel nennt Heim die sogenannte Kohortierung. „Hier werden Heimbewohner in einen räumlich abgetrennten Teil des Heimes ‚umgezogen‘. Sie können sich in der Kohorte frei bewegen, für sie besteht aber eine weitgehende Besuchs- und Ausgangssperre“, erklärt die Sprecherin. Und auch in der gesamten Einrichtung gelten weitere strenge Hygienevorschriften. Heim: „So gibt es im ganzen Haus keine maskenfreie Zonen. Muss sich Pflegepersonal von einem Wohnbereich in einen anderen begeben, so ist die gesamte Schutzausrüstung zu wechseln, bei einem notwendigen Transport von Bewohnern sind die Transportwege zu desinfizieren und dergleichen mehr.“ Negativ getestete Bewohner sowie Pflegekräfte werden außerdem in kurzen Abständen mit Schnelltests auf das Coronavirus getestet. Susanna Heim erklärt: „Das Gesundheitsamt und die Heimaufsicht sind in enger Absprache mit den Heimen, die stark betroffen sind, so finden beispielsweise regelmäßig Begehungen statt.“
Wie kommen die Corona-Impfungen in den Alten- und Pflegeheimen voran?
Derzeit impfen die mobilen Impfteams, die von den Zentralen Impfzentren gestellt werden, in den Heimen im Landkreis Waldshut. Bisher wurden laut Landratsamt in drei Heimen Impfungen vorgenommen. Ab dem 25. Januar sollen dann zwei mobile Impfteams des Kreisimpfzentrums an Werktagen in den Einrichtungen unterwegs sein.