Der Rhein ist angeblich voller Gold. Aber wo? Kommen Sie mit auf die Suche (mit Videos)
Mehr als 500 Tonnen Gold soll es im Rhein geben. Die Aare bringt das Edelmetall bei Waldshut in den Fluss. Ein Hobby-Goldsucher erklärt, wo man fündig werden könnte und worauf es beim Waschen ankommt.
Mit großen Schaufeln schippen die Männer den Sand-Stein-Mix in ihre Waschkörbe.
| Bild: goldsucher.de/Franz-Josef Andorf & Team
56.000 Euro kostet ein Kilogramm Gold aktuell (Stand: 17. August 2022). Und laut Forschern sollen sich im Rhein alleine zwischen Basel und Mannheim rund 500 Tonnen davon befinden!
Aber nicht nur das: Gibt man bei der Online-Suche die Frage „Wo kann man in Deutschland Gold finden?“ ein, erscheint prompt die Antwort: „Gold gibt es im Rhein, hauptsächlich zwischen Waldshut und unterhalb Mainz“ – so schreibt es der Blog goldsucher.de.
Wo man Gold findet und was beim Schürfen gilt
Aber wie kommt das Gold in den Rhein?
Die Aare fließt bei Waldshut in den Rhein. Und sie ist mit 288 Kilometern nicht nur der längste Innerschweizer Fluss, sondern auch der wasserreichste.
Auf ihrem Weg sammelt sie das Wasser von Emme, Reuss, Limmat und deren Nebenflüssen – und damit auch jede Menge Sand, Steine und Sedimente aus den goldreichen Gesteinsschichten der Berge. Es ist also Alpengold!
Reporterin Sira Huwiler-Flamm lernt beim Goldwasch-Workshop von Franz-Josef Andorf, wie man die Waschpfanne schwingt und worauf es beim Goldschürfen im Rhein ankommt.
| Bild: goldsucher.de/Franz-Josef Andorf & Team
„Leider finden wir das Gold im Rhein meist nur in Form von winzigen Flittern – oft kleiner als 0,3 Millimeter“, sagt Hobby-Goldsucher Franz-Josef Andorf (66) aus Titisee-Neustadt, „aber gerade am Hoch- und Oberrhein sind die Goldflitter noch bis zu 6 Millimeter groß. Mit etwas Glück und Sachverstand kann sie jeder finden.“
Mittlerweile kann man das gelblich schimmernde Rheingold sogar kaufen. Seit einigen Jahren wird es in einem Kieswerk nahe Karlsruhe erstmals in einem umweltfreundlichen physikalischen Prozess gewonnen. In ein paar Wochen kommen rund 300 Gramm zusammen.
| Bild: Hanspeter Walter
Sein größter Fund in den rund 60 Jahren als Hobby-Goldsucher: „Ein 6 Millimeter großes Goldnugget, das ich bei Istein gefunden habe“, sagt Andorf mit leuchtenden Augen.
Früher war er SÜDKURIER-Redaktionsleiter, heute hat er eine eigene Medienagentur im Schwarzwald – und bietet seit 18 Jahren an Wochenenden Goldsucher-Workshops am Rhein an.
Es funkelt: Winzige Goldflitter bleiben in der Waschpfanne, wenn Sand und Schlamm bereits rausgespült wurden.
| Bild: Sira Huwiler-Flamm
Andorf wuchs in Freiburg auf und machte sich als siebenjähriger Bub, inspiriert von einer Geschichte im Micky-Maus-Magazin, erstmals auf die Suche nach den gelbgoldenen Schätzen. „Ich habe einfach Mamas Bratpfanne geschnappt und habe angefangen Sand auszuwaschen“, sagt er und lacht. „Meine Leidenschaft teile ich heute gerne mit Interessierten.“
Erst schwarzer Sand, dann funkelndes Gold
An einem sonnigen Samstag im August stehen wir also in Gummistiefeln knöcheltief im Rhein bei Bad Bellingen (Kreis Lörrach). Franz und seine Lebensgefährtin Steffi – „unter Goldwäschern ist man per Du“ – begrüßen mit Waschpfannen und großen Schaufeln in der Hand eine Gruppe aus rund 30 Personen.
Sie haben viel GeduldVideo: Sira Huwiler-Flamm
Familien mit Kindern aus dem Schwäbischen, Kumpels mittleren Alters, die mal ein Abenteuer erleben wollen, und sogar ein Rentnerehepaar von der Nordsee sind gekommen, um heute die Waschpfannen zu schwingen.
An der Waschrinne ist Teamarbeit gefragt: Einer schaufelt, der andere befreit die Rinne von groben Steinen. Das fließende Rheinwasser spült leichte Teile weg, sodass nur noch schwarzer Sand und Gold in der Rinne hängen bleiben.
| Bild: Sira Huwiler-Flamm
Und schon zur Beginn verspricht Andorf: „Heute findet jeder Teilnehmer sein eigenes Gold und darf es behalten – das kann ich garantieren.“
An der Waschrinne ist Teamarbeit gefragt: Einer schaufelt, der andere befreit die Rinne von groben Steinen. Das fließende Rheinwasser spült leichte Teile weg, sodass nur noch schwarzer Sand und Gold in der Rinne hängen bleiben.
| Bild: Sira Huwiler-Flamm
Los geht‘s: In einer kleinen Bucht am romantisch verwachsenen Rheinufer hat Franz-Josef Andorf vorab schwarzen Sand ausgemacht.
Kreisen, waschen, kreisen waschen – ob dieses Paar Goldflitter in der Pfanne findet?
| Bild: Sira Huwiler-Flamm
„Der ist wie Gold ebenfalls schwerer als andere Sandkörner- und Kieselsteine“, erklärt er, „wo sich schwarzer Sand absetzt, setzt sich auch Gold ab.“
Auswaschen in der SchüsselVideo: Sira Huwiler-Flamm
Drei Männer bekommen Schaufeln in die Hand gedrückt und wuchten den Schlamm-Sand-Stein-Mix aus dem Boden im Wasser in Körbe mit Löchern, die auf Goldwaschpfannen stehen.
Mit großen Schaufeln schippen die Männer den Sand-Stein-Mix in ihre Waschkörbe.
| Bild: goldsucher.de/Franz-Josef Andorf & Team
Anschließend werden Korb und Pfanne gemeinsam im niedrigen Wasser versenkt und kraftvoll geschüttelt und gerüttelt.
Wo ist es denn? Beim Goldwaschen mit der Waschpfanne gilt es ganz genau hinzuschauen.
| Bild: Sira Huwiler-Flamm
„Jetzt haben wir eine Waschpfanne voller Sand und Steine“, sagt Andorf, schnappt sich eine Pfanne und geht ein paar Schritte in einen kleinen Tümpel mit klarem Wasser.
Franz-Josef Andorf ist seit rund 60 Jahren Hobby-Goldwäscher am Hoch- und Oberrhein. Gummistiefel gehören zur Einsatzkleidung.
| Bild: Sira Huwiler-Flamm
In gekonnten Kreisbewegungen wäscht er erst den Lehm aus der Pfanne, bis das Wasser klar ist, dann nach und nach Kieselsteine, bis sich nur noch ein paar Steinchen und schwarzer Sand in der Pfanne befinden.
Die Geschichte des Goldrauschs am Hochrhein:
„Da funkelt es ja“, lacht er und zeigt den neugierigen Waschkurs-Teilnehmern den ersten Goldfund des Tages.
Total stolz: Der junge Teilnehmer zeigt stolz seinen Goldfund in der Waschpfanne.
| Bild: Sira Huwiler-Flamm
Mit einem Pinsel fischt er drei winzige Goldflitter aus der Waschpfanne und verteilt sie an die teilnehmenden Kinder.
Kleine Schatzkammer: In Plastikröhrchen mit Wasser kann man die bis zu 3 Millimeter großen Goldflitter bestaunen und mit nach Hause nehmen.
| Bild: Sira Huwiler-Flamm
Eifrig strecken sie ihm ihre kleinen, mit Wasser gefüllten, Plastikröhrchen entgegen.
Die großen Steine aussortierenVideo: Sira Huwiler-Flamm
Und vom ersten Funkeln angestachelt, machen sich alle Teilnehmer auf, um ihre eigenen Pfannen zu füllen und auszuwaschen. In Teamarbeit schaufeln Paare die Sedimente auf Waschrinnen, wo kleinste Teilchen hängen bleiben.
Hier sind ein paar winzige StückchenVideo: Sira Huwiler-Flamm
Und nach vier Stunden Schaufeln, Schütteln, Rütteln und nassen Füßen hat jeder der Tages-Goldwäscher, müde aber stolz und glücklich, fünf oder mehr Goldflitter in seinem Schatzröhrchen.