25 begeisterte Gewinner, gut gelaunte Experten, die spannende Informationen und jede Menge persönliche Geschichten bereit hielten – und als I-Tüpfelchen noch einmal sommerliche Temperaturen und Sonne satt: Besser hätten die Bedingungen beim „SÜDKURIER öffnet Türen“ beim Strohskulpturen-Wettbewerb im Höchenschwander Ortsteil Frohnschwand eigentlich kaum sein können.
Experten wissen zu beeindrucken
Helga Baumgartner, langjährige Vorsitzende der Höchenschwander Landfrauen und Urgestein in Sachen Strohskulpturen-Wettbewerb, beeindruckte dabei als kompetente Expertin, die nicht nur Detailkenntnisse zur Entstehung und Entwicklung des Strohskulpturen-Wettbewerbs und der Exponate seit dessen Initiierung im Jahr 2000 parat hatte.

Auch die Abläufe von der Ideenfindung bis zum fertigen Kunstwerk, die kreativen und pragmatischen Prozesse, die zur Bewältigung von Problemen und Herausforderung notwendig sind, die logistischen und finanziellen Mühen, die es zu überwinden gibt – Helga Baumgartner konnte alle Fragen beantworten.
Veranstaltung war Rettung für Gemeinde in Not
Welche Bedeutung der Wettbewerb für die Gemeinde Höchenschwand hat, wie bedeutsam die Arbeit der vielen helfenden Hände ist, dazu hatte Bürgermeister Sebastian Stiegeler einiges zu berichten.
Dabei sei nicht zu vergessen, dass die Veranstaltung eigentlich aus der Not heraus geboren: „Die Kurkrise hatte für Höchenschwand Ende der 90er Jahre verheerende Folgen. Nur zwei der ursprünglich sieben Kurkliniken haben überlebt. Binnen kürzester Zeit brachen die Übernachtungszahlen ein.“

Bis zu 50.000 Menschen strömen aufs Festgelände
Mit dem Strohskulpturen-Wettbewerb sei damals ein Hebel gefunden worden, hier gegenzusteuern. Touristische und mediale Aufmerksamkeit war der Veranstaltung von Anfang an gewiss. Binnen weniger Jahre mauserte sich die alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung zum wichtigsten Anlass, der bis zu 50.000 Menschen anlockt. Gleichzeitig habe die Professionalität zugenommen: „Was mit Strohfiguren begonnen hat, sind inzwischen erlebbare Skulpturenwelten.“
Wenig verwunderlich, dass die Vorbereitungen für die nächste Auflage bereits nach Ende der aktuellen Veranstaltung anlaufen. Doch der Ertrag und der Zuspruch rechtfertigen den Aufwand, der hinter der Veranstaltung und jeder einzelnen Figur stecken, so Stiegeler.
Bis zu 1000 Stunden Arbeit pro Motiv
Es sei eine Meisterleistung, was die Vereine jedes Mal ablieferten, der Kreativität seien dabei keine Grenzen gesetzt, in die Karten lassen sich die Teilnehmer auch nicht. Insofern sei es am Ende immer auch eine große Überraschung, mit welchen Motiven die Vereine antreten.
Überhaupt gebe es vor allem ein Erfolgsrezept für den Strohskulpturen-Wettbewerb, wie Helga Baumgartner erklärte: „Es ist eine große Gemeinschaftsleistung.“ Zwischen 500 und 1000 Stunden investieren die Vereinsmitglieder für die Umsetzung der Ideen. Wichtig sei dabei, dass nicht nur im Akkord gearbeitet werde, sondern auch der gesellige Aspekt berücksichtig sei. Da, so verrät die Expertin, habe jeder Verein seine eigenen Mittel und Wege entwickelt, die Motivation der Helfer hoch zu halten.
Neun Vereine stellen dieses Mal acht Kunstwerke aus, die sie über Wochen und Monate hinweg aus Drahtkonstruktionen, Brettern, jeder Menge Kleber, etlichen technischen Überraschungen – und natürlich Stroh als wichtigstem Werkstoff geschaffen haben.
Spenden- und Einsatzbereitschaft machen Erfolg erst möglich
„Das Stroh stellen uns überaus spendenfreudige Landwirte aus der Gemeinde zur Verfügung“, schildert Baumgartner. Diese bieten den Vereinen dann auch gleich Unterstellmöglichkeiten. Bauhof, Unternehmer, Gemeinde – viele weitere Stellen unterstützen dabei, dass die Projekte gelingen und letztlich die fertigen Kunstwerke auf das Ausstellungsgelände gelangen.
Die Vereine sind derweil auch am eigentlichen Festablauf beteiligt, der sich über sechs Wochen hinzieht. Sie bewirten, umrahmen das Programm mit, helfen sich gegenseitig aus – etwa indem sie Kuchen backen: „Das ist auch dringend notwendig. Allein am ersten Wochenende haben wir hier 100 Kuchen verkauft“, weiß Helga Baumgartner.
Es ist bei weitem nicht die einzige beeindruckende Zahl, die die SÜDKURIER-Leser an diesem Vormittag zu hören bekommen. In über 20 Jahren Strohskulpturen-Wettbewerb ist so einiges zusammengekommen, es hat sich vieles verändert, kurz: Es gibt einfach viele wissenswerte und kurzweilige Geschichten zu erzählen.
Welches ist der Favorit unter den Motiven?
Die SÜDKURIER-Leser, die teilweise vom Bodensee her angereist waren, um an der exklusiven Führung teilzunehmen, waren denn auch fasziniert und nachdrücklich beeindruckt von dem, was es zu hören und zu sehen gab. Beim anschließenden gemütlichen Abschluss, den das Team vom Bauernmarkt Frohnschwand spendierte, wurde das Gehörte begeistert diskutiert.
Nur auf eine Frage hatte selbst Helga Baumgartner keine Antwort: Welches ist denn eigentlich das beliebteste Motiv? Diese Entscheidung haben die Besucher in den nächsten Wochen in der Hand. Und überhaupt: „Es ist am Ende nicht entscheidend, welcher Verein gewinnt. Wichtig ist, dass die Gemeinschaft und das Vereinsleben in der Gemeinde davon profitieren.“