Susann Duygu-D'Souza

Rosi Fehrenbacher aus Unteralpfen feiert bald ihre Goldene Hochzeit. Dafür wünscht sie sich einen besonderen Sekt, auf dessen Flasche extra für diesen Anlass individuell etwas gedruckt werden kann. „Als ich den Artikel über die Kartenverlosung für die Sektmanufaktur Heinz Wagner gelesen habe, dachte ich, da muss ich hin.“ Der spezielle Direktdruck, bei dem auf Papieretiketten verzichtet wird, hat Rosi Fehrenbacher besonders interessiert. „Aber auch der Sekt hat mir geschmeckt“, sagt sie und lächelt.

Die Sektflaschen haben kein Papieretikett. Bedruckt werden sie mit dieser Maschine.
Die Sektflaschen haben kein Papieretikett. Bedruckt werden sie mit dieser Maschine. | Bild: Völk, Melanie

Rosi Fehrenbacher ist eine von 18 SÜDKURIER-Leserinnen und -Lesern, die am Mittwochnachmittag bei der exklusiven Führung durch die einzige Sektmanufaktur im Landkreis Waldshut in St. Blasien dabei gewesen war. Firmengründer Maximilian Wagner hat dabei nicht nur das eine oder andere Weißwein-Gläschen, gefüllt mit seinem Jahrgangssekt in weiß und rosé, gereicht, sondern auch Einblicke in die Firmengeschichte und die Sektproduktion gegeben.

Prost: Sonja und Saphira Knapp, Veronika Ebner und Christine Erlemann stoßen dem dem Jahrgang 2019 an.
Prost: Sonja und Saphira Knapp, Veronika Ebner und Christine Erlemann stoßen dem dem Jahrgang 2019 an. | Bild: Völk, Melanie

Warum ist der Firmensitz in St. Blasien?

Der studierte Betriebswirt, der eher durch Zufall mit der Getränkebranche in Berührung gekommen ist, hat sein Unternehmen vor etwa 1,5 Jahren gegründet. „Nun könnte man fragen, warum ich das in St. Blasien gemacht habe“, sagt der 39-Jährige und erklärt, dass seine Frau aus der rund 4000 Einwohner großen Gemeinde stammt, und er nach jahrelangem Reisen durch diverse Länder, endlich entschleunigen will, zu Hause sein und seine Kinder aufwachsen sehen möchte.

Also kauften er und seine Frau 2019 das einstige Gebäude des Getränkehandels Baur in der Albtalstraße. Seither hat sich in der höchstgelegensten Sektmanufaktur Deutschlands so einiges getan. Und trotz Corona, Ukraine-Krieg und Inflation ließ sich Maximilian Wagner nicht unterkriegen. „Wenn wir das überstehen, überstehen wir alles“, hat der Unternehmer einmal gesagt.

Gerne noch ein Schluck: Die SÜDKURIER-Leser probieren den Jahrgang 2019 aus St. Blasien.
Gerne noch ein Schluck: Die SÜDKURIER-Leser probieren den Jahrgang 2019 aus St. Blasien. | Bild: Völk, Melanie

Von B bis Z wird alles bei Heinz Wagner selbst produziert

Heute stellt Maximilian Wagner bei der Sektproduktion von B bis Z alles in St. Blasien her. „A nicht, weil wir hier oben auf knapp 800 Höhenmetern keinen Anbau betreiben.“ Die Trauben – ausschließlich Chardonnay und Pino Noir – stammen aus Südbaden, genauer gesagt vom Tuniberg und aus dem Markgräflerland. „Das Besondere dort ist der Lössboden. Anders als bei vulkanischen Böden wird der Wein durch den fruchtbaren und mineralhaltigen Boden besonders klar und frisch und liefert damit die perfekte Basis für eher fruchtbetonten Sekt.“ Zudem sei Lössboden auch nachhaltig, weil er ein guter Wasserspeicher sei und ohne künstliche Rebbewässerungssysteme auskomme.

Ein Blick in die Halle der Sektmanufaktur Heinz Wagner. Hier finden mehrere Schritte statt: Die Trennung von der Hefe, der Verschluss ...
Ein Blick in die Halle der Sektmanufaktur Heinz Wagner. Hier finden mehrere Schritte statt: Die Trennung von der Hefe, der Verschluss mit Korken und die Verpackung. Hier werden die fertigen Flaschen auch gelagert. | Bild: Völk, Melanie

Vom Most bis zum Sekt

Alles andere wird ausschließlich in der Albtalstraße 14 in St. Blasien produziert: Sobald der Most angeliefert wird, kommt er in große Holz- beziehungsweise Edelstahlfässer und lagert dort für Monate, bevor der Grundwein dann für die zweite Gärung in Flaschen gefüllt wird. Diese kommen in ein sogenanntes Rüttelgestell, damit der Sekt nicht trübe wird. „So sammelt sich die Hefe im Flaschenhals“, erklärt Maximilian Wagner.

Maximilian Wagner zeigt, wie in St. Blassen Sekt hergestellt wird. Video: Völk, Melanie
Der Sekt in der Sektmanufaktur Heinz Wagner in St. Blasien lagert 30 Monate auf der Hefe. Dafür werden die Flaschen täglich morgens und ...
Der Sekt in der Sektmanufaktur Heinz Wagner in St. Blasien lagert 30 Monate auf der Hefe. Dafür werden die Flaschen täglich morgens und abends gedreht. | Bild: Völk, Melanie
Auf der Suche nach der Hefe: Maximilian Wagner zeigt, wie der Sekt auf der Hefe lagert.
Auf der Suche nach der Hefe: Maximilian Wagner zeigt, wie der Sekt auf der Hefe lagert. | Bild: Völk, Melanie

Gibt es einen Unterschied zu Champagner?

Der Sekt liegt dann insgesamt bis zu 60 Monaten auf der Hefe, bevor er dann nach dem Degorgieren, bei dem das Hefedepot auf dem Kronenkorken aus dem Flaschenhals entfernt wird, in den Verkauf kommt. Dieses Verfahren, die traditionelle Flaschengärung, wird auch bei der Champagnerherstellung, umgesetzt. Allerdings ist der Name geschützt, weshalb das prickelnde Getränk nicht Champagner genannt werden darf. „Crémant Baden wäre möglich, aber ich will eine Lanze für den deutschen Sekt brechen, der in der Vergangenheit in Verruf geraten ist“, sagt Maximilian Wagner.

Dieser Sekt stammt aus einer Flasche, aus der eben die Hefe entfernt wurde.
Dieser Sekt stammt aus einer Flasche, aus der eben die Hefe entfernt wurde. | Bild: Völk, Melanie

Der Unterschied zu Prosecco

„Und was ist nun der Unterschied zwischen Prosecco und Sekt?“, will eine Teilnehmerin wissen. Maximilian Wagner erklärt, dass Prosecco ein weinhaltiges Getränk mit geschützter Herkunftsbezeichnung aus Italien ist, bei dem nur bestimmte Rebsorten verwendet werden dürfen.

Maximilian Wagner schenkt Sekt aus einer Flasche ein, aus der eben die Hefe entfernt wurde. Links SÜDKURIER-Redakteurin Susann ...
Maximilian Wagner schenkt Sekt aus einer Flasche ein, aus der eben die Hefe entfernt wurde. Links SÜDKURIER-Redakteurin Susann Duygu-D‘Souza. | Bild: Völk, Melanie

Seitdem Maximilian Wagner 2016 seinen ersten eigenen Sekt hergestellt hat, will er sich stets weiterentwickeln. „Wir haben uns vorgenommen, dass künftig alle Trauben handverlesen werden sollen.“ In der kommenden Woche wird es außerdem den ersten alkoholfreien Sekt geben. „Die Nachfrage dafür steigt immer mehr“, weiß der Unternehmer und stößt zusammen mit den SÜDKURIER-Lesern mit noch alkoholhaltigem Sekt an.

Maximilian Wagner zeigt, wie die Hefe aus der Flasche verschwindet. Video: Völk, Melanie

Das sagen die SÜDKURIER-Leser

Bild 9: SÜDKURIER öffnet Türen in der Sektmanufaktur: So spannend ist der Blick hinter die Kulissen
Bild: Völk, Melanie
„Mir hat die Veranstaltung sehr gut gefallen. Überrascht hat mich die lange Zeit, die es braucht, um den Sekt herzustellen.“
Veronika Ebner aus Waldshut-Tiengen
Bild 10: SÜDKURIER öffnet Türen in der Sektmanufaktur: So spannend ist der Blick hinter die Kulissen
Bild: Völk, Melanie
„Die Führung war sehr spannend. Dass so viel Handarbeit in der Produktion steckt, damit hätten wir nicht gerechnet.“
Marion Süßlin und Bernd Müller aus Wehr
Bild 11: SÜDKURIER öffnet Türen in der Sektmanufaktur: So spannend ist der Blick hinter die Kulissen
Bild: Völk, Melanie
„Eigentlich bin ich technisch nicht sehr interessiert, aber das spezielle Flaschendruckverfahren interessiert mich besonders, weil ich bald Goldene Hochzeit feiere, und wir auf der Suche nach gutem Sekt mit einem individuellen Aufdruck sind.“
Rosi Fehrenbacher aus Unteralpfen

Alle Bilder von der Veranstaltung SÜDKURIER öffnet Türen bei Heinz Wagner gibt es hier.

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