Der erste Oberbürgermeister der Doppelstadt, Franz-Joseph Dresen, starb am Freitag, 8. April 2022, im Alter von 80 Jahren. Dies teilte der amtierende Oberbürgermeister Philipp Frank am Wochenende mit.

Der ehemalige Kommunalpolitiker und Rechtsanwalt lebte in den vergangenen Jahren zurückgezogen in Tiengen. Als Privatmann war er aber weiter am Geschehen in der Stadt interessiert, wie er anlässlich seines 80. Geburtstags am 24. Dezember 2021 gegenüber dieser Zeitung erklärt hatte.

Dresen trat 1975 sein Amt als erster Oberbürgermeister der neu gebildeten Stadt Waldshut-Tiengen an. In dieser Eigenschaft saß er auch dem Aufsichtsgremium der Sparkasse und der Spital-Stiftung Waldshut vor und gehörte der CDU-Fraktion des Waldshuter Kreistags sowie dem Regionalverband Hochrhein-Bodensee an.

Vater der Fußgängerzonen

Der Verstorbene begleitete nicht nur die ersten 17 Jahre der politischen Zwangsehe Waldshut-Tiengen ab 1974, sondern prägte auch die Erneuerung beider Kernstädte mit. Er war maßgeblich an der Realisierung der Fußgängerzonen in der Waldshuter Kaiserstraße und in der Tiengener Hauptstraße beteiligt.

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Im Januar 1991 verkündete der damals erst 49 Jahre alte Franz-Joseph Dresen seinen Verzicht auf die Kandidatur für eine dritte Amtszeit. Der damalige CDU-Fraktionssprecher im Waldshut-Tiengener Gemeinderat Seger sah keine Chance, Dresen noch einmal umzustimmen. Kurze Zeit später nannte der Jurist die persönliche Lebensplanung als Grund für den Verzicht.

Reaktionen auf den Tod von Franz-Joseph Dresen

Im Vorfeld der anschließenden OB-Wahl 1991 knirschte es im Wahlkampfgetriebe der CDU erheblich. Denn der spätere Wahlsieger Martin Albers (CDU) trat gegen den offiziellen Bewerber der Christdemokraten Werner Walschburger an.

Erst drei Oberbürgermeister

Dritter Bewerber war der damalige SPD-Fraktionssprecher im Gemeinderat der Doppelstadt, Günter Heinrich. Er landete hinter Albers auf Platz zwei. Martin Albers leitete die Geschicke der Großen Kreisstadt Waldshut-Tiengen während drei Amtszeiten, also 24 Jahre lang. Seit Oktober 2015 ist Philipp Frank (CDU) Oberbürgermeister.

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In den Nachwehen der Gemeindereform hatte Waldshut-Tiengen 1974 zunächst einen Amtsverweser gesucht, weil die Verwaltungsrichter noch über die Klage der Stadt Tiengen gegen die Vereinigung mit Waldshut entscheiden mussten. Der Jurist und gebürtige Niedersachse Franz-Joseph Dresen sagte Ja und überzeugte die Mehrheit des Gemeinderates und wohl auch der Bürger, denn sie wählten ihn 1975 zum Oberbürgermeister.

Wie Dresen anlässlich seines 80. Geburtstages im Dezember 2021 erklärte, sei er sich nicht ganz sicher gewesen, ob Waldshut und Tiengen tatsächlich zusammengewachsen seien. Sein Beitrag zur Heilung der Wunden, die bei der Zwangsvereinigung zurückgeblieben waren, wurde möglich, weil der Mann aus dem Norden die Doppelstadt auch lebte: Dienstsitz im Rathaus Waldshut und Wohnsitz in Tiengen.