Zwei Razzien am Hochrhein innerhalb von drei Tagen. Mitte September durchsuchten rund 70 Beamte der Bundespolizei Weil am Rhein und des Zolls eine Wohnung in Bad Säckingen. Der Verdacht: gewerbs- und bandenmäßiges Einschleusen von Ausländern. Zwei Tage zuvor eine Razzia in Rheinfelden: Die Landespolizei Baden-Württemberg durchsuchte einen Massagesalon in Rheinfelden. Hier liegt der Verdacht vor, dass in dem Salon illegale Prostitution stattgefunden haben soll.
Aber was passiert, wenn man als unbeteiligte Person selbst in einen solchen Einsatz gerät?
Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Es ist sieben Uhr morgens, Sie wollen sich gerade auf den Weg zur Arbeit machen und merken, dass gerade dutzende Beamte im Treppenhaus stehen und eine Wohnung durchsuchen. Dürfen Sie die Wohnung verlassen? Die Beamten ansprechen oder lieber nicht? Woher weiß ich, ob ich in Gefahr bin? Die Antworten kennt Katharina Keßler, Sprecherin der Bundespolizeiinspektion Weil am Rhein.

Offene Kommunikation mit den Beamten
Ja, man darf Beamte ansprechen, wenn man Fragen hat, oder beispielsweise von einem Kastenwagen zugeparkt wurde. Es ist sogar ausdrücklich erwünscht, wie Katharina Keßler erklärt. Und wie? „So wie man am besten immer mit der Polizei kommuniziert: offen und sachlich“, sagt sie.
Dass Anwohner mal zugeparkt werden, könne zwar passieren, soll aber im besten Falle nicht vorkommen. „Auch wenn es viele Einsatzfahrzeuge sind, versuchen wir, den Verkehr nicht zu beeinflussen“, so Keßler.
Jüngst in Bad Säckingen standen unter anderem zehn Kastenwägen der Polizei in einer kleinen Straße. Viel Verkehr ging dort nicht durch, weshalb es auch nicht zu Problemen kam. Hin und wieder blieben einzelne Passanten stehen und schauten, warum so viel Trubel ist.
Insgesamt war es aber ruhig bei dem Einsatz in Bad Säckingen.
Woher weiß ich, ob es gefährlich wird?
Wenn eine wirkliche Gefahr für Unbeteiligte bestehen würde, beispielsweise für die restlichen Bewohner eines Wohnhauses, dann sorge die Polizei dafür, dass diese auch nicht ihre Wohnungen verlassen, erläutert Keßler.
Wenn keine Maßnahmen wie Absperrungen vorhanden sind, können Bewohner oder Passanten davon ausgehen, dass das Gebiet um den Einsatzort sicher ist, wie Keßler erklärt. Also: Besteht Gefahr, dann bleibt dies für Außenstehende nicht unbemerkt.
Rücksicht auf beiden Seiten
Das Gebot der Rücksichtnahme sollte aber nicht nur auf Seiten der Polizei gelten. Gerade bei Unfällen ist das Gaffer-Phänomen hinlänglich bekannt. Auch bei Großeinsätzen könne es vorkommen, dass Schaulustige auftauchen und im schlimmsten Fall sogar die Ermittlungen stören.
Für solche Situationen sind die Polizisten aber ausgebildet: „Der Umgang mit Menschen ist ein ganz wichtiger Teil unserer Ausbildung und Arbeit – auch in kritischen Situationen“, erklärt die Sprecherin. Bei den vergangenen Maßnahmen habe es aber keine derartigen Probleme gegeben, ergänzt sie.
Generell gilt, dass man Großeinsätze, sofern man sie erkennt, einfach meiden sollte – wenn es möglich ist. „Am besten einfach weiterfahren, wie auch bei Unfällen. Und beim Autofahren das Handy zu zücken, ist die schlechteste Idee,“ so Keßler. Denn wird der Autofahrer erwischt, droht ein Bußgeld und ein Punkt in Flensburg.