Die Beschränkungen für Ungeimpfte beim Einkauf in Geschäften, die nicht zum täglichen Bedarf zählen, sind Geschichte. Sie dürfen ab sofort wieder regulär überall einkaufen – vorausgesetzt sie können ein Corona-Testzertifikat mit negativem Ergebnis vorweisen. Eine Buchhändlerin aus dem Ortenaukreis hatte gegen die bislang geltende 2-G-Regelung in Baden-Württemberg geklagt und vom Verwaltungsgerichtshof Recht bekommen. Und generell gelten ab Freitag weitere Erleichterungen. Aber was heißt das nun für Geschäftsleute und Kunden genau?
„Einkaufen fühlt sich nun wieder freier an“
Was die Aufhebung der 2-G-Regel für die Händler bedeutet, beschreibt Thomas Wartner vom Modehaus Stulz in Waldshut ziemlich emotional. Er ist der Vorsitzende des Werbe- und Förderungskreises Waldshut (W+F). „Für alle Menschen, welche in die Stadt kommen möchten, hört und fühlt es sich nun psychologisch ‚freier“ an“, so Wartner.
„Es kommen dann automatisch wieder mehr Kunden in die Innenstadt und zu uns“, so die Erwartung des Geschäftsmanns. Er berichtet von einer „extrem niedrigen Frequenz“, während die 2-G-Regelung gegolten habe. Dies habe auch wieder Umsatzeinbußen nach sich gezogen.
Auch die Gastronomie in Waldshut habe zum großen Teil geschlossen. Dies bedauert Wartner – denn: „Wir beide – Handel und Gastronomie – gehören zu einem gut florierenden Leben in Innenstädten, da jeder Besucher beim Bummeln etwas trinken und essen möchte.“
Immerhin werden auch die Vorschriften für die Innenräume in der Gastronomie ein wenig gelockert. Hier gilt ab Freitag, 28. Januar, 2-G, nicht wie bisher 2-G-plus.

Kontrollen bedeuten zu großen Zeitaufwand
Allein der Kontroll-Aufwand, der mit den Regeln verbunden sei, sei aus Sicht der Händler ein Unding, sagt Wartner: „Erstens ist es keine Willkommenskultur, welche wir an der Tür durch die Kontrolle verbreiten, außerdem ist man personell immer damit auch gebunden, sprich der Zeitaufwand ist zu groß.“
Vor allem Ladenbetreiber mit größeren Handelsflächen müssten zum Teil zwei oder drei Eingänge zwecks Kontrollen im Blick behalten. Er sagt aber auch: „Das ist alles zu schaffen, und in Waldshut wird das sehr gut gelöst, denn die Kunden machen auch freiwillig sehr gut mit. Das läuft in der Regel reibungslos.“
„Wohlfühl-Einkaufen ist weg gebrochen“
Auch die Händler in Tiengen hätten die Aufhebung der 2-G-Regel erleichtert aufgenommen, wie Nikola Kögel, Geschäftsführerin der Aktionsgemeinschaft, berichtet. „Das geht in die richtige Richtung, wünschenswert wäre, dass noch weiter gelockert wird, dass sogar alle Maßnahmen für den Einzelhandel aufgehoben werden“, sagt Kögel, die sich aber durchaus der aktuellen Corona-Lage bewusst sei.
Mit 2-G habe auch der Tiengener Einzelhandel einen deutlichen Rückgang verspürt. „Die Verunsicherung bei den Leuten ist groß und damit kommen auch weniger“, schildert die Buchhändlerin ihren Eindruck. Nun sei es nötig, dass die Innenstädte wieder mehr belebt werden. „Die Leute können nicht mehr unbeschwert einkaufen, das Wohlfühl-Einkaufen ist total weggebrochen“, erzählt die Geschäftsfrau.

Die Kunden würden überwiegend ihren Bedarf decken. Samstags etwa hätten sich vor der Pandemie die Kunden in der Buchhandlung Kögel getroffen, es sei für sie wie ein Kultur-Erlebnis gewesen, doch mittlerweile sei der Samstag zu einem schwachen Tag geworden. Und die Kontrollen? Die würden mit 3-G für die Händler noch aufwendiger werden, da nun zusätzlich auch die Corona-Tests der nicht geimpften Kunden kontrolliert werden müssten, so Kögel.
Öffnungszeiten wurden reduziert
„Je mehr Hürden man hat, desto weniger Kunden kommen“, sagt auch Elisabeth Vogt, Vorsitzende des Gewerbevereins Pro Bad Säckingen. Und so sei auch hier die Aufhebung von 2-G eine große Erleichterung für den Handel. Vor allem nach den vergangenen Monaten. Der Januar sei ohnehin immer ein schlechter Monat und auch die Weihnachtsumsätze seien schlecht gewesen. Gleichzeitig habe mit den Maßnahmen hätte der Online-Handel die Umsätze erhöht, die kleinen Ladengeschäfte dagegen Einnahmen verloren.
Und: „Der Montag ist der neue Mittwoch“, so Vogt. Soll heißen: Wer an einem Montag in die Stadt kommt, treffe auf viele geschlossene Laden- und Restaurant-Türen. Viele Gewerbetreibende und Gastronomen hätten die Öffnungszeiten aufgrund der aktuellen Lage reduziert.
Was ihr auch auffällt: „Die Kunden konnten kein richtiges Shopping-Erlebnis haben, weil mit 2-G-Plus in der Gastronomie nicht für alle ein Café-Besuch möglich ist.“ Dass auch hier ab Freitag etwas gelockert wird, hält sie für ein gutes Signal.
Zum allgemeinen Umsatzeinbruch trage außerdem das Ausbleiben der Schweizer Kundschaft bei: „Das trifft uns Händler an der Grenze doppelt.“ Rund ein Drittel des Gesamtumsatzes hätten bisher die Nachbarn aus der Schweiz ausgemacht. Ein weiterer Aspekt sei Homeoffice – da immer mehr Menschen zu Hause arbeiten würden, kämen sie mittags nicht in die Stadt.