Warum hängt mitten in der Wohnung des Pforzheimer Oberbürgermeisters ein buntes Gemälde, das die Waldshuter Kaiserstraße zeigt? Weil Peter Boch (44) in Wahrheit ein Mann vom Hochrhein ist!

In Waldshut geboren, in Lauchringen aufgewachsen und dann für den Traum von der Profi-Tanzkarriere hinaus in die weite Welt – auf diesen Lebenslauf konnte der Rathauschef der nordbadischen Großstadt schon mit elf Jahren blicken. „Ich war vier Jahre alt, als mich meine beste Kindergartenfreundin mit zum Ballettunterricht genommen hat“, erinnert er sich, „wir waren damals unzertrennlich, deshalb bin ich mitgegangen.“

Der kleine Peter strebt große Ballett-Kariere an

Der Bub verliebte sich in die filigrane Tanzkunst. Und während Mama eher verdutzt dreinblickte, sagte sein Opa, der selbst leidenschaftlicher Boxer war: „Ist doch toll, ich zahl ihm die Stunden!“ Ein paar Jahre später hatte seine Freundin wieder mit Ballett aufgehört – und Peter Boch nach Unterricht im Kaitle, in Kadelburg und Zürich einen der begehrten Plätze an der weltbekannten John Cranko Ballettschule in Stuttgart ergattert.

Peter Boch träumte einst von einer Profi-Tanzkarriere. Rund 13 Jahre lang trainierte er an renommierten Balletteschulen.
Peter Boch träumte einst von einer Profi-Tanzkarriere. Rund 13 Jahre lang trainierte er an renommierten Balletteschulen. | Bild: Peter Boch/Privatarchiv

Boch besuchte dort das Internat, trainierte Tag für Tag Balance, Schritte und Pirouetten. Er stand sogar gemeinsam mit seinen großen Idolen auf der pompösen Ballett-Bühne im Stuttgarter Opernhaus. Doch nach 13 Trainingsjahren, rund ein halbes Jahr vor dem Abschlussdiplom, musste er seinen Traum von der Profi-Tanzkarriere aufgeben: „Ich hatte schmerzhafte Wassereinlagerungen in der Hüfte, die mich immer wieder vom Training abhielten – ich wusste: Das verwächst sich irgendwann, aber das mit der Tanz-Karriere, das wird nichts mehr.“

Vom Balletttänzer zum Drogenfahnder

Mit damals 17 Jahren kehrte er zurück nach Lauchringen, jobbte einen Sommer lang in einem Baumarkt in Waldshut-Tiengen und bewarb sich dann zur Polizeiausbildung. „Ein anderer Kindheitstraum“, sagt er. Nach der Ausbildung in Göppingen fuhr er nicht nur Streife, sondern unterstützte auch die Drogenfahndung – samt verdeckten Ermittlungen und Drogenkäufen in ziviler Kleidung.

Anfang der 2000er-Jahre war Peter Boch Polizist, unter anderem in der Landeshauptstadt Stuttgart.
Anfang der 2000er-Jahre war Peter Boch Polizist, unter anderem in der Landeshauptstadt Stuttgart. | Bild: Peter Boch/Privatarchiv

„Das war eine aufregende Zeit“, erinnert sich Peter Boch. Aber so richtig aufregend wurde es 2006: „Damals kam ich ins Personenschutz-Kommando für Landespolitiker.“ Kurz: Fünf Jahre lang wich er dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger, und später Stefan Mappus, nicht mehr von der Seite.

„Ob bei Landtagssitzungen, Firmenbesuchen oder Auslandsreisen – meine Kollegen und ich waren dabei, um seine Sicherheit zu gewährleisten.“ In Gefahrenlagen galt es dabei möglichst unauffällig und geräuschlos Verdächtige festzunehmen – ein bisschen wie im Hollywoodfilm. „Wir hatten großes Glück, dass es nie zu einem Anschlag kam“, sagt Peter Boch.

Als Personenschützer verliebt er sich in die Kommunalpolitik

In den Tausenden Stunden an Oettingers Seite habe er natürlich auch Landespolitik hautnah mitbekommen – und sich schließlich in die Kommunalpolitik verliebt. „Man kann so viel bewegen und der Gesellschaft etwas zurückgeben“, so Peter Boch. Nach kommunalpolitischen Stationen im Stuttgarter Westen, wurde er 2011 Bürgermeister der rund 3000-Seelen-Gemeinde Epfendorf im Landkreis Rottweil. 2017 setzte er sich schließlich in Pforzheim als CDU-Kandidat mit 51,5 Prozent gegen den Amtsinhaber Gert Hager (SPD, 40,8 Prozent) und zwei weitere Kandidaten durch.

Dass ihr OB bereits Balletttänzer, Polizist und Bodyguard war, wird laut Peter Boch von den Pforzheimern „wohlwollend zur Kenntnis genommen“. Und was sagt er selbst zu seinem ziemlich abwechslungsreichen Lebenslauf? „Durchhaltevermögen, Disziplin und Weltoffenheit jenseits aller Rollenvorstellungen habe ich aus meinen vorherigen Tätigkeiten gelernt – alles wichtige Werte, die mich als Oberbürgermeister besser machen“, ist er überzeugt.

Peter Boch ist heute Oberbürgermeister der Großstadt Pforzheim im Nordschwarzwald.
Peter Boch ist heute Oberbürgermeister der Großstadt Pforzheim im Nordschwarzwald. | Bild: Stadt Pforzheim

In der Kommunalpolitik seien ihm vor allem die Sicherung von Lebensqualität und die Möglichkeit der Mitgestaltung der eigenen Heimat wichtig. Schon vor der Wahl zum Oberbürgermeister von Pforzheim war für Boch und seine damals mit dem dritten Kind hochschwangere Frau Monika klar: „Wo man Bürgermeister ist, da lebt man auch! Bei einem Wahlsieg ziehen wir nach Pforzheim.“

Also verkauften sie ihr erst 2014 gebautes Haus in Epfendorf wieder und mit dem neuen OB-Amt kam auch die neue Heimat. „Weil wir in Pforzheim richtig glücklich sind und ich meiner Familie keinen weiteren großen Umzug zumuten konnte, wäre für mich eine Bewerbung auf das OB-Amt in Waldshut-Tiengen im vergangenen Jahr trotz Heimatliebe keine Option gewesen“, sagt Peter Boch.

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Noch immer im Kontakt mit Bürgermeister der Heimatgemeinde

Aber er schätze den Austausch mit Amtskollegen sehr, weil Themen wie Innenstadtbelebung, Klimawandel und Nachhaltigkeit alle Kommunen gleichermaßen beschäftigt: „Mit Lauchringens Bürgermeister Thomas Schäuble bin ich regelmäßig in Kontakt – meine Heimat aus Kindheitstagen hat sich wirklich toll entwickelt!“ Vor allem die Entwicklungen auf dem ehemaligen Lauffenmühlearreal, wo er als Kind gerne an der Wutach gespielt hat, und im Riedpark beobachtet er voller Spannung.

Auch wenn Peter Bochs Mutter 2020 verstorben sei, sei er zuletzt vor rund zwei Monaten am Hochrhein gewesen, weil Patenonkel und Freunde noch in der Region leben. Die Küssaburg, das Schwimmbad und der Wutachdamm gehören zu seinen Sehnsuchtsorten aus Kindertagen. „Und beim Geschmack und Geruch von Räucherforellen muss ich sofort an Lauchringen denken“, lacht er, „dank der Forellenzucht dort war das eine häufige Leckerei im Hause Boch!“

Darum hängt die Kaiserstraße im Wohnzimmer

Und warum zeigt das Gemälde in seinem Wohnzimmer Waldshut und nicht seine Herzensheimat Lauchringen? „Meine Oma hat im Kaffee Albrecht gearbeitet und mein Opa war Wand- und Kunstmaler, der die Kaiserstraße mit seinen Pinseln festgehalten hat“, sagt Peter Boch stolz, „das Bild liebe ich sehr, weil es mein Fenster in die Heimatregion am Hochrhein ist!“ Auch in Lauchringen, an einem Bauernhof nahe dem Lauffenmühlearreal, gibt es noch ein Wandbild von Karl Boch aus der Nachkriegszeit zu entdecken, das sich dem Thema Flucht widmet. „Mitnehmen konnte ich eben nur dieses Gemälde – und das ist etwas ganz Besonderes!“

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